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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Altmann
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Jahren, Wunden in meinem Leben hinterließen. Privat, beruflich, bisweilen erheblichen Schaden verursachend. Aber keiner war lebensbedrohend, und all die Verursacher sind seit langem von meinem Radar verschwunden. Schon möglich, dass sie inzwischen fertig sind mit mir, ich bin es ganz offensichtlich nicht. Rachegelüste überschwemmen mich, wie ein rasend gewordener Spießer reite ich auf uralten Debakeln herum, fordere Reparationszahlungen, Unrechtserklärungen, Worte der Buße.
    Dennoch liebe ich Vipassana. Weil es den Finger in die Wunde legt. Weil es so genau weiß, wo die Mutter aller Übel liegt. Und ein Hilfsmittel anbietet, das preisgünstiger und unprätentiöser – ein hartes Kissen reicht – nicht sein könnte. Kein Monatsbeitrag ist fällig, keine fluoreszierenden Knieschützer werden gefordert, keiner muss einen Helm tragen, alles – Mensch und Ausrüstung – passt auf einen Quadratmeter.
    Und noch etwas, ein weiterer Nebenverdienst. Er ist hochaktuell, gerade in Zeiten, in denen Geist und Vernunft – rund ums Jahr, ohne einen freien Tag – von Königen und Königinnen des Schwachsinns bombardiert werden: Denn Meditieren macht schlau. Seit über zehn Jahren untersuchen Universitäten wie Harvard und Berkeley das Phänomen und die Ergebnisse sind eindeutig: Meditierende mit vielen Stunden Erfahrung können sich – fulminantes Beispiel – bis zu 45 Minuten ohne die geringste (gedankliche) Ablenkung auf eine Aufgabe konzentrieren. Sie lernen schneller, auch präziser. Die Kontrollgruppe, die Nie-Meditierenden, ist weit davon entfernt. Sie begehen nach fünf Minuten die ersten Fehler.
    Es kommt noch besser. Meditieren macht warmherzig. Die Zonen im Hirn, die mit Emotionen wie Mitgefühl assoziiert werden, zeigten während des »Sitzens« erfahrener Schüler ebenfalls eine viel stärkere Aktivität. Menschenfreundlichkeit lässt sich also, zu einem bestimmten Grad jedenfalls, trainieren.
    Ob ich daran teilhaben darf? Ich bin mir nicht sicher. Manche bekamen ja schon von der Natur ein paar Gene mit, die ihre Motorik souveräner reguliert. Meine Lieblingsgeschichte im Struwwelpeter war die Erzählung vom Zappelphilipp, dem Stuhl-Schaukler, der zuletzt Tischdecke samt Tischgedeck zu Boden riss (»und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum«). Ein Bruder im Geiste, auch gestraft mit einem Zappel-Gen. Ich würde gern wissen, was der Guruji denkt, wenn er auf mich sieht, auf den armen Kerl, der nicht weiß, wohin mit seinen wehleidigen Knien, auf den komischen Bodenturner, der seine Beine in alle denkbaren Winkel ausstreckt, nur nicht dorthin, wo sie hingehören. Sicher schaut er mit Güte, ja mit Bewunderung zu mir herüber, sieht er doch einen Unbegabten, der sich so inniglich abmüht. Wer ließe sich nicht anrühren von einem, der hoffnungslos verliebt ist und pausenlos abserviert wird?
    Auch gut: Goenkas wiederholter Hinweis, dass Meditation vollkommen wertlos bleibt, wenn der »Gewinn« nicht im realen Leben stattfindet. Ein Mensch, der nur klug und freundlich ist, wenn er auf seinem Kissen sitzt, hat das Thema verfehlt. »Zen is action«, sagen die Japaner. Nur wenn das Training dazu taugt, sich hinterher im Trubel der Welt selbstbewusster zurechtzufinden, dafür sorgt, dass die »weltlichen« Handlungen weniger freie Radikale lostreten, weil man gelernt hat – via Meditation – ökonomischer mit den eigenen Kräften zu wirtschaften, erst dann hat die Mühe ihren Sinn. Und das Zauberwort heißt Konzentration.
    Eine Parabel macht es deutlich. Zwei Zen-Schüler streiten darüber, wer den imponierenderen Lehrer hat. Der Erste: »Schau, dort drüben spazieren Leute. Mein Meister könnte jetzt ihren Geist manipulieren und sie zu jeder Handlung überreden. Widerspruchslos würden sie ihm folgen.« Der Zweite: »Das ist ein starkes Stück, nichts davon beherrscht mein Meister. Aber er schläft, wenn er schläft, er isst, wenn er isst, und redet, wenn er redet.«
    Nehmen wir die deutsche Hausfrau. Sie dient als gutes Beispiel, denn in deutschen Haushalten passieren mehr Unfälle als in der Arbeitswelt. Wobei zu vermuten ist, dass es in französischen oder indischen Wohnungen nicht anders zugeht. Natürlich kann eine Hausfrau gleichzeitig Hemden bügeln, fernsehen, ab und zu ins Handy plaudern, ja kann, wenn sie es darauf anlegt, nebenbei noch Fußmalen und dem Sohnemann die Mathematikaufgaben erklären. Das einzige Problem mit Multitasking: Alles, was man tut, tut man mangelhaft, ungenau und

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