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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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huldigen und uns an ihrer Schönheit zu erfreuen. Jedes Volk macht diese Musik.» Sie sah ihn an und deutete mit einer Hand auf den Cellokasten. «Wären Sie so freundlich, mir ein geistliches Stück vorzuspielen?»
    Wieso nicht, dachte Blaine. Er nahm das Cello heraus und setzte sich. Er stimmte den ersten Satz des Reqiuems von Jarner an. Getragen, aber kraftvoll wurde mit den Tönen Gott angerufen, der sich der Seelen der Verstorbenen mit Barmherzigkeit und Milde annehmen sollte. Dieses Stück war komponiert worden, um von Orchester und Chor vorgetragen zu werden, aber die Melodie war auch auf einem einzelnen Cello gespielt ergreifend. Nach den letzten Tönen setzte Blaine das Instrument ab und packte es wieder weg.
    «Es ist eine Bitte für die Toten, nicht wahr?», fragte Tischara. «Für einen guten Übergang.»
    «Ja. Ein Requiem.»
    Tischara machte kleine Bewegungen mit den Ohren. «Erlauben Sie mir eine persönliche Frage, Herr DeVere?»
    «Sicher.»
    «Glauben Sie an die Botschaft des Liedes?»
    «Ich bin kein religiöser Mensch.»
    «Ich dachte, die Eianer halten ihre Kirche hoch.»
    «Da fragen Sie besser Scyna.»
    «Ist die Unterdrückung des Glaubens nicht der Hauptgrund für die immer wiederkehrenden Kämpfe Ihres Volkes mit dem Imperium?»
    Blaine verstand im ersten Moment nicht, was sie meinte. «Imperium? Sie meinen das Merdianische Reich.»
    «Imperium», beharrte Tischara.
    Blaine schüttelte den Kopf. «Der Kanzler wird vom Volk gewählt, ebenso das Parlament.»
    «Vom merdianischen Volk», sagte Tischara. «Ein Volk entscheidet über die Regierung aller anderen Völker. Das ist keine Demokratie.»
    «Mag sein», gab Blaine zurück. «Wie wird denn Ihr Volk regiert?»
    Mit ihren gefühllosen Augen musterte sie Blaine eine Weile. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: «Mögen Sie das Merdianische Reich?»
    «Nein.»
    «Wieso nicht? Es bringt Sicherheit und Wohlstand.»
    «Nur für die, die sich an seine Regeln halten.»
    «Das verlangt jede Gesellschaft.»
    Blaine grinste schief. «Ich mag es nicht, wenn man mir vorschreibt, wie ich zu leben habe. Deswegen habe ich beschlossen, nur nach meinen Regeln zu leben. Das passt vielen Leuten nicht.»
    «Sie sind also ein Ausgestoßener.»
    Blaine zuckte mit den Achseln. «Ein Ausgetretener. Ich habe den Club aus freiem Willen verlassen. Den meisten scheinen Gesetze, die sie beschneiden oder die sie nicht verstehen, nichts auszumachen. Sie fühlen sich richtig wohl in ihrem Korsett, solange sie sich sicher fühlen und ruhig schlafen können. Sie leben in Frieden und fühlen sich gut aufgehoben.»
    «Verachten Sie diese Leute?»
    «Nun, jedem das seine.»
    «Wenn Sie nicht zum Reich stehen, dann zu Ihrem Volk und seinem Kampf gegen die Merdianer?»
    Blaine schüttelte den Kopf. «Ich halte diesen ganzen Freiheitskampf für sinnlos. Den Leuten ist es egal, ob sie den Merdianern und ihrer eigenen Regierung Steuern zahlen, solange es ihnen gut geht.» Er musterte sie eingehend. «Die Reibereien zwischen Eian und Merdia scheinen Sie mächtig zu interessieren?»
    Tischara schwieg. Sie blickte wieder hinaus ins All. Vor dem rötlichen Triebwerksleuchten wirkte ihr Profil wie ein schwarzer Scherenschnitt.
    Blaine hatte genug davon, von Tischara ausgefragt zu werden und keine Antwort zu bekommen. Er drückte auf eine Taste und die Tür öffnete sich. Bevor er durchgehen konnte, hörte er Tischara fragen: «Wenn Sie nicht auf der Seite Ihres Volkes stehen und nicht auf der der Merdianer, auf welcher Seite stehen Sie dann?»
    «Ich stehe auf meiner Seite», beendete Blaine das Gespräch.
     
    ***
     
    Als die Leved die Atmosphäre des Planeten erreichte, glühten die Prallfelder feuerblau. Wenige Minuten später durchbrach die Yacht dunkelgraue Wolkengebirge. Es regnete stark, schwere Tropfen zerschlugen auf dem Preld der Yacht. Um ein Vielfaches schneller als der Wind flog die Leved gerade mal einen Kilometer über den großen Wellen. Am Horizont sah man die lange schmale Sichel der Landmasse, auf der Rok-Stadt errichtet worden war.
    Die Leved erreichte ein kleines Felsmassiv, in das Terrassenhäuser geschnitten waren. Diese gruppierten sich um eine weitflächige Senke, über die sich ein Dach aus Glasal spannte. Kompliziert verzweigte Lampenarme streckten sich durch die Luft und beleuchteten den Hangar unter ihnen. Dort standen und lagen unzählige Raumschiffe: ausgeschlachtet, halb demontiert oder fast fertig für den nächsten Flug. Die Leved hing einen Moment in der

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