Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
nahezu nach jedem Flug hier gewesen, da sich der alte Raumer unter ihren Händen zusehends aufgelöst hatte. Kei war jedes Mal zur Stelle gewesen, und er und Scyna hatten alle Register ihrer Ingenieurskunst gezogen, um das alterschwache Schiff flott zu halten. Früher oder später hatte es zu der Liebelei zwischen den beiden kommen müssen. So lange es gebraucht hatte, so heftig war sie gewesen. Wie es Scynas Art war, hatte sie sich zu nichts verpflichtet gefühlt, die Sache schnell beendet und Kei sitzen lassen. Blaine war froh, dass Kei nicht nachtragend war, er hätte nur ungern auf seine Künste verzichtet.
Blaine wandte sich Rix und Scyna zu und meinte. «Ich mache mich auf zu Foran.»
Scyna drehte nur kurz den Kopf. «Bis dann.»
«Denkt an unser Budget», mahnte Blaine noch und ging zur Rampe.
Bevor er dort angelangte, stellte sich ihm Tischara in den Weg. «Wohin wollen Sie?»
«Zu Foran. Sie ist eine Freundin und eine der besten Quellen, was Neuigkeiten betrifft. Wenn jemand von Iril-Sachen gehört hat, die auf dem Markt angeboten werden, dann sie.»
«Ich werde Sie begleiten.»
Blaine hatte eine Erwiderung auf der Zunge, überlegte es sich aber anders. «Sie sind die Klientin. Sie bezahlen.»
***
Sie flogen Richtung Westen, über das ehemalige Industriegebiet mit seinen verlassenen Häuserblocks und stillgelegten Lagerhallen. Für den Flug durch das Stadtzentrum mussten sie eine vorgeschriebene Höhe einhalten, da in den Abendstunden die Frachtgleiter die Hotels anflogen. Es war wohl die einzige Verkehrsregelung auf dem gesamten Planeten. Die Hotels im Zentrum waren helle, gepflegte Gebäude, und der Stern in der Krone der Wolkenkratzer war das obligatorische Theraux.
Nachdem sie das Stadtzentrum hinter sich gelassen hatten, wurden die Gebäude schnell heruntergekommener. Mit hohem Tempo flogen sie in Höhe des zweiten Stockwerks über schmale Straßen, in denen sich Unrat türmte und Gerüche von faulenden Lebensmitteln und brackigem Wasser aufstiegen. Die Gebäude waren aus Steinwänden mit verdreckten und zerbrochenen Fensterscheiben. Trotz der unwirtlichen Umgebung, gab es hier so viele Menschen und Nichtmenschen, dass die Straßen stellenweise verstopft waren. Aus offenen Türen dröhnte Musik und übertönte jegliches Straßengeräusch. Hinter Fensterscheiben zuckte Licht in allen vorstellbaren Farben, und auf den Dächern der teilweise baufälligen Gebäude machten sich Gruppen Halbstarker einen Spaß daraus, Flaschen auf die Leute unten zu werfen oder sie einfach nur zu bespucken. Blaine stieg höher.
Dies war das Rotlichtviertel der Stadt, wo all jene bedient wurden, die ihr Vergnügen in ekstatischen Tänzen, schnellem Sex, kruden künstlichen Realitäten und unberechenbaren Drogen suchten – die abgewrackte Schwester des Zentrums mit seiner elitären Vergnügungsindustrie. Dieser Teil der Stadt gehörte den Versagern und Hoffnungslosen.
Auf einem der Dächer stand eine Ansammlung von Flitzern, bewacht von einigen Halbstarken. Blaine kreiste einmal darüber hinweg, um sich ein Bild zu machen, bevor er zur Landung ansetzte. Er parkte den Flitzer punktgenau zwischen zwei Jugendlichen. Die beiden traten zurück und musterten sie mit abgeklärten, selbstbewussten Blicken. Blaine warf seinen Kurzmantel zurück und schwang sich von der Sitzbank. Tischara tat es ihm gleich.
Der Kerl, der auf sie zumarschierte, trug schwere Schuhe mit stählernen Vorderkappen, weite Hosen aus Lederimitat und ein Netzhemd. Seine Ohren waren durchlöchert und das braune Haar bis auf einen hochgegelten Scheitel geschoren. «Fünf Noks für die Nacht», sagte er auf Norm.
«In Ordnung.»
«Dann zehn», kam es zurück. Die anderen in der Gruppe lachten, doch ihr Wortführer verzog keine Miene.
Blaine zog ein kleines Bündel Geldscheine aus seiner Manteltasche und zählte fünfzehn Normkredite ab. Dann ging er mit raschen Schritten auf den Halbstarken zu und blieb ganz dicht vor ihm stehen. Dessen Freunde versteiften sich, ihre Hände zuckten, als wollten sie Waffen greifen. Doch keine kam zum Vorschein. Der Wortführer hatte sich nicht bewegt.
Blaine gab ihm das Geld und sagte leise: «Du bist mir persönlich verantwortlich. Wie heißt du?»
Sie sahen sich einen Moment in die Augen, dann steckte der Wortführer das Geld ein. «Man nennt mich Erko.»
Blaine nannte seinen Namen und machte damit deutlich, wie ernst es ihm mit dem Flitzer war. Namen auszutauschen bedeutete in dieser Gegend, mit offenen
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