Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Architektur. So fühlte sich Eren Gilescy der Heimat ein bisschen näher, als er sich in einen der zylindrischen Sessel setzte und sich in der Halle umblickte.
Hoch aufragende, filigran wirkende Konstruktionen stützten das Dach aus Glasal. Weiße Aufzugskabinen fuhren gemächlich in durchsichtigen Röhren die sieben Etagen an. Zwischen den Säulen und Trägern gab es Plattformen, die Restaurants oder kleine Parkanlagen trugen. Einheimische Pflanzen räkelten sich zwischen den Konstruktionen und gaben allem ein buntes, lebendiges Flair.
Eren ertappte sich dabei, eine Hand in die Tasche gesteckt zu haben, in der die Figur von Ewie lag. Ewie war die merdianische Göttin der Lust – und des Schmerzes, aber an den zweiten Aspekt dachte Eren im Moment nicht. Mit dem Kauf der kleinen Figur, über die jetzt seine Finger streichelten, hatte er ein kleines Opfer an jene Gottheit gebracht, deren Zuwendung er in den nächsten Stunden erhoffte. Vor diesem Kauf hatte er in einem Tempel der Gottheit Emangar gebetet. Damit erhoffte er sich Schutz für seinen Wohlstand, seine Ehe und Familie.
Eren mochte seine Frau, er genoss die meiste Zeit mit ihr. Er würde sagen, er führte eine glückliche Ehe, besonders seit der Geburt seines Sohnes. Seine Frau war eifersüchtig und würde nicht verstehen, dass er auch andere begehrte. Er hatte nicht vor, seine Ehe zu aufzulösen, aber diese Tolobe war schon ein Abenteuer wert. Sie hatte Feuer – und sie war ein Profi. Mit ihr würde er alles machen können, und sie kannte bestimmt Tricks, an die er noch niemals gedacht hatte.
Sicher, die Tolobe war zu kurvenreich für eine klassische merdianische Schönheit, aber eine Frau mit athletischer Figur und Apfelbrüsten hatte er zu Hause, jeden Tag, und das schon seit Jahren. Wenn er sich schon auf eine Affäre einließ, sollte es auch eine neue Erfahrung sein, sagte er sich. Die Tolobe war bestimmt ausdauernder und machte nicht schon nach der ersten Runde schlapp.
Er erinnerte sich an das Visifongespräch von heute Vormittag. Er hatte in seinem Büro gesessen, als es angekommen war. Die Tolobe hatte ihn angelächelt, ihr Haar war rot gefärbt, was Eren besser gefallen hatte als das Grün bei ihrem ersten Besuch. Nach den Begrüßungsfloskeln hatte Frau Tolobe gesagt, ihr lasse das Schiff keine Ruhe.
«Es ist eine wahre Schönheit», sagte Eren.
«Ja, das ist es.» Die Tolobe lächelte und wirkte dabei jünger. «Ich habe meine Partnerinnen wohl ein bisschen genervt, weil ich über nichts anderes mehr reden konnte.» Sie machte eine kleine Pause, in der das Lächeln verschwand. «Deswegen fällt es mir schwer, aber wir können uns das Schiff zu dem genannten Preis nicht leisten.»
Im ersten Moment war Eren enttäuscht: Sollte das das Ende sein? Ein letztes Gespräch am Visifon, eine Absage, und danach würde er sie nie wiedersehen? Doch dann erkannte er seine Chance und fasste neuen Mut. Sein Blick fiel auf die Tabellen, die die Quartalsdaten seiner Filiale darstellten. Das Geschäft mit Frau Tolobe würde erst ins nächste Quartal fallen, was genug Zeit bedeutete, um nötigenfalls ein paar kleine Unstimmigkeiten aufzufangen. Es wäre nicht das erste Mal. Aber noch nie würde es sich so gelohnt haben. Jetzt kam es darauf an. «Nun¬», sagte er, «vielleicht können wir ja noch einmal über die Konditionen reden.»
Die Tolobe sah auf. In ihren Augen war Hoffnung, aber auch die kühle Berechnung einer Geschäftsfrau. Er würde sie nicht übertölpeln können, dazu war sie zu gewitzt. Der direkte Weg schien ihm die bessere Wahl. Sie lebte davon, ihren Körper feilzubieten – und mehr wollte er ja gar nicht.
«Wie meinen Sie das?», fragte sie.
Eren zuckte mit den Schultern. «Ich kann gerne noch mal unsere Berechnung durchgehen. Vielleicht finde ich ja das eine oder andere Angebot, wenn wir uns entgegenkommen. Wir müssten uns natürlich noch mal persönlich treffen. So etwas kann man schlecht am Visifon verhandeln.»
«Ich verstehe.» Ihr Blick sagte genau das Gleiche, sie hatte eine Entscheidung getroffen. «Hätten Sie heute Abend Zeit?»
Er hatte sie sich genommen. Seine Assistentin hatte er nach Hause geschickt, bevor er hierher gekommen war, vor dem offiziellen Büroschluss. Zwar war das in der Vergangenheit nur selten passiert, aber sie war klug genug, sich die Aussicht auf einen frühen Feierabend nicht zu verderben. Selbst wenn sie wegen der Tolobe einen Verdacht hatte, würde sie nichts beweisen können, da sie ja nicht
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