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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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legte er auf und schloss mürrisch das Fenster. Bevor er auf seinem Platz erfror, erstickte er doch lieber an dem Klogestank.
    »Lothar«, wandte er sich seinem Praktikanten zu. »Hättest du vielleicht Lust, den Bericht über den Fall Fielmeister zu schreiben?«
    Dem Jungen traten schier die Augäpfel aus den Höhlen. »Ich?«
    »Siehst du hier noch einen anderen Lothar?«
    »Nein, aber ich …«
    »Du hast doch schon über Peglar recherchiert, oder?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Also, was denn nun? Willst du nun Journalist werden oder nicht?«
    »Klar!«
    Ohne sich weiter mit seinem Praktikanten herumzuschlagen, setzte sich Sackowitz an den Mac und begann zu schreiben. Während seine Finger über die Buchstaben flogen, achtete er tunlichst darauf, keine falschen Tasten zu berühren. Nach kurzer Zeit hatte er sogar den WC-Gestank vergessen, und die Zeilen flossen nur so aus ihm heraus. Dann war der Artikel endlich fertig.
    Lothar war anscheinend bereits in den Feierabend entschwunden. In seinem Schreibrausch hatte Sackowitz gar nicht mitbekommen, wie der Praktikant sich verabschiedet hatte. Den Fielmeister-Bericht hatte ihm der Teenager schon vor geraumer Zeit per E-Mail geschickt. Darin brachte er den aktuellen Ermittlungsstand überraschend treffend auf den Punkt. Vielleicht war der Neffe des Verlegers ja doch noch zu mehr als zum Telefondienst zu gebrauchen.
Das solltest du dir für die Zukunft merken.
    Sackowitz mailte die beiden Texte an die Layouter, die in der vierten Etage des Verlagshauses beheimatet waren, dann schaltete er, mit sich und dem Tag zufrieden, den Rechner aus. Als der Monitor dunkel wurde, fiel ihm Magda Michels’ Zettel ins Auge, der am Gehäuse pappte. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte er bereits nach dem Telefon gegriffen.
Du lässt sofort Frau Michels in Frieden!
Beim Gedanken an Bodkemas Worte zuckte seine Hand zurück.
Das ist reine Zeitverschwendung.
    Aber nein, da war Stan einfach mal auf dem Holzweg unterwegs. Sackowitz war überzeugt, dass sein tagelanges Warten keineswegs vergebens gewesen war. Schließlich hatte er doch nicht umsonst klaglos die gecoverte Musik der Flippers ertragen und sich den Attacken balzwütiger mittelalterlicher Damen ausgesetzt. Nein, sein Chef musste sich irren.
    Beim Gedanken an Renate verzogen sich Sackowitz’ Mundwinkel unwillkürlich zu einem Grinsen. Ihre schamlos zur Schau gestellten Reize hatten bei ihm durchaus Wirkung gezeigt. Es war keineswegs gelogen gewesen, als er behauptet hatte, dass sie ihm nicht unsympathisch sei.
Ja
,
ja
,
jetzt gib’s doch zu: Du wärst nicht abgeneigt gewesen.
Vielleicht sollte er wieder – er musste kichern.
Was? Du willst tatsächlich noch einmal ins
Verdun
?
Freiwillig?
    Aber warum eigentlich nicht? Seit seiner Scheidung war es um Sackowitz’ Liebesleben nicht zum Besten bestellt, und das war noch beschönigend ausgedrückt. Er hatte nun mal nicht viel Zeit für das andere Geschlecht. Seine Arbeit als Journalist verlangte enormen Einsatz von ihm, und kürzerzutreten war ein Ding der Unmöglichkeit: Da waren die Kreditraten für das Haus in Pankow zu bezahlen, und dazu kam noch der Unterhalt für Leonie und Till sowie die Miete für die eigene Wohnung.
    Nicht zuletzt hing sein Mangel an weiblicher Bekanntschaft auch mit dem Suff und seinem Herzinfarkt zusammen. Während der langen Zeit der Genesung hatte er sich verständlicherweise mehr mit sich selbst als mit den Frauen beschäftigt. Inzwischen war er über den Berg und – Gott sei Dank! – wieder berufstätig. Aber eben auch wieder im Stress, sodass es Freizeit für ihn nur in homöopathischen Dosen gab. Ein Kreislauf, dem man nur schwer entkommen konnte. Aber was sprach schon gegen ein bisschen Vergnügen? Sozusagen als kleine Belohnung für den heutigen Tag. Jawohl, den Besuch im
Verdun
hatte er sich redlich verdient. Und wenn er dabei zufällig Magda Michels wiedertraf, unverbindlich mit ihr plauderte und sie dabei ganz nebenher ein paar Informationen preisgab – nun, dagegen konnte Bodkema nur schwerlich etwas einwenden.

35
    »Mein Gott«, entfuhr es Sera Muth.
    »Nein, das ist nur Thanner.« Dann begrüßte Kalkbrenner seinen Freund aus Ausbildungszeiten, der bereits an einem der Tische in der
Malzstube
auf sie wartete. »Immer noch der Alte, was?«
    »Nix da. Abgenommen hab ich.« Mit dröhnendem Wiehern schlug sich Thanner auf den Bauch. »Ganze zwanzig Pfund. Sieht man das nicht?«
    Ich wünschte
,
man täte es
. »Ohne jeden Zweifel«,

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