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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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bisschen, sprach noch leiser und sah Lara direkt in die Augen, als überlege sie während des Redens, ob sie sie vielleicht fressen sollte.
    »Er hat den Bub und das Mädchen zu ihrer toten Mutter in die Küche gesperrt. Dann hat er eine Fackel genommen und ist hinüber zum Stall gegangen. Er hat zuerst den Stall und dann das Haus angezündet. Man sagt, er hätte zugesehen, wie seine Kinder gegen die Fenster geklopft und geweint haben und wie sie dann verbrannt sind. Und dann hat er die Fackel an seine Kleider gehalten und sich selbst verbrannt. Mein Opa und seine Freunde haben ihn hier heroben gefunden. Sallinger muss schrecklich ausgesehen haben. Wie ein verkohlter Sonntagsbraten, hat Opa gesagt, nur dass er nicht so gut gerochen hätte. Und dann …«
    Leise, ganz leise, pirschte sich Harald an die Stelle heran, an der er den Ursprung des Lachens vermutete. Als er die Mädchen entdeckte, kniete er sich auf der kleinen Erhebung
nieder und beobachtete Lara und Nicole, die sich über etwas sehr Wichtiges unterhalten mussten, da Nicole kaum hörbar sprach und Laras Gesicht beim Zuhören sehr ernst war.
    Seine Nichte und ihre Freundin hatten ihn nicht bemerkt, und er wollte sie auch nicht stören. Wenn man im Wald über Wichtiges sprach, dann waren das meistens Dinge, von denen andere nichts wissen sollten. Wer konnte das besser verstehen als er?
    Etwas in ihm sagte, es sei besser, wieder zu gehen. Man beobachtete niemanden heimlich, nein, so etwas tat man einfach nicht. Neugier war schließlich eine Sünde, die der Herr strafte.
    Andererseits gefiel es ihm, den beiden zuzusehen, und verstehen konnte er ja auch nichts, weil Nicole viel zu leise redete. Also belauschte er sie auch nicht, und deswegen war es auch keine Sünde, hierzubleiben.
    Er schmiegte sich an das kühle, weiche Moos auf dem Boden und war in seinem schwarzen Sweatshirt mit dem Batman -Symbol auf Brust und Rücken, den schwarzen Jeans und Turnschuhen nicht viel mehr als einer der vielen Schatten des Waldes. So, wie auch der Fledermausmann im Comic immer nur ein Schatten war.
    Es tat gut, nur ein Schatten zu sein. Schatten wurden nicht verspottet, ganz gleich, wie dumm sie auch sein mochten. Schatten schickte man auch nicht ins Heim. Man ignorierte sie einfach, und manchmal war das besser.
    Er sah den beiden Mädchen zu, wie sie miteinander tuschelten. Sie saßen sich gegenüber, Lara auf einem Baumstumpf, der einmal einer Tanne gehört haben musste, und Nicole auf einem der Steine, die vom Sallinger Hof übrig
waren. Beide trugen sie Sommerkleider. Das von Nicole war ziemlich bunt, fand Harald. Es gefiel ihm nicht so gut wie das türkise von Lara. Dieses Türkis passte so herrlich zu ihren langen, fast schwarzen Haaren und zur Farbe ihrer Haut, bei der Harald immer an Karamellbonbons denken musste.
    Ja, seine Lara war ein sehr, sehr hübsches Mädchen, und er hatte sie ganz furchtbar lieb. Das spürte er jetzt ganz deutlich.
    »… hat Opa mal erzählt, wie der tote Bauer ausgesehen hat. Er hat gesagt, seine Arme seien schrecklich verbogen gew…«
    »Hör auf«, rief Lara und sprang von ihrem Sitzplatz auf. »Das ist doch alles gar nicht passiert. Ist doch nur eine deiner Gruselgeschichten, oder?«
    »Ist es nicht«, protestierte Nicole. »Es war wirklich so. Mein Opa lügt doch nicht. Außerdem hab ich dich gewarnt, dass es eine schlimme Geschichte ist.«
    »Aber kein Vater bringt seine Kinder um. Und auch nicht seine Frau.«
    »Der Sallinger schon.« Nicole machte eine erklärende Geste, indem sie den Zeigefinger neben der Schläfe kreisen ließ. »Der war ein Irrer. So verrückt wie eine Kanalratte, sagt Opa immer. Der hat das wirklich getan. Aber ich hätte dir besser nichts davon erzählen sollen. Jetzt hast du kleiner Feigling Angst gekriegt, stimmt’s?«
    »Gar nicht wahr«, schmollte Lara, obwohl Nicole natürlich Recht hatte. Selbstverständlich hatte sie Angst, und zwar nicht wenig, aber wenn sie das jetzt zugab, würde Nicole sie vielleicht auslachen oder – was noch schlimmer
wäre – nicht mehr mit ihr spielen. Nicole würde sich eine andere allerbeste Freundin suchen, eine, die schon älter und kein solcher Hasenfuß wie Lara war. »Ich bin überhaupt nicht feige. Ich mein halt nur, dass man nicht schlecht über Tote reden soll. Das sagt meine Mama immer. Und die ist auch nicht feige.«
    »Bei deiner Mama glaub ich auch nicht, dass sie feige ist«, sagte Nicole und grinste. »Aber bei dir schon.«
    »Bin ich nicht!« Trotzig stampfte

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