Trigger - Dorn, W: Trigger
während meiner Zeit im Internat, aber zu denen habe ich keinen Kontakt mehr, seit ich zur Uni ging. Scheint, als sei ich danach ziemlich oberflächlich geworden.«
Mark ging zum Waschbecken, löschte die Kippe unter dem Wasserstrahl und entsorgte sie im Mülleimer.
»Möglich, dass du ein Workaholic geworden bist, aber oberflächlich würde ich dich nicht nennen.«
Sie grinste. »Du hast da was am Mundwinkel.«
»Ach ja?«
»Ja, da tropft gerade etwas Schmalz herunter.«
»Treffer!«
Volker schnippte mit den Fingern.
Ellen und Mark ließen sich neben ihn auf die Couch plumpsen und starrten neugierig auf den Monitor.
»Das Programm hat eine Datei gefunden«, erklärte Volker. »Dann wollen wir mal sehen.«
Er klickte auf SHOW, und im Fenster neben dem Phantombild erschien ein Foto.
»Das … gibt’s doch nicht«, stieß Mark hervor.
Auch Volker sah recht verdattert drein.
»He, ich kann nichts dafür! Filewalker hat mir versichert, seine Software sei narrensicher.«
Kopfschüttelnd sah Ellen zu Volker, der nun im Leder der Couch zu versinken schien.
»Ach ja? Vielleicht sollte er mal seine Ex-Freundin anrufen und sich bei ihr entschuldigen.«
Kapitel 32
»Und was jetzt?«
Ellen betrachtete das Foto eines etwa zehnjährigen Mädchens mit langem dunklen Haar und lebenslustigen Augen. Augen, die mit denen der namenlosen Patientin nichts gemeinsam hatten.
Aus irgendeinem Grund kam ihr das Mädchen bekannt vor, und doch auch wieder nicht.
Weil sie auf dem Foto so aussieht wie Tausende anderer Mädchen auf ihren Kinderausweisen eben aussehen.
Ein typisches Passbild, aufgenommen vor einem blauen Hintergrund von einem Fotografen ohne viel Gespür für sein Gegenüber, der seine kleine Kundin dazu aufforderte,
zu lächeln und dabei Salami, Titicaca-See oder Ameisenscheiße zu sagen.
»Ich habe wirklich keine Erklärung«, entschuldigte sich Volker. »Bis jetzt hat diese Software immer einwandfrei funktioniert, sowohl bei Filewalkers Ex als auch bei … aber das gehört jetzt nicht hierher. Ich meine damit, das Programm orientiert sich eindeutig an der Gesichtsgeometrie, ohne dabei das Alter der Person zu berücksichtigen. Wenn es also dieses Foto ausspuckt, dann hat das einen Grund. Entweder, es handelt sich um die Tochter dieser Frau, die ihr, wie man so schön sagt, wie aus dem Gesicht geschnitten sein muss, oder aber …«, er las die Daten, die zu diesem Foto angegeben wurden, »oder aber es handelt sich um ein Foto dieser Frau selbst. Um ein Kinderfoto! Schaut doch mal auf das Datum. Ja, es muss ihr Kinderfoto sein. Ellen, wie alt, sagtest du vorhin, sei die Frau gewesen?«
»Ungefähr dreißig.«
»Hier haben wir es doch.« Volker zeigte auf eine Datenreihe. »Lara Baumann, geboren am 26. November 1979 in Freudenstadt. Das liegt doch im Schwarzwald, nicht wahr?«
»Wenn das mal kein Zufall ist«, staunte Ellen.
»Zufall? Du hast doch gesagt, dass sie mit Schwarzwälder Dialekt geredet hat. Also hat sich das Programm doch nicht getäuscht.«
»Das habe ich nicht gemeint. Es gibt eine erste Gemeinsamkeit, die sie mit mir in Verbindung bringen könnte.«
Die beiden Männer sahen sie fragend an.
»Nur so ein Gedanke.« Ellen zuckte mit den Schultern. »Aber ich wurde am selben Tag und im selben Ort geboren.«
»Natürlich!« Mark schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Deshalb kam mir das Datum so bekannt vor. Sorry, Ellen, was Geburtstage betrifft, habe ich so meine kognitiven Schwachstellen.«
Ellen zeigte auf das Foto von Lara Baumann. »Gibt es noch weitere Angaben? Einen Personalausweis, einen Führerschein oder so?«
»Jetzt, da ich einen Namen habe, wird es keine Schwierigkeit sein, mehr über sie in Erfahrung zu bringen.« Volker grinste sie breit an. »Und das geht sogar auf ganz legalem Weg, was eigentlich ein wenig schade ist. Dauert halt ein bisschen.«
Ellen schüttelte amüsiert den Kopf. Dieser Volker war ein Schlitzohr, und irgendwie begann sie ihn zu mögen, auch wenn ihr seine narzisstischen Züge weniger zusagten. Aber wahrscheinlich hätte sie in ihrer jetzigen Erleichterung jeden gemocht, der ihr half.
Endlich war ein Lichtstreif am Horizont zu erkennen.
Endlich hatten sie einen Namen.
Zeit, etwas für sich selbst zu tun.
»Ist es in Ordnung für dich, wenn ich dein Bad benutze, während unser Computerfreak hier zu Werke ist?«, fragte sie Mark. »Ich möchte mir endlich den Kellergestank abwaschen.«
»Klar. Moment noch.«
Mark lief ins Schlafzimmer
Weitere Kostenlose Bücher