Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
und …«
»… der Direktionsmanager war nicht sehr erfreut darüber«, ereiferte sich der Dezernatsleiter. »Er hat sogar schon eine Beschwerde beim Polizeichef eingereicht. Nur mit langem Zureden konnte mein Schwager ihn beruhigen. Ich hoffe bloß, dass sich der Ärger gelohnt hat.«
»Nun, ohne die Vernehmung der Hotelgäste hätten wir die Identität des Toten nicht so schnell feststellen können.«
Dr. Salm nieste. Es klang beinahe wütend. »Das ist alles?«
»Nein. Darüber hinaus hat ein Ehepaar um etwa halb acht Uhr im Flur der zweiten Etage Herrn Fielmeister in Begleitung eines Mannes gesehen. Der Beschreibung zufolge muss es sich dabei um seinen Bruder Marten Peglar gehandelt haben. Das Ehepaar konnte ferner beobachten, dass sich die beiden stritten. Eine Aussage, die zusätzlich durch einen Hotelpagen bestätigt wird, der dem Ehepaar gerade seine Koffer auf sein Zimmer trug. Die drei sahen, wie Fielmeister und Peglar gemeinsam aufs Zimmer gingen, wo es zwischen ihnen zu der bereits erwähnten handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen sein muss.«
»Davon zeugen ja auch die festgestellten Wunden im Gesicht von Herrn Fielmeister: ein Hämatom an der Wange, eine Platzwunde an der Augenbraue«, bestätigte Dr. Wittpfuhl, der die letzten Minuten damit verbracht hatte, sich an Ritas Kuchen gütlich zu tun. Jetzt entnahm er seinen Unterlagen weitere Bilder. Es handelte sich um stark vergrößerte Mikroskopaufnahmen. »Eindeutiger Beweis für einen heftigen Streit sind allerdings Hautschuppen sowie Blutpartikel unter den Fingernägeln des Opfers, die nicht von ihm stammen. Im Labor wurde eine DNA-Analyse vorgenommen.«
»Sie ist identisch mit dem genetischen Fingerabdruck, den wir aus Speichelresten an einer leeren Gin-Tonic-Flasche auf der Hotelkommode gewinnen konnten«, schaltete sich Dr. Bodde ein und machte gleich darauf eine kurze Pause, in der sie sich Wasser in ein Glas einschenkte. »Der DNA-Abgleich ergab einen Volltreffer in der Datenbank: Marten Peglar. Zudem konnten wir an der gleichen Flasche Fingerabdrücke sicherstellen, die mit weiteren Abdrücken am Stuhl, an der Kommode und am Türrahmen identisch sind – alle vermengt mit Blut aus den Schusswunden des Toten. Diese Abdrücke lassen sich ebenfalls Peglar zuordnen.«
»Marten Peglar ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt mehr«, hob jetzt Rita an und präsentierte den Umsitzenden das Foto eines bulligen Kerls mit blonden Haaren und buschigen Augenbrauen, der überheblich in die Kamera grinste. Seine glatten, emotionslosen Gesichtszüge unterstrichen den arroganten Eindruck, der von Zeitungsberichten noch verstärkt wurde, welche die Sekretärin anschließend in die Runde reichte. »Er hat es bereits mehrmals in die Schlagzeilen geschafft, vor allem durch angebliche Affären mit irgendwelchen TV-Starlets. Vor fünf Jahren ist er dann straffällig geworden. Damals ging es um Drogen. Und auch in den folgenden Jahren wurde er mehrmals mit Kokain in Verbindung gebracht. Die Verfahren wurden jedoch immer eingestellt. Vermutlich hat sein Bruder seine Beziehungen spielen lassen.«
Ein guter Freund vom Polizeichef
,
meinem Schwager.
An den Mienen seiner Kollegen konnte Kalkbrenner ablesen, dass sie Ähnliches dachten. Nur Dr. Salm zeigte sich ungerührt – natürlich.
»Schwerer als die Drogendelikte wiegen jedoch die Auskünfte seiner Bank«, fuhr Rita fort. »Herr Peglar hat Schulden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Es geht das Gerücht um, dass er ein Spieler sei.«
In das Zimmer kehrte Stille ein, die nur vom verschnupften Schnaufen des Dezernatsleiters unterbrochen wurde. Kalkbrenner dachte an eines seiner kleinen Helferlein:
Verlasse dich nie auf deinen ersten Eindruck.
»Die Lösung liegt also auf der Hand«, begann Dr. Salm zu erklären. »Auf der einen Seite haben wir den verschuldeten Peglar, auf der anderen die Firma Fielmeister
mit ihren finanziellen Schwierigkeiten. Da bietet sich doch der Verdacht an, dass beide Brüder in krumme Geschäfte verwickelt sind beziehungsweise waren. Das würde auch den falschen Namen im
Adler
erklären, wo sie in einen Streit gerieten, der mit Todesschüssen endete. Und jetzt befindet sich Peglar auf der Flucht. Herrje, wahrscheinlich ist er längst über alle Berge.« Er wandte sich an die Sekretärin: »Frau Barnitzke, schreiben Sie umgehend einen internationalen Haftbefehl gegen ihn aus.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Rita.
»Und checken Sie auch noch einmal
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