Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
und betrachtete das Geschwisterpaar. Seine Mimikfacetten leuchteten golden vor Genuss. Blaine spielte und sang selbstvergessen, während Scyna sich immer schneller drehte. Ihr Mantel flatterte um ihren Körper, der sich bog und schüttelte. Ihr Haar peitschte durch die Luft – und dann, nach einem rasenden Finale, endeten Musik und Tanz mit einem Schlag auf die Saiten und einem Stampfen der Füße.
Die Geschwister spürten der Musik nach, dann sahen sie sich an und lächelten. Nach einem Moment wandte sich Blaine an Rix: «Alles klar?»
«Die Maske ist fertig. Sie wird oberflächlichen Ansprüchen genügen. – Und, Scyna, bist du jetzt ein SimStim-Star?»
Scyna hatte sich einen Stuhl herangezogen und saß über die Lehne gebeugt da. Sie runzelte unwillig ihre Stirn. «Das war total albern. Erst musste ich posieren wie bei einem Striptease. Und dann habe ich mit irgendwelchen eingebildeten Krakenmonstern gekämpft. Xandreij rief immer: ‹Mehr Gefühl! Sie haben dich gleich! Ihre glitschigen Arme umschlingen dich!› Und ich stand da auf dieser kleinen Plattform, umgeben von Kameras und Scannern. Das war so bizarr.» Sie lachte laut auf. «Dann fragte er mich, wie ein Messerkampf abläuft. Ich zeigte ihm ein paar Tricks, und er war zufrieden. Nachher haben wir die Show aufgenommen, das ging schnell. Das meiste nimmt er aus seinem Archiv. Ich kann die SimStim morgen abholen.»
Rix wandte sich an Blaine. «Bist du fündig geworden?»
Blaine nickte. «In den Aufzeichnungen gab es nichts, was wir gebrauchen könnten – bis auf einen Namen, der mich neugierig machte. Ich habe dann das Datennetz Nostokurs durchsucht und alles Mögliche über den Kerl erfahren. Er scheint perfekt zu sein.»
Blaine stellte die Gitarre ab und holte seinen Taschencomputer hervor. Auf dessen Folie entstand die Projektion eines Nostokers im Geschäftsanzug. Die Haare an der Schnauze ergrauten schon und die Ohrenspitzen hingen etwas herab – deutliche Zeichen, dass dieser Nostoker die letzte seiner vier Lebensdekaden erreicht hatte.
«Dieser Kerl ist ein Geschäftspartner Kovo Lagans und macht in Erzverhüttung. Er beteiligte sich an den Kosten für die Erforschung des Speil-Systems und streicht nun den Profit ein, den er aus den Erzvorkommen bekommt. Ich schätze mal, er wird wie wir von Lagan betrogen, was die wirkliche Quantität und Abbaurate der Vorkommen angeht. Er ist ein Mann, den man kennt und auf den man hört. Aber er wird nicht auf uns hören – da hatte Lagan Recht.»
«Wie sollen wir ihn dann auf Lagan aufmerksam machen?», fragte Rix.
«Offiziell? Gar nicht. Aber er wird morgen in einem Restaurant auf einen Geschäftspartner warten. Ich habe mich in die Reservierungsliste des Restaurants eingeklinkt und uns einen Platz für zwei Personen direkt neben seinem reserviert. Wenn der Geschäftspartner morgen zu spät kommt, wird er gar nicht anders können, als dem Gespräch seiner Platznachbarn zu lauschen.»
«Wie heißt der Kerl?», fragte Scyna.
«Agor Berewsk.»
***
Agor Berewsk fand seinen Stammplatz für sich und seinen Geschäftspartner reserviert und überließ seinen Mantel der Bedienung. Er bevorzugte diesen Platz am Fenster, von dem aus man auf den Fluss hinabsehen konnte. Die Promenaden zu beiden Seiten des Flusses waren immer voller Spaziergänger; es war ein beruhigender Anblick, der ihn in die rechte Stimmung für die ausgezeichneten Mahlzeiten versetzte.
Er sah nur kurz in die Getränkekarte und bestellte dann einen leichten Sommerwein von Baikasch. Die letzten drei Jahrgänge waren auf Baikasch besonders gut ausgefallen, aber er entschied sich für einen zehn Jahre alten. Wenn er schon hier speiste, wollte er auf nichts verzichten.
Bei der Speisekarte nahm sich Agor Berewsk mehr Zeit. Natürlich würde er nicht vor dem Eintreffen seines Geschäftspartners bestellen, aber bis dahin war diese Lektüre ein guter Zeitvertreib.
Schon nach kurzer Zeit wurde er abgelenkt. Zwar gehörte es nicht zur Etikette, Gespräche an anderen Tischen zu belauschen, aber wer würde ihm deswegen schon einen Vorwurf machen? Seine Ohren waren trotz seines fortgeschrittenen Alters sehr gut. Er erkannte die Stimmen eines Mannes und einer Frau, wahrscheinlich beides Menschen. Sie setzte sich zu dem Mann an den Tisch und fragte aufgeregt: «Was hat er gesagt?»
«Er will nicht zahlen», sagte der Mann. «Ich habe ihm alle Unterlagen gezeigt, aber er behauptet, seine Untersuchungen hätten andere Ergebnisse
Weitere Kostenlose Bücher