Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
der Zeit schinden sollte. Stattdessen standen sie im nächsten Moment vor einer schweren Tür mit der Aufschrift BACKBORD SUITE 75. Ohne anzuklopfen wollte Jans sie öffnen, fand sie jedoch verschlossen. Er drückte die Klingel.
«Wer ist da?», war eine männliche Stimme zu hören.
«Sonderermittler Bruner in richterlichem Auftrag.»
«Oh», kam es zurück. Man hörte ein kurzes Summen, dann schwang die Tür nach innen auf. Sie traten ein. Das Wohnzimmer der Suite war ziemlich groß und mit geschmackvollen Möbeln eingerichtet. Auf einem der Sofas saßen zwei Axianerinnen, deren Oberkörper nur ihre Haare bedeckten. Vor dem Sofa stand ein älterer Axianer, dessen Ausstrahlung selbst in Abendrock und Pantoffeln imposant war. In seiner linken Hand hielt er einen vollen Schwenker, die rechte hielt er nach merdianischer Art zum Gruß entgegen. «Darf ich mich vorstellen: TyMar. Wie kann ich helfen?»
Jans ignorierte die hingestreckte Hand und baute sich vor dem Künstler auf. «Es handelt sich um eine richterliche Ermittlung. Wir wissen, dass Sie im Besitz von Iril-Artefakten sind. Damit verstoßen Sie gegen die Reichssicherheit. Wir werden die Artefakte beschlagnahmen.»
An Jans ist ein Diplomat verloren gegangen, dachte Anston.
«Aber, das ist nicht rechtens!», ereiferte sich TyMar.
Jans’ Stimme war kühl. «Doch, ist es. Ich fordere Sie auf, uns persönlich zu den besagten Gegenständen zu führen!»
«Ich habe Gäste», entgegnete TyMar und wies auf die beiden Frauen.
Jans starrte ihm unverwandt in die Augen.
TyMar blickte umher – und seine Augen blieben an Anston hängen. «Konsul, was hat das zu bedeuten?»
Seinen Blick erwidernd, sagte Anston mit fester Stimme: «Es ist besser, Sie tun, was der Sonderermittler sagt.»
TyMar zögerte noch einen Moment, dann stellte er das Glas weg. «Nun gut. Darf ich mich noch umziehen?»
«Diese Sache duldet leider keinen Aufschub – gehen wir», forderte Jans.
«Aber so kann ich doch nicht vor die Tür gehen!»
«Kommen Sie jetzt mit!», sagte Jans streng.
TyMar fügte sich.
***
Fünfzehn Minuten nach dem Ende von TyMars Auftritt ging das Tor zum Frachtraum auf. Licht wurde angeschaltet. Scyna und Blaine spähten durch die Gitterstäbe. Mehr als einen kleinen Ausschnitt des Raumes unter ihnen konnten sie aufgrund des Blickwinkels nicht erkennen. Geräusche, die bei jedem Verstauen entstanden, hallten herauf: Robotlader wurden herangefahren, die die Requisiten mit winselnden Motoren und schweren Metallschritten an ihre Plätze trugen. Befehle ertönten, hin und wieder erklang heiseres Lachen. Nach einer halben Stunde zogen sich die Arbeiter zurück. Das Tor wurde geschlossen, das Licht erlosch.
Nachdem sie weitere zehn Minuten gewartet hatten, setzten sie die MultiBrillen auf, und aus der Dunkelheit schälten sich die Umrisse der Iril-Gegenstände. Scyna aktivierte einen Störsender, der auf die Frequenz der Überwachungskameras eingestellt war. Er übermittelte nun das am Computer erstellte Bild einer Lagerhalle, in der alles so war, wie es sein sollte. Wenn diese Täuschung gelang, konnten sie vorerst unbemerkt in die Halle eindringen. Falls nicht, würden innerhalb von Minuten Sicherheitskräfte auftauchen. Sie hatten keine Möglichkeit, die Wirksamkeit ihres Tricks vorab zu überprüfen. Es blieb ihnen nichts weiter übrig, als sich einfach darauf zu verlassen, dass das gefälschte Kamerasignal seinen Zweck erfüllte, und setzten ihre Arbeit fort.
Blaine zog aus dem Rucksack zwei Spraydosen. Er stellte sich über das Gitter und sprühte Säure auf dessen Rand. Leise zischend fraß sich die aggressive Substanz durch das Metall. Scyna lag in der Röhre, die Füße gegen das Windengestell gestemmt, das Seil in den Händen. Nach einer halben Minute, hatte die Säure das Metall so angegriffen, dass Scyna das Gitter mit einem Ruck herausbrechen konnte. Aus der anderen Dose sprühte Blaine Schaum auf die Ränder von Gitter und Röhre, um die Säure zu neutralisieren.
Er löste das Seil vom Gitter und befestigte es an seinem Anzug, dann nahm er die Armbrust aus Plastik und hüpfte durch das Loch. Scynas Muskeln spannten sich an, als sie das Gewicht ihres Bruders – wenn auch durch die vielen Umlenkrollen abgeschwächt – halten musste. Langsam gab sie Seil nach und senkte Blaine in den Frachtraum hinab.
Falls die Überwachungskameras das falsche Bild übertrugen, würde er unbemerkt bleiben. Ansonsten konnte er schon im nächsten Augenblick von
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