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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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Menschen gequält wurden, die gegen die Gesetze ihrer Götter verstießen. Aus dem Gefühl heraus, Wanduns Wünschen nicht zu entsprechen, erwuchs Indras Reue. Es war, als hätte sie das Vertrauen eines geliebten Mentors enttäuscht. Zudem war der Seitensprung nicht der einzige Grund, weshalb sie sich schlecht fühlte.
    Sie spürte eine Person neben sich und öffnete die Augen. Priester Jololi stand einige Schritte zu ihrer Rechten. Obwohl er ein Baikascher war, trug er nicht die schwarz-weiße Mode, sondern eine jadegrüne Robe seines Standes. Er betrachtete mit leisem Lächeln die Findlinge, in denen die Statuetten von Howal und Aren standen. «Wie ich sehe, scheint dieser Schrein Ihre besondere Aufmerksamkeit zu besitzen, verehrte Richterin.»
    Jetzt, da er es sagte, erkannte sie den Zusammenhang auch. Indra nickte. «Howal fand seine Frau in der sittenlosesten Stadt von ganz Merdia. Er nahm sie gegen den Wunsch seiner Eltern zur Frau, und sie stiftete nur Unruhe zwischen den Göttern.»
    «Doch fragte Wandun sie oft um Rat, wenn er Verträge aushandelte. Ihre Findigkeit brachte ihm die Burg Garar, von Riesen erbaut und strahlend in alle Ewigkeit.»
    «Sie wird es sein, die den Bund zerbricht und Geschwister gegeneinander kämpfen läßt, wenn der letzte Tag kommt.»
    Priester Jololi nickte. «Sie ist, was sie ist: eine Intrigantin. Wer sich trotzdem ihrer Talente bedient, darf nicht erwarten, dass sie ausgerechnet zu ihm ehrlich ist.»
    «Trotzdem suchten Howal und Wandun bei ihr Rat. Wieso?»
    «Weil es unsere Natur ist», sagte Jololi mit leiser, angenehmer Stimme. «Wir sind fasziniert von der Kraft, die uns treibt, böse und hinterhältig zu sein. Das Auflehnen gegen Regeln, das Verneinen der gesellschaftlichen Ordnung – das alles ist eine große Triebfeder in unserem Denken. Wir alle wollen dasselbe: Liebe, Geborgenheit, Sicherheit. Trotzdem treibt es uns dazu, einzigartig zu sein, etwas Besonderes. Wir sind fasziniert von der Idee der Anarchie und von jenen, die sie leben. Die Götter konnten diesen Aspekt in uns nie verstehen, deshalb gingen sie zu Aren.»
    Selbst ich bin nicht dagegen gefeit, gestand sich Indra ein. Rok hat seine Spuren hinterlassen – und all die anderen Orte, die so sind wie er. Etwas zieht mich zu solchen Welten, auch wenn es sich für eine Person mit meiner Stellung und Verantwortung nicht ziemt. Sie schämte sich.
    Neben ihr brummte der Priester und strich sich durch den Bart. «Hm, ich sollte die Gesetzlosigkeit im Beisein einer Richterin wohl nicht allzu laut preisen.»
    Indra lächelte schief. «Preisen? Was gibt es daran zu preisen?»
    «Neue Ideen kamen noch nie aus zufriedenen Köpfen.»
    Indra musterte Jololi einen langen Moment. Dieser Priester ist ein konservativer Revolutionär – ein offener Widerspruch. Ich sollte ihn zu einem Abendessen einladen. Dieser Gedanke erinnert sie an ihren Gast, der auf sie wartete. «Ich muss nun gehen, Priester. Dieser Ort ist bei Ihnen in guten Händen. Wandun möge über Sie wachen.»
    «Mögen die Götter über uns alle wachen, Richterin.»
    Indra ging zum Fuß des Hügels im Norden. Dort wartete bereits ihre Zofe. Mit schnellen, geübten Griffen legte sie ihr die orangefarbene Richterrobe an und drückte schließlich das Käppi auf das hochgesteckte Haar. Mit jedem Knopf, der sich schloss, zog sich die Person Indra Fey zurück, und die Richterin trat in den Vordergrund. Als sie völlig angekleidet den Hügel hinaufstieg, nahm sie ihre Rolle in der Gesellschaft dankbar an. Als sie auf dem Hügelkamm stand, blickte die Richterin herab.
    Am Fuße des Hügels wartete der Mann, der sie zum Gericht begleiten würde. Er trug einen blaugrauen Sommeranzug und Sonnenbrille. Sie hatte ihre Wachen gebeten, großen Abstand zu halten, und die Männer und Roboter hatten ihrem Wunsch entsprochen. Als sie zu Jans Bruner trat, fühlte sie sich mit ihm fast allein.
    Einige Meter entfernt grasten Reittiere. Dies waren zum größten Teil vierbeinige Asshas. Sie hatten einen massigen Körper, dunkles Fell und gutmütige Augen. Sie wurden als Lasttiere genutzt, da sie auf ihren breiten Rücken problemlos mehrere Männer tragen konnten. Indra selbst war in einer Sänfte hierhergekommen, die von Asshas getragen worden war. Neben ihnen standen Jejos. Die zweibeinigen Nager waren zweieinhalb Meter groß und hatten kurzes, safrangelbes Fell. Ihre Arme waren verkümmert, die Beine dagegen sehr muskulös. Jejos waren ausdauernde Sprinter, und man sah ihren Blicken

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