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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Lara mit ihrer Sandale auf den Nadelboden.
    »Bist du doch. Angsthase, Zuckernase, morgen kommt der Osterhase! Du bist feige, feige, feige.« Nicole sang fröhlich und genoss sichtlich, wie Lara immer wütender wurde.
    »Bin ich nicht, nicht, nicht! Und du bist doof!«
    »Dann beweis es mir«, frotzelte Nicole und trat Lara gegenüber. »Beweis mir, dass du kein Angsthase bist.«
    »Klar mach ich das.«
    »Gut.« Wieder sah sie Nicole mit ihrem Ich-fress-dichgleich -Blick an. »Wenn du tust, was ich sage, nenn ich dich nie wieder Feigling.«
    Lara nickte heftig. Nicht, weil sie wirklich mitmachen wollte, sondern weil ihre Zähne schon wieder zu klappern begannen. Es war jetzt eiskalt wie im Winter, aber sie merkte ganz deutlich, dass diese Kälte nicht aus dem Wald, sondern aus ihr selbst kam.
    Wie wenn man einen Gefrierschrank verschluckt hat, bei dem die Tür aufgegangen ist.
    Sie wusste zwar, dass sie viel zu zierlich war, um einen Gefrierschrank zu verschlucken, das ging ja auch nur im Zeichentrickfilm, aber es fühlte sich tatsächlich so an. Als müsste sie sich gleich übergeben – kotzen würde Nicole bestimmt
sagen, kotzen wie ein Reiher – und dann einen kleinen Berg Eiswürfel vor sich auf dem Waldboden sehen. Übel genug war ihr in diesem Moment. Verflixte Schokolade!
    Trotzdem ging sie mit Nicole mit. Sie würde ihr jetzt zeigen, dass sie kein Angsthase oder Osterhase und erst recht keine Zuckernase war. Sie nicht!
    Nicole führte sie zu einer Ansammlung von Büschen, zwischen denen man bei genauerem Hinsehen ein paar völlig überwucherte Treppenstufen erkennen konnte. Weiter unten, am Ende der kaum noch sichtbaren Treppe, befand sich eine Tür aus schwerem Eichenholz mit dicken rostigen Beschlägen, die in eine Art Hügel führte.
    »Das war mal der Eiskeller«, sagte Nicole, und diesmal klang sie gar nicht mal so geheimnisvoll, vielmehr war es eine ganz schlichte Feststellung. Das war mal der Eiskeller eben, genauso wie man sagte: Das da drüben waren mal die Ställe und das hier das Haus. »Als es noch keine Kühlschränke gab, hat man da drin das Eis vom Winter bis in den Sommer gelagert. Wenn du dich da hineintraust, bist du echt mutig. Da war noch nicht mal ich drin.«
    Mit großen Augen sah Lara ihre allerbeste Freundin in dem bunt geblümten Sommerkleid an. »Echt nicht?«
    Nicole kreuzte die Finger und hielt sie gegen die Brust, wo sich im Gegensatz zu Lara schon eine erste leichte Wölbung abzeichnete. »Echt nicht. Ich schwör’s.«
    Für einen Augenblick wusste Lara nicht, welches Gefühl in ihr überwog. War es Stolz, den sie bei dem Gedanken empfand, etwas zu tun, was selbst die große Nicole noch nicht getan hatte, oder doch mehr die Angst vor dem, was da hinter dieser Tür lauern konnte?

    Sie entschied sich für den Stolz. Immerhin hatte sie jetzt die Möglichkeit, in Nicoles Ansehen ein riesiges Stück zu wachsen.
    »Na schön«, sagte Lara. »Ich mach’s.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    Plötzlich schien Nicole ihren Plan zu bereuen. Zumindest glaubte Lara das in ihrem Blick zu sehen. »Hey, ich hab doch nur Spaß gemacht. Es ist saudunkel hinter der Tür. Ich war zwar noch nicht drin, aber reingeschaut hab ich natürlich schon. Da ist’s dunkel und kalt, und es stinkt.«
    »Ich bin doch kein Feigling«, sagte Lara, obwohl sie sich so fühlte. Sie ließ es sich aber nicht anmerken, sondern stapfte mutig die Stufen nach unten, wobei ihr ein dorniger Ast die linke Wade zerkratzte.
    »Autsch!«
    »Lara, lass das doch! Das musst du wirklich nicht. Ich glaub dir auch so, dass du kein Feigling bist.«
    Trotzdem ging Lara weiter auf die Tür zu. Möglich, dass Nicole das jetzt nur so sagte und später mit einem Ich hab’s ja gleich gewusst, dass du dich doch nicht traust daherkam, wenn sie jetzt nicht da hineinging.
    Außerdem hatte sich noch ein drittes Gefühl bei ihr hinzugesellt: Neugier. Eine Tür, hinter der es vielleicht etwas zu entdecken gab, war eine zu große Verlockung, ganz gleich, ob man sich vor Furcht fast in die Hose machte oder nicht.
    Lara zerrte an der schweren Tür, bekam sie aber nicht weiter auf. Das Holz fühlte sich eklig an. Wie Schmirgelpapier, über das man Schleim gegossen hatte. Sie atmete zweimal tief durch, so wie neulich, als sie zum ersten Mal
im Schwimmbad vom Fünf-Meter-Brett gesprungen war, und schob sich dann durch den Türspalt in die Dunkelheit dahinter.
    Nicole hatte Recht gehabt. Hier stank es ziemlich heftig. Schlimmer noch als in Omas Weinkeller,

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