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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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packte zwei Brote in eine Tüte – zwei große Brote. So knusprig die Laibe auch ausschauten, aber ihr Geld würde dafür niemals reichen. Auf dem Etikett unter dem Korb stand: »35 Cent«.
    »Nein«, sagte Tabori. »Dy bukë të vogla.« 4
    »Was?«, bellte ihn der Verkäufer an.
    Tabori hielt die Münze hoch. »Nuk kam lek për dy buk të mëdha.« 5
    »Geld, ja?«
    Tabori nickte. »Ja, Geld.«
    Daraufhin begann der Bäcker, in einem wüsten Kauderwelsch zu schimpfen. Tabori verstand kein Wort. Panisch durchsuchte er sein Gedächtnis nach den Worten der Erzählungen seines Großvaters. »Ich hab so einen Hunger.«
    Die übrigen Kunden im Laden begannen zu murren. Dann wurde die Stimme des Verkäufers bedrohlich.
    3   Jetzt warte doch!
    4   Zwei kleine Brote.
    5   Zwei große Brote kann ich mir nicht leisten.

6
    Kalkbrenner setzte die Wodkaflasche ab. »So viel also zum Thema Wachhund.«
    Die Holzdielen knarrten, als Kriminalhauptkommissar Sebastian Berger das Wohnzimmer betrat. »Bernie hatte ja auch Wichtigeres zu tun.«
    »So? Und was? Fressen?«
    »Sah zumindest so aus.«
    »Na toll. Und unterdessen kann sich jeder Schurke in die Wohnung schleichen, oder wie? Bernie!«
    »Willst du etwa behaupten, ich sei ein … Hoppala!« Der Bernhardiner war herangaloppiert und begrüßte Kalkbrenners Kollegen nun mit seiner ihm eigenen Hundeeuphorie. »Zumindest kriegt
er
den Unterschied zwischen Freund und Feind noch mit.«
    Falls diese Äußerung mehr sein sollte als eine Anspielung auf Bernies Saumseligkeit, ließ Berger sich nichts anmerken. Er tollte so lange mit dem Vierbeiner herum, bis sein Anzug sichtlich ramponiert war. Für das ungeübte Auge fiel dies allerdings kaum ins Gewicht, trug Berger doch ohnehin vorzugsweise zerknitterte Bundfaltenhosen und Jacketts. In auffälligem Gegensatz zu seiner nachlässigen Kleiderwahl stand sein Bart, ein wuchtiger Schnauzer, der mit zwei preußisch-zackigen Speerspitzen die Luft rings um sein Gesicht herum zerteilte.
    Endlich gab Bernie Ruhe. Er drehte sich um die eigene Achse und ließ sich vor die Heizung plumpsen. Berger glättete sein Jackett, was die Falten im Stoff jedoch kaum minderte. »Du schaust erschöpft aus.«
    »Habe gerade die Kisten hochgeschleppt.«
    »Und vor Gericht ist alles gut verlaufen?«
    »Ja, in einem Satz.«
    »Wie bitte?«
    »Kleiner Scherz.«
    »Verstehe«, sagte Berger, aber seine Miene drückte das Gegenteil aus. »Wenn du darüber lachen kannst.«
    »Weißt du, mit einem Lachen lässt sich vieles deutlich leichter ertragen.«
    »Sagt wer?«
    Meine kleinen Helferlein.
Der unerschöpfliche Fundus an Ratschlägen begleitete Kalkbrenner nun schon seit Jahren durch den Berufsalltag. Auch wenn die Lebensweisheiten, wie er sich eingestehen musste, schon länger nicht mehr von großem Nutzen gewesen waren, hütete er sie doch wie einen Schatz. Nicht einmal Ellen hatte er davon erzählt. Und schon gar nicht davon, dass er ihnen sogar einen Namen verliehen hatte.
    Ellen.
    Kalkbrenner schwenkte die Wodkaflasche. »Kann ich dir etwas anbieten? Einen Drink zur Einweihung?«
    »Nein danke, nicht im Dienst.«
    »Wir sind im Dienst?«
    »Also, ich …«, Berger begann, sich Hundehaare vom faltigen Stoff seiner Hose zu zupfen, »ich habe schon zweimal versucht, dich zu erreichen.«
    »Mein Handy war aus.«
    »Ich habe dir auch auf die Mailbox gesprochen.«
    »Bin noch nicht dazu gekommen, sie abzuhören.«
    Bergers strenger Blick war eindeutig. »Zum Glück hast du Rita gegenüber erwähnt, dass du heute noch in deine neue Wohnung wolltest.«
    »Die ich jetzt wohl wieder verlassen muss?« Er hob fragend eine Augenbraue.
    Bergers Finger strichen über seinen Bart. »Tut mir echt leid.«
    Aus dem Kassettenrekorder erklang mittlerweile Deep Purples
Under the gun.
Zum letzten Mal hatte Kalkbrenner das Lied vor drei Monaten gehört. Kurz bevor alles begonnen hatte – oder geendet, je nachdem, aus welcher Perspektive er es betrachtete.
Ihr seid also kein Paar? Warum?
Er griff sich ein Handtuch aus einer der Kisten. »Ich mache mich nur kurz frisch.«
    Zehn Minuten später hatte er seine neue Dusche ausprobiert, trug allerdings trotzdem noch den verschwitzten Pullover und die ebenfalls nicht mehr taufrische Jeans. Zu einer neuerlichen Suchaktion in den Kartons und den Wäschesäcken hatte er sich nicht aufraffen können.
    Berger hatte inzwischen das Fenster geöffnet und schaute zu
One More Raining Day
in den Innenhof hinunter. Zwischen den Händen drehte

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