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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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auf die Matratze. »Und was hast du dann in diesem Schlafzimmer zu suchen? Die PlayStation steht doch da vorne.«
    »So halt.«
    So halt?
So einfach. So belanglos. Kalkbrenner kam ein furchtbarer Verdacht. »Du bist nicht das erste Mal in diesem Schlafzimmer, nicht wahr?«
    »Hmmm.«
    »Und es waren auch schon andere Männer mit dir hier?«
    Schweigen.
    »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Nichts.«
    »Findest du nicht schlimm, was sie …?«
    »Ach was. Ist doch nichts.«
    Ist doch nichts.
Der Junge sprach, als hätte er gerade erfahren, dass seine Lieblingsfernsehsendung heute ausfiel, was ihn aber nicht berührte, weil er für sie inzwischen ohnehin zu alt geworden war.
    Kalkbrenner zog aus seiner Jackentasche zwei Bilder, auf denen Fielmeister und Radomski abgebildet waren. »Hast du diese beiden Männer hier schon mal gesehen?«
    »Weiß nicht.«
    »Schau sie dir genau an.«
    »Mach ich doch.«
    »Der eine heißt Rudolph, der andere Ernst. Hast du die Namen hier schon mal gehört?«
    »Nee.«
    »Gibt es andere Männer, an die du dich erinnern kannst?«
    »Kann sein.«
    »Magst du mir ihre Namen sagen?«
    Der Junge schüttelte vehement den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Darum nicht.«
    »Hat man dir gesagt, dass du mit niemandem darüber reden darfst? Wurdest du bedroht?«
    »Nee.«
    »Wurde dir wehgetan? War einer der Männer besonders gemein und böse zu dir?«
    »Nee, keiner.«
    Kalkbrenner musterte den Jungen aufmerksam. Was war mit ihm los? Noch vor wenigen Minuten hatte einer dieser Männer versucht, ihn zu missbrauchen, und jetzt hockte er auf dem Bett und spielte abwesend mit den Schnürsenkeln seiner Sportschuhe, als würde er nur darauf warten, zurück an die PlayStation
zu dürfen.
    Im Fenster einer Nachbarwohnung lehnte sich eine ältere Dame über den Fenstersims und bohrte gelangweilt in der Nase. Muth eilte auf die Rentnerin zu, doch diese zog blitzschnell die Gardine vor und verschwand.
    Die Kriminalkommissarin hämmerte mit der Faust gegen den Fensterrahmen. »Polizei! Kommen Sie zurück!«
    Langsam tauchte der Kopf der Frau hinter der Spitzengardine auf. Wie in Zeitlupe schob sie diese einen Spalt weit zurück. Im Hintergrund war das knisternde Brutzeln einer Pfanne zu hören. »Was ist denn los?«
    »Das frage ich Sie!« Muth musste an sich halten, um der Alten nicht ins Gesicht zu springen. »Haben Sie eigentlich nicht mitbekommen, was bei Ihrem Nachbarn drüben los ist?«
    »Nee, was denn?«
    »Die Kinder! Sind Ihnen die Kinder nicht aufgefallen?«
    »Doch, natürlich.«
    »Und Sie haben sich nichts dabei gedacht?«
    »Nee, wieso denn? Die tun doch niemandem was. Ist was mit ihnen?«
    »Ja, die wurden allesamt von Männern missbraucht!«
    Die alte Dame wurde leichenblass.
    »Und Sie haben davon nichts bemerkt?«
    Die Frau sah aus, als müsste sie sich jeden Moment übergeben.
    »Lassen Sie sich Ihr Essen schmecken.« Damit wandte sich Muth ab.

137
    Tabori wurde es heiß und kalt.
    »Komm zu mir«, lockte Georg.
    Der Junge bewegte sich nicht vom Fleck.
    »Willst du nicht zu mir kommen?«
    »Nein!«
    »Nein? Was soll das denn heißen? Hat dir der Abend mit mir nicht gefallen?«
    Alle Härchen an Taboris Körper stellten sich auf.
    »Hast du vielleicht etwas gegen mich?«
    Das Blut pulsierte hinter Taboris Schläfen. Er konnte Georg kaum noch verstehen.
    »Oder willst du wieder raus in die Kälte?«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Na also, worauf wartest du noch? Du kannst bei mir schlafen, essen, trinken, und als Gegenleistung bist du einfach nur ein bisschen nett zu mir. Ludwig hat dir doch bereits gezeigt, wie das geht.«
    »Ludwig ist mein Freund!«
    »Ach ja?« Georg schaute demonstrativ in jede Ecke des Zimmers. »Und wo ist er, dein
sogenannter Freund? Ich kann ihn nirgends sehen.«
    »Er kommt mich holen. Bald.«
    Georg lachte. »Okay, aber bis dahin bin ich dein Freund.«
    Taboris Stimme war nur noch ein zaghaftes Flüstern. »Ich dachte …«
    »Was hast du gedacht?«
    »Ich … Ich …« Er brachte kein Wort mehr über seine Lippen. Ekelhafte Bilder jagten vor Taboris innerem Auge vorbei – Erinnerungen, die er bereits vergessen geglaubt hatte. Sie vermischten sich mit dem Anblick des nackten Mannes auf dem Bett, dessen Penis steif in die Höhe ragte und der jetzt fragte: »Was hast du denn gedacht, warum Ludwig dich zu mir gebracht hat, na?«
    Tabori würgte. Dann schmeckte er angedaute Cola und Chips in seinem Mund.
    »Oder bin ich dir etwa nicht gut genug?« Georg machte eine

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