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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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müffelte nach Schweiß, und das Haar hing ihr fettig in die Stirn. Obendrein trug sie nach wie vor die Bluse, in der sie Manuel zur Schule gebracht hatte, zur Arbeit gefahren war und …
Nein
,
daran denke ich jetzt nicht.
    Aus der Küche hörte sie Alans Handy klingeln, das er kurz darauf übereilt zuklappte.
    »Wer war das?«, fragte sie.
    »Nur die Firma«, erklärte er missmutig.
    »Ich dachte, du hast frei?«
    »Ja, aber manchmal gibt es trotzdem noch einige Fragen.«
    »Welche denn?«
    »Ach, lassen wir das.« Er entnahm der Kaffeemaschine die volle Kanne. »Möchtest du?«
    Für einen kurzen Moment drohte sich ihre innere Unruhe zur Panik auszuwachsen, ohne dass Anna den Grund dafür hätte benennen können. Mit den Fingerkuppen massierte sie sich die Schläfen und spürte kurz darauf, wie sich die Beklemmung löste.
    »Muss denn so viel Licht brennen?«, fragte Alan aus dem Wohnzimmer.
    »Licht ist Hoffnung«, antwortete Anna. Auch das war ein Zitat aus einem Buch gewesen, aber eines, das ihr jetzt Kraft gab.
    Alan hatte den Fernseher eingeschaltet. Das
ARD-Morgenmagazin
strahlte die Suchmeldung der Polizei aus, daran schloss sich ein Ausschnitt von Annas Auftritt am Vorabend an. Erneut wurde die Bevölkerung um Mithilfe gebeten.
Zum wievielten Mal schon?
Und noch immer gab es weder einen Hinweis noch eine Nachricht von der Polizei. Dabei hatte Veckenstedt doch am Abend erklärt, die Beamten der Soko »Manuel«, wie sie von der Presse inzwischen genannt wurde, seien unermüdlich im Einsatz. Aber warum, verflixt noch mal, klingelte dann das Telefon nicht?
    Sie wählte Veckenstedts Nummer. »Benson hier. Hat es noch immer keinen Hinweis gegeben?«
    »Sehr viele sogar«, gab der Ermittler zu. »Und ich kann Ihnen versichern, wir gehen jedem nach. Aber bisher war kein konkreter dabei.«
    »Kein einziger? Nach all den Fernsehberichten und den Zeitungsartikeln?«
    »Es tut mir leid.«
    »Aber irgendjemand muss Manuel doch gesehen haben!«, schrie Anna jetzt aufgebracht. »Es kann doch nicht sein, dass …« Wütend schmiss sie das Telefon zu Boden und rannte zur Tür.
    »Was hast du vor?«, rief Alan ihr hinterher.
    »Ich möchte … Nein, ich werde noch einmal mit der Presse reden.« Sie hielt die Türklinke bereits in der Hand, als vor dem Haus ein Tumult ausbrach. Anna riss die Tür auf, und wenige Augenblicke später stand Alans Bruder im Flur. »Bernd?«
    Er umarmte sie. »Ach, Anna, ich musste einfach kommen. Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Alan knurrte genervt. »So wie du …«
    »Bruderherz, ich habe nur meine Hilfe angeboten, sonst nichts. Hilfe!« Bernd hob seinen Zeigefinger. »Falls du überhaupt weißt, was das bedeutet.«
    »Besser als …«
    »Alan! Bernd!« Annas schneidende Stimme ließ die Streithähne verstummen. »Könntet ihr eure Zwistigkeiten bitte vergessen? Nur dieses eine Mal?«
    Ihr Mann band sich seinen Schal um. »Lass uns gehen.«
    »Wohin wollt ihr?«, erkundigte sich Bernd.
    Anna versuchte vergeblich, ihre Bluse zu glätten. Auf dem hellen Stoff prangte mittlerweile ein dunkler Aschefleck. Aber wen scherte das schon? Sie ging in die Küche und entnahm dem Bilderrahmen Manuels Foto. Behutsam strich sie über sein lachendes Antlitz. »Ich möchte noch einmal an die Öffentlichkeit appellieren.«
    »Eine gute Idee«, pflichtete ihr Bernd bei und hielt den beiden die Tür auf.
    »Willst du nicht mitkommen?«, fragte Alan.
    »Seid mir nicht böse, aber ich und die Presse, ihr wisst, dass ich das …«
    »Ich weiß! Aber dieses Mal geht es nicht um dich.«
    »Alan, hör auf damit!« Anna drückte Bernd die Hand. »Danke, dass du überhaupt gekommen bist.«
    Dann trat sie mit Alan vor die Presse. Sofort richteten sich die Kameras auf sie, und wie ein Hagelschauer prasselten die Fragen auf sie nieder. »Wie geht es Ihnen?«
    »Haben Sie eine Spur von Ihrem Sohn?«
    »Was sagt die Polizei?«
    »Hat sich der Entführer gemeldet?«
    »Was, glauben Sie, werden die Entführer verlangen?«
    Anna schwieg, bis Stille einkehrte. Erst dann hob sie das Bild vor ihre Brust und präsentierte es den Kameras. »Ich möchte Ihnen für Ihre große Anteilnahme danken.« Sorgsam wählte sie jedes einzelne Wort, das über ihre Lippen kam. »Ich möchte Ihnen auch für die vielen Hinweise danken, die Sie mir, meinem Mann und der Polizei geben. Die Beamten gehen allen Hinweisen nach, aber leider war bislang keiner dabei, der Informationen über den konkreten Verbleib meines Sohnes liefern

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