Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
ihm, dass das nicht so leicht sein würde. Schließlich konnte ich nicht einfach zu De Jong
gehen und sagen: ›Sorry, ich will das nicht mehr.‹
Wir hatten eine Abmachung.«
»Und die wollten Sie nicht brechen. Warum?«
»Diese Leute sind unberechenbar.«
Thanner lachte. »Ach, wirklich? Und das war Ihnen nicht klar, als Sie sich mit ihnen eingelassen haben?«
»Doch, aber ich habe gedacht, dass sie … sie … Ach, ich weiß doch auch nicht. Dann habe ich aus nächster Nähe mitbekommen, wie sie einem Typen fast den Schädel eingeschlagen haben, weil er … weil er nicht mehr so wollte wie sie. Er hatte gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, und sie haben ihn mit Gewalt dazu gebracht, dass er das nicht mehr wagte.«
»Haben Sie Ihrem Bruder von diesem Vorfall erzählt?«, fragte Kalkbrenner.
»Nein, er hätte das sowieso nicht hören wollen. Mein Bruder war einer von den wenigen, die immer noch an das Gute im Menschen glauben. Die davon überzeugt sind, dass man mit einem offenen Gespräch alles lösen kann. ›Wir reden mit ihnen, und dann werden sie das schon verstehen.‹
Das waren seine Worte. Das hat er immer gesagt.«
»Bloß nichts an die große Glocke hängen«, fiel Kalkbrenner die Charakterisierung Fielmeisters von seiner Sekretärin ein. »Alles im Stillen regeln. Unter vier Augen.«
»Ja, genau. Was meinen Sie denn, warum es der Firma zuletzt so schlecht ging? Rudolph war kein guter Geschäftsmann …«
»Ganz im Gegensatz zu Ihnen?«
»Jedenfalls bin ich nicht so naiv, wie es Rudolph war!«
»Immerhin naiv genug, sich mit Leuten wie Adrian Carls und Nils de Jong einzulassen.«
»Verflucht!«, ließ Peglar seiner Wut freien Lauf. »Okay, ich habe eine Dummheit begangen, aber ich war mir wenigstens anschließend darüber bewusst, in welchem Dilemma wir steckten und dass wir mit einem Gespräch nichts erreichen würden.«
»Trotzdem haben Sie Ihrem Stiefbruder versprochen, dass Sie die Sache wieder ins Lot bringen. Und der war der Auffassung, dass alles damit erledigt gewesen sein würde. Denn Sie, Herr Peglar, hatten ihm Ihr Wort gegeben, sich darum zu kümmern
.
Zumindest hat er das seiner Ehefrau gesagt. Und? Haben Sie alles bereinigt? Oder …«
»Natürlich hab ich das, ich hatte ja keine andere Wahl. Ich traf mich mit De Jong und sagte ihm, dass mein Bruder von unserem Geschäft wusste und nun verlangte, dass ich aussteige. Dabei versicherte ich ihm, dass Rudolph anschließend den Mantel der Verschwiegenheit über die Angelegenheit ausbreiten würde. Er wollte ja selbst keinen großen Skandal. Aber De Jong hat nur gelacht. Er sagte, er wäre schön blöd, wenn er uns das abnehmen würde. Wir säßen mit ihm im Boot, daran sei nichts zu ändern, und … und wir würden schon sehen, was wir davon hätten. Ich erzählte Rudolph von der Unterhaltung, und er beschloss daraufhin, mit der Boko-Zentrale zu reden.«
»Weshalb Sie beide am Dienstag nach Amsterdam fliegen wollten?«
»Genau, aber dann erteilte Rudolph mir morgens eine Absage. Er sagte, er habe einen Termin, wollte mir aber nicht verraten, worum es sich dabei handelte.«
»Aber wenn Sie wussten, dass er nicht mit Ihnen nach Amsterdam fliegen wollte oder konnte, warum haben Sie seine Frau dann kurz vor Ihrer Abreise noch angerufen?«
»Ich dachte, dass sie vielleicht weiß, wo er steckt.
Aber entweder hatte er Carla eingeweiht oder genauso belogen. Also lauerte ich ihm auf und folgte ihm. Er fuhr ins
Adler
,
wo er unter falschem Namen eincheckte. Das alles war mir ein Rätsel, also fing ich ihn vor dem Zimmer ab, aber er wollte mir nicht verraten, was er vorhatte. Wir stritten uns, und in meiner Wut rutschte mir die Hand aus, das gebe ich zu. Und ja, ich war noch einmal auf dem Zimmer, als er schon tot war. Ich sah seine Leiche, erschossen, und dann habe ich die Nerven verloren und …«
»… sind zur Firma gefahren«, unterbrach Kalkbrenner. »Sie haben einen Einbruch vorgetäuscht und die Festplatten mit allen Beweisen verschwinden lassen.«
»Was für ein Einbruch?«
»Sie haben also nicht die Festplatten Ihrer Firmen-PCs entwendet?«
Fielmeisters Stiefbruder sah ihn belustigt an. »Warum hätte ich das tun sollen? Auf den Rechnern waren alle Hinweise auf Kombifleisch oder De Jong
längst gelöscht. Dafür hatte Rudolph schon gesorgt, ich sagte doch: Er wollte keinen Skandal und ganz sicher auch keine Beweise für einen Skandal auf seinem eigenen Rechner.«
Irgendetwas erschien Kalkbrenner an Peglars
Weitere Kostenlose Bücher