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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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über seine Knödel her, während Kalkbrenner noch Messer und Gabel in den Händen hielt und skeptisch das Schweinefleisch prüfte, das auf seinem Teller in einer Soße aus Zwiebeln, Paprika, Ketchup und Käse ersoff. Er warf einen Blick hinüber auf Muths Teller. Der Koch hatte sich tatsächlich zu einem Auflauf aus Blumenkohl und Brokkoli durchgerungen. »Vielleicht wäre es ja doch gar nicht so verkehrt?«
    »Was?«, erkundigte sich Thanner mit vollem Mund.
    »Vegetarier zu werden?«
    Sein alter Freund krümmte sich vor Lachen. »Keine Sorge, ich sagte doch schon, alles sauber. Hier ist die Schlachtware, von der wir eben sprachen, bestimmt nicht angekommen. Da brauchst du auch nicht so misstrauisch zu schauen.«
    Noch immer zweifelnd schob sich Kalkbrenner den ersten Bissen in den Mund und war erstaunt: Er schmeckte erstaunlich gut.
Aber kann man Gammelfleisch tatsächlich schmecken?
»Und inwieweit ist Fielmeisters
in diese Sache verwickelt?«
    »Nun, vor etwa vier, fünf Wochen tauchte erstmals der Name Marten Peglar in Verbindung mit De Jong
auf.«
    Vor drei oder vier Wochen.
Das war die Antwort von Carla Fielmeister auf Kalkbrenners Frage gewesen, wann sich ihr Mann und Marten Peglar zuletzt miteinander gestritten hatten. Und kurz darauf sollte Fielmeister ihr gesagt haben:
Alles ist erledigt
,
Marten wird sich darum kümmern.
Was war damit gemeint? Peglars Schulden oder vielleicht die finanziellen Engpässe bei der Firma?
    »Was ist mit seinem Bruder?«, erkundigte sich Muth. »Rudolph Fielmeister? Wurde dessen Name auch genannt?«
    »Nein.«
    »Wie sieht es mit dem Namen Friedrichs aus Potsdam aus?«
    »Wer soll das sein?«
    »Das war der Name, unter dem Rudolph Fielmeister im Hotel
Adler
eincheckte, wo wir ihn am Dienstagabend ermordet auffanden.«
    »Nein, auch dieser Name ist mir kein Begriff. Aber ich weiß, worauf Sie anspielen.« Thanner lächelte der jungen Türkin zu. »Angesichts der finanziellen Situation der Firma ist es durchaus denkbar, dass Rudolph Fielmeister an den krummen Geschäften seines Bruders beteiligt oder zumindest darin eingeweiht war.«
    Damit kam der Frage von Dr. Salm –
Wo ist etwas faul in der Firma? –
eine ganz neue Bedeutung zu. »Kann es also sein, dass jemand aus der Branche für Fielmeisters Tod und für das Verschwinden seines Bruders verantwortlich ist?«
    Thanner hob seine mächtigen Schultern und ließ sie mit einem erleichterten Schnauben wieder fallen. »Dazu kann ich nichts sagen.«
    Kalkbrenner stoppte die Gabel auf halbem Weg zu seinem Mund. »Kannst du oder darfst du nicht?«
    »Paul, wir stehen mit den Ermittlungen noch ganz am Anfang. Ich habe doch schon erklärt, dass wir davon ausgehen, dass das Gammelfleisch an Lebensmittelbetriebe veräußert wurde, aber beweisen können wir noch nichts. Gerade erst ist es uns gelungen, einen verdeckten Ermittler in die Branche einzuschleusen.« Thanner nahm den letzten Rest seines
Veprová Pecene
auf die Gabel und kaute dann nachdenklich darauf herum. »Tja, und jetzt hat uns über Interpol die Fahndung nach Peglar erreicht, dessen Verschwinden, zusammen mit dem Tod seines Bruders, in der Branche mächtig Staub aufwirbeln wird. Das macht uns die Arbeit nicht gerade leichter.«
    »Was schlägst du also vor?«
    Mit einer Wendigkeit, die man seinem massigen Körper nicht zugetraut hätte, fischte Thanner eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche. »Ich würde sagen: Information und Kooperation.«
    Kalkbrenner verharrte grübelnd. Einerseits hatte er seine Erfahrungen mit den Landes- und Bundesbehörden gemacht, andererseits war Thanner ein alter Freund. Er atmete tief durch und griff nach der Visitenkarte. »Einverstanden.«
    »Wunderbar.« Mit den Fingern schnipsend winkte Thanner der Kellnerin. »Bitte die Karte für das Dessert.« Dann wandte er sich wieder Kalkbrenner zu: »Und? Jetzt erzähl schon: Wie geht es deiner Mutter? Lebt sie immer noch am Görlitzer Park?«

36
    »Hierhin kannst du gehen, wenn du Langeweile hast«, erklärte Aidan.
    Langeweile war wirklich das Letzte, was Tabori nach diesem Tag verspürte, eher schon Erschöpfung.
    Aber Aidan hatte die Eingangstür bereits geöffnet und war in den Laden hineingegangen. »Worauf wartest du? Jetzt komm schon«, rief er ihm über die Schulter zu.
    An der Backsteinfassade prangte ein riesiger, blau-orangener Schriftzug:
Saturn.
Tabori konnte sich nicht vorstellen, wie man in einem Kaufhaus Spaß haben sollte. Seine Erfahrungen damit beschränkten sich darauf,

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