Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Fielmeisters, deren Verträge, Kontakte und vor allem Konten – es sollte nicht besonders schwer sein, einen richterlichen Beschluss dafür zu bekommen. Ich möchte von Ihnen wissen, wo in dieser Firma etwas faul ist.« Dr. Salm putzte sich lauthals die Nase. »Mein Schwager wird nicht im Mindesten erfreut sein, das alles zu hören. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, welches Licht das auf Potsdams Bürgermeister werfen wird?« Der Dezernatsleiter nieste erst ein, dann ein zweites Mal und preschte anschließend schniefend aus dem Raum. Im Vorzimmer flog sein Kopf suchend umher, doch Bernie war nirgends zu sehen. »Diese verdammte Allergie!«
Nachdem die verbliebenen Beamten im Konferenzraum vielsagende Blicke ausgetauscht hatten, verabschiedeten sich auch Dr. Bodde, die zurück in die Labore der Kriminaltechnik musste, und Dr. Wittpfuhl, der wieder ins rechtsmedizinische Institut der Charité wollte. Alle anderen verteilten sich wieder auf ihre Büros, und auch Kalkbrenner strebte widerwillig seinem Sammelsurium aus Briefen, Akten und Ordnern entgegen, aus denen allein der Monitor wie eine Festung emporragte. Seufzend begann er, seinen Bericht zu verfassen, eine gleichermaßen ermüdende wie notwendige Arbeit, denn was nicht in den Akten stand, konnte der Staatsanwalt später auch nicht für eine mögliche Anklage verwenden.
Nach circa einer halben Stunde schlich sich Rita ins Zimmer und stellte Kaffee und Kuchen vor ihm ab. Die Sekretärin war einfach in jeder Beziehung hartnäckig. Still stand sie minutenlang neben Kalkbrenner und gab keinen Mucks von sich.
»Was ist denn?«, fragte er endlich mürrisch.
»Kuchen«, sagte sie.
»Ja, habe ich schon gesehen. Danke.«
Wie in Gedanken zupfte sie mehrere Hundehaare von seinem Pullover. »Wo steckt eigentlich Bernie?«
»Daheim.«
»Was? Er ist den ganzen Tag alleine?«
»Nein, ich habe eine Hundesitterin. Sie hat sich auf meine Anzeige gemeldet.«
Rita rollte die Bernhardinerhaare zu einem Büschel zusammen. »Sprichst du immer noch nicht mit Jessy?«
Ohne zu antworten, tippte Kalkbrenner beharrlich auf seine Tastatur ein.
»Du solltest wirklich mit deiner Tochter reden.«
Versuche ich doch.
»Wie denn, wenn sie nicht will?«
»Wirklich? Vielleicht bist du ja auch derjenige, der sich dagegen wehrt?«
Er hob den Kopf und schaute seine Sekretärin an.
Ihre Finger friemelten an der Brosche ihrer Bluse herum. »Weißt du, Sebastian sagte mir, er habe schon versucht, mit dir zu reden, aber du schottest dich immer …«
»Rita, entschuldige, aber es ist dringend, dass ich das jetzt fertig mache.«
Weil Kalkbrenner anschließend beharrlich schwieg, drehte sie sich um. Ihr Wickelrock bauschte sich auf, und mit energischen Schritten stampfte sie aus seinem Büro.
Kalkbrenner versuchte, sich wieder auf die Mordsache Fielmeister zu konzentrieren. Der Fall schien, wie Dr. Salm richtig bemerkt hatte, eindeutig zu sein. Aber:
Verlasse dich nie auf deinen ersten Eindruck.
Die Worte kreisten in Endlosschleife in Kalkbrenners Schädel. Grübelnd druckte er seinen Bericht aus, heftete ihn in die Ermittlungsakte, kontaktierte Muth und traf sich dann mit ihr im Korridor.
Sofort erscholl Bergers Stimme aus seinem Büro. »Paul? Was hast du vor?«
»Noch einmal mit Fielmeisters Frau zu reden.«
Alarmiert löste sich Berger von seinem PC-Monitor. »Alleine?«
»Nein, ich nehme Sera mit.«
»Gut«, grunzte Berger und widmete sich wieder seinem Computer.
30
Als Sackowitz nicht reagierte, wiederholte der kahlköpfige Bursche: »Bist du jetzt der Reporter oder nicht?«
»Wieso willst du das wissen?«
Eine Faust traf ihn in den Magen. »Ja oder nein?«
»Ja doch«, würgte Sackowitz und schielte an drei massiven Körpern vorbei, die ihn wie eine Burgmauer umringten. Ein Passant war leider nicht in Sicht, aber wer hätte auch den Mut gehabt, sich freiwillig gegen solche Hünen aufzulehnen?
»Einsteigen!« Der Glatzkopf hielt die verdunkelte Fondtür der Limousine auf. Sackowitz registrierte, dass ihm sein Gesicht entfernt bekannt vorkam.
Ganz sicher aus keinem angenehmen Zusammenhang.
»Aber vorher will ich wissen, was …«
Seine inneren Organe rebellierten, als ihn ein neuerlicher Hieb erwischte. Wie ein nasser Sack klappte Sackowitz zusammen, doch noch bevor er auf das Straßenpflaster krachen konnte, wuchteten ihn auch schon Hände auf die Rückbank des BMW. Die Türen schlugen zu, dann fuhr der Wagen an.
Sackowitz wurde regelrecht zwischen den furchterregenden
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