Trieb
Kaffeepulver hinzu. Fürs Abendessen wählte er aus Fielmeisters Besten
eine
Konserve mit Rindfleisch- und Hühnersuppe, dann steuerte er in Richtung Ausgang.
»Hast du schon in der Wohnung geschlafen?«
»Habe ich.«
»Aber Sebastian sagte, du hast noch gar keine Möbel.«
Kalkbrenner lud die Waren auf das Kassenband. »Das macht doch nichts, ist ein bisschen wie Campingurlaub. Aufregend.«
»Aber ansonsten geht es dir gut?«
»Geht es. Danke der Nachfrage.«
»Und gestern?«
»Hatten wir einen Mordfall.«
»Ich meinte eigentlich deinen Termin, wegen der …«
»Rita!«, unterband er autoritär ihr sorgenvolles Bemühen. »Es geht mir wirklich gut.«
Rita war mehr als nur eine Sekretärin, sie war die gute Seele des Kommissariats, ständig um das physische und psychische Wohlergehen ihrer Kollegen besorgt. Trotzdem konnte sie es nicht verhindern, dass kaum jemand aus der Abteilung eine intakte Beziehung führte.
Kalkbrenner zählte der Kassiererin das Kleingeld ab. »Also, was hast du für mich herausgefunden?«
»Von der Telefongesellschaft habe ich Fielmeisters Anrufliste erhalten«, informierte ihn Rita, während Kalkbrenner eine vollbepackte Einkaufstüte aus dem Supermarkt schleppte. »Wenn wir uns auf die Zeit zwischen achtzehn Uhr, als er bei seiner Frau aufgebrochen ist, und seinem vermutlichen Todeszeitpunkt konzentrieren, hat er währenddessen fünf Telefonate geführt. Eines mit seinem Stiefbruder, Marten Peglar, eins mit seiner Sekretärin, Frau Vissermann, und dann noch je eins mit einem Kunden sowie einem Spediteur. Die letzten beiden haben für die Tatzeit ein Alibi.«
»Ich nehme an, das fünfte Telefonat war das mit seiner Frau?«
»Ja, so gegen halb acht. Das war das letzte Gespräch, das von seinem Handy aus geführt wurde.«
»Und wie schaut es mit den Telefonaten im Verlauf des Tages aus?«
»Bei einem Geschäftsmann wie ihm ist es normal, dass es nicht wenige waren. Wir sind dabei, sie abzugleichen.«
»Haben wir Fielmeisters Handy bereits orten können?«
»Fehlanzeige. Es ist ausgeschaltet. Oder kaputt.«
Kalkbrenner überdachte die Information, die er von Rita bekommen hatte, aber nichts davon verhalf ihm zu einer neuen Erkenntnis. »Was kannst du mir über den Einbruch in die Geschäftsräume der Firma erzählen?«
»Nun, der Einbruch ereignete sich zwischen halb acht und halb neun Uhr abends. Die Täter passten die Zeit zwischen den Kontrollen des Sicherheitsdienstes ab und gelangten über den Hintereingang ins Gebäude, wo sie eine Glastür demolierten. Sie hatten es auf die Kunstobjekte abgesehen, die im Eingangsbereich der Firmenzentrale ausgestellt wurden. Natürlich waren die Skulpturen und Bilder keine Kostbarkeiten wie die in der Nationalgalerie oder im Bode-Museum, aber ein paar tausend Euro lassen sich damit trotzdem erzielen.«
Während Kalkbrenner den Innenhof zu seiner Wohnung durchschritt, schaute er nach oben. Um ihn herum erhoben sich von Wind und saurem Regen angefressene Altbaufassaden. Die Treppenhausstufen waren ansprechend mit einem robusten Sisalläufer ausgelegt – alles andere als wertvoll. »Mehr wurde nicht entwendet?«
»Nach Aussage der Mitarbeiter sind alle Büros unangetastet geblieben. Es fehlt nichts. Auch der Erkennungsdienst hat keine Spuren entdecken können, die darauf hindeuten, dass die Diebe weiter als bis ins Erdgeschoss gekommen sind.«
Kalkbrenner war mittlerweile in seiner Wohnung angekommen und stapelte die Einkäufe auf der Küchenanrichte. »Welche Spuren wurden denn im Erdgeschoss gefunden?«
»Eine Vielzahl von Fingerabdrücken. Der Großteil davon dürfte allerdings auf die Angestellten zurückzuführen sein. Und jene, die nicht zuzuordnen sein werden, stammen, das wette ich, von Leuten, die bisher erkennungsdienstlich nicht in Erscheinung getreten sind. Putzfrauen, der Sicherheitsdienst, Geschäftspartner – auch das wird zur Stunde abgeglichen. Ob sich dieser Aufwand lohnt, ist jedoch mehr als fraglich. Die Kollegen haben an der zerborstenen Tür Faserspuren sichergestellt. Die Einbrecher haben wohl Handschuhe getragen.«
Der Zufall treibt manchmal ein merkwürdiges Spiel
. Ein weiteres seiner kleinen Helferlein kam zum Einsatz. »Scheiße!«
»Wie bitte?«
Mit einem Blick in die letzten Umzugskartons hatte sich Kalkbrenners Befürchtung, dass er gestern vergessen hatte, die Kaffeemaschine mitzunehmen, in nicht zu leugnende Sicherheit verwandelt. Das vor wenigen Minuten erworbene Kaffeepulver war wertlos. Er
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