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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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dieses Kleid nicht besonders und hätte lieber so ein schönes wie Nicole gehabt, mit Blumen in leuchtenden Farben.
    Wenn sie ihre Mutter darum bat, würde sie bestimmt auch so eines bekommen. Von ihrer Mutter bekam sie immer alles, was sie wollte. Das war toll.
    Das Spielen hatte die beiden hungrig gemacht. Nicole reichte Lara einen Schokoriegel, riss von ihrem das Stanniolpapier ab und warf es lässig neben sich auf den Boden. Lara tat es ihr nach, obwohl sie ein schlechtes Gewissen dabei hatte. Ihre Mutter hatte ihr wieder und wieder eingetrichtert, dass man die Natur sauber halten müsse, doch Lara wollte mindestens ebenso lässig wie ihre allerbeste Freundin sein.

    So saßen sie für ein paar Minuten kauend da und erholten sich von dem schweißtreibenden Lauf in den Wald.
    Die letzten Stunden hatten die Mädchen zuerst auf der Wiese und dann, als es immer heißer geworden war, unten am Bach gespielt.
    Doch dort war es kaum kühler gewesen, und selbst das Wasser hatte keine wirkliche Erfrischung geboten. Zudem waren eine Menge Stechmücken über sie hergefallen und hatten dafür gesorgt, dass sie es dort nicht lange aushielten.
    Also waren sie in den Wald gelaufen, wo Nicole die verwunschene Stelle erwähnt hatte. Neugierig wie Lara nun einmal war, hatte sie so lange keine Ruhe gegeben, bis ihr Nicole diese Stelle zeigte.
    Irgendwie war die Lichtung unheimlich. Das lag jedoch nicht nur an den Überresten des alten Bauernhofs, von dem Nicole erzählt hatte. Auch die Art, wie das Licht durch die mit Flechten behangenen Baumwipfel auf den Moosboden fiel, wirkte ein wenig gespenstisch, fand Lara.
    Hier war es seltsam still. Selbst das Vogelgezwitscher schien an diesem Ort entfernter als im übrigen Wald, durch den sie gelaufen waren. So als trauten sich nicht einmal die Vögel bis hierher.
    Ein bisschen fürchte ich mich schon, dachte Lara, versuchte jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Nicole schienen die Stille und die merkwürdige Stimmung an diesem Ort nichts auszumachen. Kein Wunder, sie war ja schon zwölf. Wenn man so alt war, hatte man bestimmt vor nichts mehr Angst. Aber bis dahin waren es für Lara noch zwei Jahre und drei Monate. Eine unendlich lange Zeit, wie es ihr vorkam.

    »Soll ich es dir wirklich erzählen?«, fragte Nicole und klang ernsthaft besorgt.
    Das sagt sie bestimmt nur, um mich noch neugieriger zu machen, dachte Lara. Nicole kann richtig gut Gruselgeschichten erzählen. Sie weiß, wie man es spannend macht.
    »Klar.« Lara strengte sich an, locker zu klingen. »Ich bin doch kein Baby mehr.«
    »Na gut, aber ich hab dich gewarnt. Es ist eine ziemlich unheimliche Geschichte.« Nicole beugte sich zu ihr vor, stützte die Ellenbogen auf ihre dünnen Knie und sah dabei aus wie jemand, der eine Verschwörung plant. »Siehst du die Zeichen auf den Steinen da drüben?«
    Lara sah in die Richtung, in die Nicole zeigte, und nickte. »Klar sehe ich die. Was sind das für Sterne?«
    »Keine Sterne, Dummchen, das sind Drudenfüße. Die malt man an Orte, an denen es böse Geister gibt, damit die da dann nicht weg können.«
    Plötzlich war es gar nicht mehr so heiß wie vorhin, fand Lara. Sie rieb sich die nackten Arme, auf denen sich eine Gänsehaut bildete. »Gibt es hier denn welche? Geister, mein ich.«
    »Klar gibt es die hier. Jedes Jahr in den Mainächten sieht man hier den verrückten Bauer Sallinger mit seiner Fackel herumgehen. Dann ruft er nach seiner Frau und den Kindern, ein Bub und ein kleines Mädchen.«
    Nun schien es noch kühler geworden zu sein. Fast schon kalt. Und das, obwohl die Sonnenstrahlen noch immer über die Baumspitzen auf den Boden fielen.
    »Warum ruft er nach ihnen?«, fragte Lara, war sich allerdings nicht sicher, ob sie es tatsächlich wissen wollte. Aber wer A sagt …

    »Weil auch sie ruhelos umherirren. Weißt du, der Sallinger hat sie umgebracht. Alle drei. Gleich hier drüben.« Nicole zeigte auf eine Grasfläche, um die herum noch vereinzelt die Reste des Fundaments zu erkennen waren. »Seine Frau hat er an der Küchenlampe aufgehängt, und dann hat er … Was ist, soll ich’s wirklich erzählen?«
    Diesmal konnte Lara nur nicken. Wenn sie jetzt den Mund aufmachte, würde Nicole merken, dass ihre Zähne klapperten.
    Nicole schien dieses Nicken vollkommen als Antwort zu genügen. Sie war mal wieder voll in ihrem Element, und ihre Augen funkelten wie letztes Jahr am Lagerfeuer im evangelischen Jugendlager. Wie damals auch, senkte sie die Stimme ein

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