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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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das Mädchen vorsichtig ihrer Freundin. »Gehst du mit Laura nach nebenan?«
    Die Frau brachte die Kleine ins Nebenzimmer. Bevor sich die Tür hinter ihnen schloss, warf Laura ihrer Mutter noch einen erneuten bangen Blick zu. Ob sie etwas ahnte?
    Mit ausdrucksloser Miene stand Carla Fielmeister vor den beiden Beamten. Hinter dem raumhohen Fenster in ihrem Rücken breitete sich das faszinierende Panorama des Potsdamer Platzes aus. Von hier oben hatte die Hochhausansammlung durchaus ihren Reiz, und Kalkbrenner begann zu verstehen, warum man hier wohnen wollte. Aber das machte ihm die Sache auch nicht leichter. Er atmete tief durch: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann mit großer Wahrscheinlichkeit ermordet wurde.«
    »Ermordet? Das ist …« Sie starrte Kalkbrenner an, als habe er in einer fremden, ihr unverständlichen Sprache gesprochen. »Was soll das heißen: mit großer Wahrscheinlichkeit?«
    »Seine Leiche wurde ohne einen Ausweis gefunden«, beantwortete Berger ihre Frage. »Im Augenblick stützen wir uns auf die Aussage eines Hotelgastes, der ihn erkannt haben will. Dessen Mutter war angeblich eine entfernte Bekannte Ihres Mannes. Die beiden waren«, er kramte seinen Notizblock aus der Jackentasche, »zusammen auf dem …«
    Kalkbrenner machte dem Rumgestotter kurzerhand ein Ende. »Um endgültige Gewissheit zu bekommen, müssen wir Sie leider bitten, Ihren Mann zu identifizieren.«
    »Aber Rudolph ist doch … in Amsterdam … mit Marten. … Wie …?«
    »Frau Fielmeister, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit befindet sich Ihr Mann nicht in Amsterdam. Seine Leiche wurde im Hotel
Adler
gefunden,
hier in Berlin, keine drei Straßen weiter. Er hatte sich dort ein Zimmer unter einem falschen Namen genommen.«
    »Aber er hat mich doch …?« Sie presste die Hand vor den Mund. »Das verstehe ich nicht.«
    »Wo können wir den Bruder Ihres Mannes, Herrn Peglar, erreichen?«, fragte Kalkbrenner.
    »Na, in Amsterdam. Glaube ich zumindest.«
    Ihr Gesicht war nur noch eine fahle Maske, als sie ihnen Peglars Berliner Adresse, Telefon- und Handynummer aushändigte. Berger zückte sofort sein Mobiltelefon und verließ den Raum.
    Ein paar Sekunden verstrichen, in denen außer Lauras Brabbeln, das gedämpft von nebenan herüberklang, im Zimmer Grabesstille herrschte.
    »Können Sie mir auch die Handynummer Ihres Mannes geben?«, sagte Kalkbrenner. »Und falls er ein Blackberry, iPhone oder Ähnliches besitzt, auch deren Nummern.«
    »Natürlich, aber was wollen Sie damit?«
    »Wir werden von der Telefongesellschaft die Verbindungsnachweise einholen. Vielleicht hat Ihr Mann vor oder nach dem Telefonat mit Ihnen, also kurz vor seinem Tod, noch mit jemandem gesprochen, der uns weiterhelfen kann. Da wir das Handy nicht bei Ihrem Mann gefunden haben, nehmen wir an, dass es ihm vermutlich abgenommen wurde. Aber falls es noch eingeschaltet ist, lässt es sich orten – und bringt uns mit etwas Glück vielleicht auf die Spur seines Mörders.«
    »Seines Mörders«, wiederholte Carla Fielmeister, und es klang, als würde sie sich im nächsten Moment übergeben müssen.
    »Hatte Ihr Mann Feinde?«
    »Was meinen Sie damit, Feinde?« Ein ersticktes Lachen erklang. »Ja, natürlich, er hatte Feinde, Mitbewerber, Konkurrenten. Der Lebensmittelmarkt ist hart umkämpft.«
    »Wissen Sie, ob Ihr Mann bedroht wurde? Oder erpresst?«
    »Nein, davon hat er mir nichts erzählt.«
    »Hat sein Bruder etwas in der Richtung erwähnt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Den Angehörigen der Mordopfer die Todesnachricht zu überbringen war kein angenehmer Job für Kalkbrenner. Aber das, was nun kam, war seiner Meinung nach ein noch schlimmerer Aspekt der Arbeit.
Nicht alles ist einfach zu haben.
»Haben Sie eine Ahnung, warum Ihr Mann nicht nach Amsterdam geflogen ist?«
    »Wie sollte ich? Bis gerade eben wusste ich es ja noch nicht einmal.«
    »Mit wem hätte sich Ihr Mann im
Adler
treffen können?«
    »Mit Freunden. Kollegen. Oder Geschäftspartnern. Aber … das ergibt doch keinen Sinn. Warum sagt er, er sei in Amsterdam, wenn er doch …« Sie dachte nach, und ihrer erschütterten Miene sah Kalkbrenner an, dass sie keine Antwort auf die Fragen fand.
    Berger kehrte mit einem Achselzucken in das Zimmer zurück. »Ich habe ihn nicht erreicht.«
    »Gibt es noch jemand anderen, mit dem sich Ihr Mann in einem Hotelzimmer in Berlin hätte treffen können?«, erkundigte sich Kalkbrenner.
    Wie in Trance schaute Carla Fielmeister ihn an.

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