Trieb
Berger den Wagen startete, doch der war noch damit beschäftigt, seinen Notizblock zu studieren. »Ich habe Sera vorhin darum gebeten, die Fluggesellschaften zu kontaktieren.« Er blätterte die Aufzeichnungen durch, bis er endlich fand, was er suchte. »Bei Air Berlin sind
für heute Abend zwei Flüge nach Amsterdam sowie für morgen früh zwei Rückflüge nach Berlin gebucht worden. Beide auf die Namen Fielmeister und Peglar. Anschließend hat sich Sera auch um das Hotel gekümmert … Moment, wie heißt das Ding noch?« Er forschte in seinen undeutlichen Aufzeichnungen nach dem richtigen Eintrag. »Ah ja, im Hotel
Barbizon Palace
in Amsterdam wurden zwei Zimmer auf Fielmeister und Peglar reserviert. Aber jetzt kommt’s: Nur Peglar ist vorhin an Bord des Fliegers gegangen.«
»Das wundert mich nicht wirklich«, bemerkte Kalkbrenner ausdruckslos.
»Wieso?«
»Weil Fielmeister da schon tot in seinem Hotelzimmer in Berlin lag.«
Daraufhin klappte Berger übertrieben laut seine Kladde zu, steckte den Wagenschlüssel in den Zünder, ließ den Passat aber immer noch nicht an. »Fielmeister hat seinen Seitensprung ja wirklich clever geplant. Er hat sogar Flug und Hotel in Amsterdam gebucht, nur damit niemand Verdacht schöpft. Einzig seinen Bruder scheint er in sein Vorhaben eingeweiht zu haben.«
Kalkbrenner holte Luft und stieß den Atem in einer weißen Wolke wieder aus. »Aber wenn Peglar wusste, dass sein Bruder in Berlin bleibt, warum hat er dann Carla Fielmeister angerufen und gefragt, ob ihr Mann sich schon auf dem Weg zum Flugplatz befindet?«
»Vielleicht wollte er seinen Bruder decken? Carla Fielmeister sollte in dem festen Glauben gelassen werden, ihr Mann sei auf Geschäftsreise nach Amsterdam.«
Kalkbrenner schüttelte den Kopf. »Auch eher unwahrscheinlich. Wenn Fielmeister sich für seinen Seitensprung so clever abgesichert hat, wie du behauptest, dann hätte er nie und nimmer in ein Hotel drei Straßen von seiner Familie entfernt eingecheckt. Die Nähe
wäre doch ein enormer Risikofaktor, und dazu noch einer, der völlig unnötig ist. Es gibt doch wahrlich genügend andere Hotels in Berlin.« Frierend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Und außerdem: Was, wenn Carla Fielmeister recht hat und ihre Ehe tatsächlich intakt war?«
Berger rümpfte die Nase, sodass sein Bart, an dessen Spitzen sich kleine Eiskristalle bildeten, erzitterte. »Aber was wollte er denn dann im
Adler
?«
»Vielleicht hat Peglar Carla Fielmeister ja angerufen, weil sich auf dem Weg zum Flughafen ein anderer wichtiger Geschäftstermin ergeben hat und er seinen Bruder nicht erreichen konnte? Und als er endlich telefonisch mit ihm sprechen konnte oder als sie sich am Flughafen trafen, beschlossen sie, dass Fielmeister in Berlin bleibt und Peglar alleine nach Amsterdam fliegt.«
»Das macht doch keinen Sinn«, widersprach Berger. »Wozu musste Fielmeister seine Frau dann in dem Glauben lassen, er sei in Amsterdam angekommen? Und wieso gebrauchte er in Berlin einen falschen Namen, um nicht erkannt zu werden? Was soll das denn
für ein Termin gewesen sein?«
»Vielleicht einer, der uns das Motiv für Mord und Einbruch liefert?«
»Stimmt, der Einbruch«, murmelte Berger. »Glaubst du, es gibt da einen Zusammenhang?«
»Reiner Zufall wäre reiner Zufall«, zitierte Kalkbrenner eines seiner kleinen Helferlein. »Rita soll sich morgen früh sofort mit der für den Einbruch zuständigen Polizeidirektion in Potsdam in Verbindung setzen. Vielleicht bringt das ja etwas.«
Berger krakelte einen Vermerk in seinen Notizblock. »Der Einbruch könnte auch nur der Versuch gewesen sein, von den wahren Mordmotiven abzulenken.«
»Die da wären?«
»Leidenschaft, Eifersucht, Enttäuschung?« Berger ließ den Block wieder in die Jackentasche gleiten und knöpfte sich sein Jackett zu. Noch immer war es im Auto empfindlich kalt. »Dazu muss es aber noch eine Carla Fielmeister geben, die dahinterkam, dass ihr Mann eine Affäre hatte.«
»Und das würde im Umkehrschluss bedeuten, sie hätte uns angelogen.«
Berger bedachte Kalkbrenner mit einem aufmerksamen Blick. »Das wäre ja nicht das erste Mal, dass eine Ehefrau uns nicht die Wahrheit sagt, oder?«
Kalkbrenner schlang den Mantel enger um den Körper. Er erfror, und er war müde. Keine gesunde Kombination. Er öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. »Wir sollten auf jeden Fall mit Marten Peglar reden. Er wird uns erklären können und auch müssen, warum sein Bruder ihn
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