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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Altmann
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versinken. Mehrmals.
    Jetzt passieren jene Zustände, die diese Sehnsucht nach Meditation auslösen, jenen Wunsch, immer wieder dorthin zurückzukehren. Weil sie einen Spalt freigeben, durch den der Meditierende erkennt, was für ein unglaubliches Potential Vipassana bereithält. Man ist mitten in der Welt, aber sie bedrängt nicht. Man betritt einen Raum in sich, der unabhängig vom »Draußen« ist. Ein virtueller Ort, in dem man sich vom täglichen Irrsinn erholt. Dank der unauslotbaren Stille erfährt man Energiezellen in sich, an die man erst jetzt, beim Meditieren, herankommt. Wer das erlebt hat, will in sein altes Leben nicht mehr zurück. Oder, weniger pathetisch formuliert, er will zurück, aber auf die Entdeckung nicht mehr verzichten. Das alte Leben ist noch immer das alte, aber etwas Entscheidendes ist nun anders. Im Zen sagen sie: »Vor der Erleuchtung Wasser holen und Holz hacken. Nach der Erleuchtung Wasser holen und Holz hacken.« Lassen wir das Wort Erleuchtung weg, ersetzen wir es einfach durch »Meditation«. Ich muss noch immer Wasser holen und Holz hacken, aber mein »Geist«, meine innere Haltung, haben sich geändert. Das einzige Problem: Kein Buch und kein Wort können dieses »Erleben« vermitteln. Auch kein Handauflegen und kein Sprüchemurmeln. Es gehört nur dem, der hineingeht und die Zumutungen von Vipassana so lange aushält, bis die Erntezeit beginnt.
    Ich muss noch oft hineingehen, denn nach dem Frühstück ist die Eudaimonia vorbei, jetzt kommen die bösen Dämonen zurück. Die bösesten. Ich frage mich natürlich, ob der Bericht der nächsten Stunde dem Leser zumutbar ist, den die Sturzflüge eines Fremden ja nicht ohne weiteres interessieren. Die Antwort ist Ja, ohne Wenn und Aber. Denn es geht nicht um das private Debakel eines Autors, sondern um das Erzählen eines Vorfalls, den jeder schon erlebt hat. Vielleicht nicht in dieser Form, aber auf jeden Fall etwas, das einen Schock und ähnlich massive Emotionen provozierte. Was mich als Schreiber (und Leser) bewegt: Sprache soll uns an die Welt und ihre Bewohner heranführen. Auf dass unsere Einsamkeit erträglicher wird und wir einer vom anderen etwas begreifen. Und von uns selbst. Wenig genug.
    Von null ins Fegefeuer. Mich wundert, dass der Überfall nicht schon eher kam, erst jetzt am vierten Tag. Wie eine linke Gerade landet die Erinnerung an diese Frau in meinem Kopf. Sie soll »GH« heißen, die Abkürzung für Geldhure. Wie Faustschläge prasseln die Bilder jetzt auf mich nieder.
    Die Vorgeschichte ist durchaus banal. Ich leihe jemandem Geld, zinslos und ohne festes Rückzahldatum. Nur mit der Auflage, dass ich es wiederbekomme, wenn die Beziehung endet. Viel Geld, für mich zumindest. Wie ich es bei Freunden immer tue, vertraue ich auf das Wort des anderen. Ohne schriftliche Vereinbarung überweise ich die vereinbarte Summe.
    Die Liebschaft hört nach zwei Jahren auf. GH beendet sie. Ich sei nicht seriös genug, zu oft auf Reisen etc. Das ist bitter, aber ich bin nicht Michel, mein Lieblingsclochard in Paris, der wegen einer gescheiterten Ehe nun neben der Seine campiert. Er hat die Trennung nicht verkraftet. Ich schon, biete GH sogar an, als »gute Freunde« zu verbleiben, und schaue bisweilen auf mein Konto. Vergeblich. Endlich spreche ich die Schuldnerin darauf an, wir treffen uns, sie sagt alles zu, sie ist kooperativ, verführt mich sogar noch ins Bett, will mich zurückholen in ihr Leben. Und schreibt tags darauf eine Mail, in der sie ausdrücklich die Rückgabe des Kredits bestätigt.
    Erst Wochen später kapiere ich, dass eine Geldhure vom Geld nicht lassen kann. Die Mail mit der Zusage hat sie offensichtlich vergessen, verdrängt. GH schreibt wieder eine Mail – sie wohnt weit weg in einem anderen Land –, schreibt viele Mails, behauptet einmal, dass es sich um ein Geschenk gehandelt habe, einmal, dass sie es als Beitrag zu ihrer (zweiten) Eigentumswohnung verstanden habe, zuletzt, dass es ihr zustehe, immerhin hätte ich sie »betrogen«. Jede Behauptung scheint ihr recht, um die Untat zu rechtfertigen. Ich bin naiv und versuche, sie gütlich zum Einlenken zu bewegen. Alles per Mail, per Telefon. Vergeblich. Irgendwann wache ich auf und verklage die Diebin.
    Was für eine erbärmliche Situation. Ich sitze in einer Dhamma Hall , an einem Platz, wo man »equanimity« lernen soll, Gleichmut, eines der Lieblingswörter von Goenka. Ins Praktische übersetzt: ruhig atmen, bewusst atmen, sich nicht überwältigen lassen

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