Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
einschlugen und ihn überlasteten, wusste VarNa, dass sie verloren hatte. Sie war in die Falle getappt und hatte eine der ersten Lektionen vergessen: Niemals die Umwelt aus den Augen lassen. Der Laserstrahl durchschnitt Sekunden später ihren linken Flügel, richtete irreparable Schäden an und zerstörte die Backbordtriebwerke. Die Sturmwinde erfassten den wehrlosen Schmetterlingsflieger und rissen ihn hinab. Sie stürzte aus den Wolken, raste rotierend dem Wald entgegen. Alle Systeme meldeten Ausfälle, Warnlichter und –töne wurden zu einer Kakophonie. Es würde noch Minuten dauern, bis der vernichtende Aufschlag kam; zu retten war das Schiff nicht mehr, aber es war genug Zeit, um sich zurückzuziehen. Doch VarNa blieb sitzen, wollte den Absturz bis zum Ende miterleben, damit ihr dieser Fehler niemals mehr unterlaufen würde. Diese Lektion musste schmerzen. So blieb sie bei ihrem Flieger, bis er krachend in die Baumwipfel stürzte. Er überschlug sich, hieb eine Schneise in den jahrhundertealten Wald, bevor er in Flammen aufging.
Die Kontrollen wurden schwarz.
VarNa lehnte sich zurück und nahm den Datenhelm ab. Sie schob den Stuhl von den Kontrollen fort, stand auf und ging auf den Balkon. Ihr Blick richtete sich gen Osten. Dort war das Unwetter am Nachmittagshimmel deutlich zu sehen. Ein ganzer Gebirgszug von dunklen Wolkenriesen stand über dem Wald und Rok-Stadt. Er peitschte sie mit Regen, Blitz und Donner. Irgendwo dort lag das Wrack ihres Schmetterlingsfliegers. Sie hatte ihn selbst angemalt, damals, als er ihr überantwortet worden war. Sie winkte ihm zum Abschied.
Jetzt war sie eine Pilotin ohne Flieger. Sie wusste, dieser Zustand würde nicht lange dauern. Vielleicht bekam sie dieses Mal sogar das Kommando über ein echtes Raumschiff, kein ferngesteuertes. Und dann werde ich mich noch einmal mit Ega Rix messen, schwor sie sich. Lange Zeit hatte es ausgesehen, als könnte sie die Leved besiegen. Sie hatte sich gute Chancen herausgeflogen, hatte der Yacht zugesetzt. Aber am Ende zählt, wer in der Luft bleibt, ermahnte sie sich. Jetzt war es Sache der anderen Fliegerpiloten, die Iril zu erwischen. Sie wünschte ihnen Glück.
VarNa sah über das Meer, dass sich rings um sie herum erstreckte. Die Wellen schlugen heute hoch gegen die Abtei der Arkanen, die sich ihren Weg durch das Wasser pflügte. VarNa blickte in Fahrtrichtung, wo der hoch aufragende Turm der schwimmenden Abtei die Wellen durchschnitt. Nur ein Drittel des Gebäudes lag über Wasser.
Ein Geräusch aus ihrer Wohnung rief sie zurück. Sie schloss die Balkontür und ging hinein. Dort schwebte schon das Hologramm von Meister Har Guil in der Luft. «Sie haben gut gekämpft, Schwester VarNa.»
«Die anderen sind noch in der Luft.»
«Natürlich, sie haben schließlich einen Caraner als Piloten», sagte Guil mit gut gemeintem Spott. Ernst fügte er hinzu: «Zwei weitere Flieger wurden abgeschossen und sie haben mit Geisterbojen unsere Sensoren überlistet. Sie werden bald in den Transit gehen, und keines unserer Schiffe kann sie mehr aufhalten.»
«Dann ist also die ganze Operation gescheitert», folgerte VarNa enttäuscht. So kurz vor dem Ziel. Wäre ich bloß nicht in die Wolke geflogen. Ich hätte sie aufhalten müssen!
«Es wurden viele Fehler gemacht», sagte Guil, als hätte er ihre Vorwürfe gehört. «Die Zukunft wird uns zeigen, was wir gelernt haben. Doch nun müssen wir einen Freund zurückholen. Bruder TyMar hat sicherlich keine angenehme Zeit auf Baikasch. Wir werden morgen mit unserem Plan beginnen. Ich denke, es wäre angemessen, wenn ihn jemand mit seiner Privatyacht abholen würde. Schwester VarNa, kennen Sie eine Pilotin, die für diesen Flug zur Verfügung stünde?»
«Ja, Meister», sagte VarNa lächelnd.
Fragwürdige Entscheidungen
Der Ort war gut gewählt, er versammelte alle spirituellen Elemente auf kleinem Raum. Im Osten stand eine Handvoll Findlinge, zwischen denen die Sonne aufging; Vögel hatten dort ihre Nester gebaut. Im Süden lagen die ersten Ausläufer eines großen Waldgebietes; man hörte das Rascheln von Tieren im Unterholz. Im Westen floss ein kleiner Bach in den Wald; Fische planschten in ihm. Im Norden gab es Grasland; ein kleiner Hügelkamm erhob sich dort, hinter dem Indra eine Ebene wusste, die bis zur Hauptstadt Anarivo reichte; die mächtige Säule der Orbitalstation ragte in die Wolken.
Indra Fey kniete in der Mitte eines abgesteckten Quadrats und hielt die
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