Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
Passwort zu bekommen?«
    »Hm. Andererseits kann es kein Binärcode sein. Das P hat da nichts zu suchen.«
    Sackowitz verstand nur Bahnhof. »Und was ist es dann?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Kannst du es herausfinden?«
    In der nächsten halben Stunde sprach Christian von mathematischen Algorithmen, von einer Helixstruktur und von zahllosen weiteren Begriffen, die Sackowitz sofort wieder vergaß, nachdem er sie gehört hatte.
    Er wandte den Blick nach draußen. Außer den trüben grauen Mauern von den Nachbarhäusern war vor dem Fenster nicht viel zu sehen. Von dieser Wohnung aus war es unmöglich zu erkennen, ob es Morgen, Mittag oder schon Abend war. »Ich geh mal auf die Toilette«, beschloss der Reporter gelangweilt.
    Neben der Kloschüssel stapelten sich die PC-Zeitschriften. Sackowitz schnappte sich eine, begriff aber kein Wort. Da konnte er genauso gut dem verschrobenen Reptilienfreund bei seinem Gemurmel lauschen. Nachdem er die Spülung betätigt hatte, nahm er seinen Platz vor den Terrarien wieder ein. »Und?«
    »Und was?«
    »Wie lange, meinst du, brauchst du noch?«
    »Eine Minute. Zwei Stunden. Drei Tage.«
    »Was?«
    »Es dauert so lange, wie es eben dauert. Außerdem muss ich mich noch um zwei andere Jobs kümmern.«
    »Können die nicht warten? Ich meine, das hier ist wirklich wichtig.«
    »Hallo?«, japste Christian. »Meine Aufträge sind auch wichtig. Bis Mittwoch muss ich damit fertig sein. Aber falls es dich tröstet: Ich kümmere mich um deine CD nebenher.«
    »Kann ich solange hier warten?«
    Christian schaute von der Tastatur auf. »Wieso gehst du nicht runter ins Café? Das ist nett da.«
    »Ach nein, im Augenblick lieber nicht.«
    »Dann geh eben nach Hause.«
    »Nee, auch gerade keine gute Idee.«
    »Heiko sagte, du hast Kinder. Geh mit ihnen ins Aquarium.«
    »Geht auch nicht.«
    Mit einem Ruck löste Christian sich vom Monitor. »Sag mal, was ist denn mit dir los? Hast du etwa Scheiße gebaut?«
    »Ich nicht. Aber …«
Ich bin mit mutmaßlichem Beweismaterial vor der Polizei abgehauen.
»Ach, nichts. Eigentlich ist es auch egal.«
    Gebieterisch verschränkte Christian seine Arme vor der Brust. »Also bevor ich hier für dich noch irgendeinen Klick mache, musst du mir schon verraten, was auf der CD drauf sein soll.«
    »Beweise. Für einen Skandal.«
    »Aha. Und was für ein Skandal?«
    »Fleisch. Gammelfleisch. Glaube ich zumindest. Aber eines ist sicher: Dafür mussten bereits Menschen sterben.«
    »Sterben? Du meinst wohl eher, sie sind ermordet worden. Verdammte Scheiße, Mann.« Christian ließ sich in seinen Sessel zurückplumpsen. »Und auf dich haben die es jetzt auch abgesehen, ja?«
    »Nein, nein, das glaube ich nicht«, beruhigte ihn Sackowitz. »Niemand weiß, dass sich die CD in meinem Besitz befindet.«
    »Und wenn doch?«
    »Ich bin Journalist. Lass das mal meine Sorge sein.«
    »Würde ich ja gerne, nur … Was ist, wenn man auch mich um die Ecke bringt, weil ich dir geholfen habe?«
    »Ach was. Wer sollte das schon tun? Ich hab dir doch gesagt, dass niemand von der CD weiß. Und keiner hat mitbekommen, dass ich bei dir bin – na ja, bis auf Heiko. Aber der ist in Hannover bei seinen Schwiegereltern und hat ganz sicher nichts mit Gammelfleisch zu tun.« Sackowitz setzte eine zweifelnde Miene auf. »Oder vielleicht doch?«
    »Hey, jetzt mal langsam! Lass meinen Kumpel aus dem Spiel.«
    Sackowitz lächelte schmal. »Du brauchst mir also nur die Daten zu entschlüsseln, danach verschwinde ich sofort wieder. Und niemand wird je davon erfahren, dass du involviert warst.«
    »Hoffentlich.« Christian rollte mit seinem Sessel zu dem Schlangenterrarium und streichelte liebevoll das Glas. »Wer soll sich sonst auch um Anton kümmern?« Er verpasste seinem Stuhl einen neuerlichen Schubs, der ihn zurück an seinen Computer beförderte. »Und jetzt lass mich in Ruhe arbeiten. Morgen früh kannst du wieder vorbeikommen, bis dahin habe ich deine CD ganz sicher geknackt. Ach, und nicht vergessen«, in unleserlicher Schrift kritzelte er seine Telefonnummer auf einen Schmierzettel, »ruf mich vorher an.«
    Sackowitz nahm das Papier entgegen. »Morgen früh erst? Aber wo soll ich denn bis dahin …?«
    »Hey, bist du Journalist oder ich? Dir wird schon etwas einfallen.«

97
    Anna Benson brach zusammen, noch ehe Kalkbrenner etwas sagen konnte. Der Kommissar half den Beamten vor Ort, sie zurück in die Wohnung zu tragen, fort von den Reportern, die ihre gierigen Objektive sofort auf die

Weitere Kostenlose Bücher