Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
bevor die dominierende kybernetische Persönlichkeit installiert wird. Hat sie erst einmal die Kontrolle über das Schiff, ist ein Raub nahezu unmöglich. – Bleibt dann genug Zeit für den Denkzettel für Lagan?»
Blaine dachte kurz nach. «Nicht durch uns, aber es reicht, um seine Geschäftspartner gegen ihn aufzubringen. Lagan wird schon bald seinen ach so guten Leumund verlieren.»
«Das gefällt mir», sagte Scyna und nahm noch einen Löffel. «Sollen die anderen Betrogenen der alten Krähe die Federn rupfen.»
«Dann legen wir mal los», beschloss Blaine das Treffen.
***
Am nächsten Tag flogen sie mit der alten Leilana zum Schrottplatz. Das Geschäft ging schnell über die Bühne: Sie erhielten ihr Geld, und die Leilana wanderte noch in der gleichen Minute in einen Hangar, wo sie von Robotern ausgeschlachtet wurde. Es war für die Geschwister ein seltsames Gefühl, die Leilana einfach so fortzugeben und zu wissen, dass sie zerschnitten, zerschlagen, auseinander gerissen und geschmolzen werden würde. Immerhin war das Schiff die letzten Jahre so etwas wie ihre Heimat gewesen; mit ihm waren sie zwischen den Sternen gesegelt und hatten ihre Träume wahr gemacht. Der Verkauf fühlte sich an wie ein Verrat an einem Kameraden.
Rix konnte nicht verstehen, wie man zu einem Gegenstand derart emotionale Bande knüpfen konnte. Schließlich waren Menschen ja auch nicht traurig, wenn sie eine alte Socke wegwarfen. Für ihn war die Leilana wie jedes andere Raumschiff ein Gebrauchsgegenstand.
Nachdem sie ein spätes Frühstück eingenommen hatten, teilten sie sich auf. Blaine blieb im Hangar und analysierte die Aufnahmen, die sie über den falschen Ring erhalten hatten. Er suchte nach Namen von anderen Geschäftspartnern Lagans, die an der Erschließung des Speil-Systems beteiligt waren. Kunden von Lagan, die er wohl ebenso betrog wie sie.
Scyna fuhr zu Xandreij, um ihm Modell zu stehen.
Rix kümmerte sich um die Ganzkörpermaske. Die Geräte und Computer dafür hatten sie aus der Leilana ausgebaut. Das wichtigste Stück war, neben dem menschenähnlichen Roboter, der Designcomputer mit angeschlossenen Designgeräten für künstliche Haut. Rix übertrug die Daten, die er von Eren Gilescy aufgenommen hatte, an den Designcomputer. Das Programm fragte ihn immer mehr Details, die er schon bald nicht mehr liefern konnte. Aber da sie nur Masken für Gesicht und Hände brauchten, waren die Angaben ausreichend.
In den nächsten Stunden arbeitete Rix an der künstlichen Haut: Es galt die Bestandteile abzustimmen, die der Kunststoff brauchte, um die richtige Elastizität zu bekommen, und Farbstoffe zu wählen, um Gilescys Teint nachzuahmen. Mit einem chirurgischen Laser brannte er Fältchen um die Augen und dehnte die Nase zu einer überzeugenden Form und Größe. Er fand das passende Mischungsverhältnis für die Lippenfüllung und eine glaubwürdige Anzahl von Härchen auf einem merdianischen Handrücken. All das erarbeitete sich Rix, bevor er den Vorgang einleitete.
Für das Gesicht selbst brauchte die Maschine eine knappe Viertelstunde. Zuerst wurde eine Büste aus einem Plastikblock gefräst. Diese verschwand in einer Box von einem Kubikmeter Größe, und als sich die Box wieder öffnete, war die komplette Büste von modellierter Kunsthaut überzogen. Das künstliche Gesicht war so leblos wie ein Waschlappen, und doch war die Ähnlichkeit zu Eren Gilescy selbst in diesem Zustand erstaunlich. Auf dem gleichen Weg produzierte Rix zwei Hände, und weil er gerade dabei war, noch Füße hinauf bis zu den Knien.
Es war später Nachmittag, als er schließlich auch die Augen fertig gestellt hatte. Rix schwebte um die Produkte seiner Arbeit herum und verglich sie eingehend mit seinen Aufzeichnungen. Er fand nichts zu beanstanden und verstaute sie in einem Schrank, in der eine weitere seiner Puppen stand. Zusammen würde die Ausrüstung ihnen ein neues Raumschiff sichern – oder sie ins Gefängnis bringen.
Als er zu den anderen flog, war es schon später Abend. Die Sonne war untergegangen und im Hangar herrschte fast völlige Dunkelheit. Nur in einer Ecke strahlten zwei mannshohe Lampen. In deren Licht saß Blaine mit einer Gitarre, auf der er einen leidenschaftlichen Rhythmus schlug, der in eine mitreißende Melodie überging. Scyna stand vor ihm, stampfte auf den Boden, wirbelte um ihre eigene Achse und tanzte einen jener traditionellen Tänze, die in ihrer Heimat so beliebt waren.
Ega Rix schwebte zu Blaine
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