Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Sieben Minuten.
Tischara las die Uhr auf ihrem Armband ab. In acht Minuten sollte der Angriff beginnen.
Sie schaltete die Laderaumkamera auf einen Monitor. Das Omniudara hing sicher im Gurtgeflecht.
Die Caspian erreichte die erste Prallfeldschleuse. Im unteren Energiefeld bildete sich eine Lücke. Das Raumboot flog hindurch, und das Feld schloss sich direkt hinter ihm. Hundert Meter höher schimmerte die obere Schicht der Schleuse. Zwischen den Energieschirmen lag ein meterdickes Stahltor, das nur bei einem Ausfall der Schirme geschlossen wurde, um die Sturmwinde zu verhindern, die in einer fünfzig Kilometer langen Röhre auftreten mussten. Der Druckunterschied würde Windgewalten auslösen, denen auch die stärksten Landestege nur kurzzeitig standhalten konnten. Aus diesem Grund sicherte das Schleusensystem wenige hundert Meter hohe, in sich geschlossene Klein-Atmosphären.
Nun öffnete sich das obere Prallfeld für die Caspian. Neben ihr flogen jetzt weitere Raumschiffe, die ebenfalls die Säule hinaufflogen. Mit jeder Schleuse wurden es mehr Begleiter. An der vorletzten stießen zwei schwere Lastschiffe zu ihnen.
Während des gesamten Fluges musste Tischara die Angst unterdrücken. Ein Teil von ihr rechnete jeden Moment damit, von einem Polizeischiff angehalten zu werden. Bewegung in innerer Ruhe ist der Ursprung unendlicher Kraft, rezitierte Tischara in Gedanken.
Sie hatte das letzte Teilstück erreicht. Hier lagen die Landebuchten für die Kriegsschiffe. Nur zwei waren belegt, die restlichen Schiffe befanden sich gerade im Einsatz um Baikasch oder in einem anderen System des Tauhaus-Distrikts.
Endlich durchflog die Caspian das letzte Prallfeld, und erreichte das offene All. Der Konvoi, in dem sie geflogen war, löste sich nach allen Seiten hin auf.
Tischara gab einen Kurs auf die äußeren Planeten des Kaitaba-Systems in die Flugautomatik und schob die Beschleunigung auf Maximum. Die Caspian gehorchte, drehte ihr Heck der Sonne entgegen und schoss ins All hinaus.
Mit einem Blick vergewisserte sich Tischara, dass das Omniudara sicher verstaut war. Sie zog aus ihrem Rucksack einen kleinen Beutel und entnahm ihm Kristall und Räucherstäbchen. Sie entzündete eines der Stäbchen. Die Warnlampe ignorierend, die sie auf eine offene Feuerquelle im Cockpit hinwies, nahm sie den Kristall zwischen die Finger.
Sie sagte leise das Amta-Mantra auf, und fand schon bald in ihrer Visionsreise den Kontakt zu Salkahl.
Eine Minute später startete der Angriff.
Corpus Belli
Auf der Brücke der Gischt musterte Kapitänleutnant Baris Gend das Astrogationsdisplay. Es zeigte ihm, dass der leichte Kreuzer des IND die Umlaufbahn des äußeren Mondes erreicht hatte und nun im Bremsflug war. Der Kurs des Schiffes ließ darauf schließen, dass es in eine geostationäre Umlaufbahn um Baikasch einschwenken wollte, und zwar direkt über Säule Eins. Dieser Plan würde einiges an Durcheinander für den zivilen Verkehr bedeuten. Er holte sich den Kurs der Gischt auf den Monitor. Das Rendezvous war in zwölf Minuten geplant, bevor der Kreuzer den inneren Mond erreichte.
Wir sind nahe genug für eine taktische Analyse des IND-Kreuzers, dachte Baris und forderte die Informationen bei Chibia Rundin, der taktischen Offizierin an. Wie erwartet erhielt er sofort eine Antwort. Er studierte die Daten und fuhr sich durch den Bart. Der Kreuzer war ebenso wie die Gischt vom Schwert-Typ. Obwohl größer als die Gischt, trug er weniger an Bewaffnung, jedoch einen auffallend schweren Hauptlaser und überdurchschnittlich leistungsfähige Triebwerke. Zudem hatte er eine zusätzliche Katapultvorrichtung, daraus zog Baris den Schluss, dass die Anzahl an Jägern und Jagdbombern im Hangar des Kreuzers wohl über dem Standard lag. Da der IND nur ungern in ernsthafte Gefechte verwickelt wurde – er nutzte Militärraumer eher zu langen Aufklärungs- und Spionageflügen – schienen Baris diese Spezifikationen nur logisch. Einer tiefer gehenden Analyse entzog sich der leichte Kreuzer mit beeindruckender sensortäuschender Technik. Die fleißige Leutnant Rundin würde sicher nicht aufhören bis sie mehr herausgefunden hatte, aber Baris zweifelte an ihrem Erfolg.
Aus Baris’ Kom-Clip kam die Stimme von Kapitän Kaarn. «Interessantes Schiff, finden Sie nicht auch, Eins-O?»
Baris nahm den Ruf seines Kapitän als Angebot, in den Thronsaal hinaufzusteigen und stellte sich neben den Kommandantensessel. Sie blickten beide auf den großen
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