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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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nachdem er sein Haus in Ordnung gebracht und geduscht hatte, legte er sich im Bademantel ins Bett und schoss sich in den Kopf. Wo waren da deine Anzeichen?«
    Seufzend zuckte Mark mit den Schultern. »Na gut, schön, es gab keine. Zumindest keine offensichtlichen. Aber das war eine Ausnahme. Man kann nie vollständig begreifen, warum jemand etwas tut oder sich abnorm verhält. Aber im Großteil der Fälle gibt es Vorzeichen, und das müsste meine Kollegin gut genug wissen, oder?«
    Natürlich hatte er Recht, aber dennoch nagten Zweifel an ihr. Es war ein schlimmes Gefühl, wenn man nicht einmal mehr sich selbst wirklich vertrauen konnte.
    »Außerdem mache ich mir bei dir keine Sorgen«, fügte Mark hinzu. »Bis du deine Wohnung in Ordnung gebracht hast, bist du zu müde, um noch an Suizid zu denken.«

    Für einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen, dann sah sich Ellen zu Mark um. Er tat so, als habe auch er in den Garten hinausgesehen, doch sie hatte seinen Blick gespürt.
    »Du hast wohl immer und für alles eine Antwort?«
    Er biss sich auf die Unterlippe und nickte. Seine Mundwinkel zuckten, und auch Ellen fiel es schwer, ernst auf seinen Scherz zu reagieren. Als sie den verschmitzten Ausdruck in seinen Augen sah, konnte sie nicht anders, als laut loszulachen. Es brach einfach aus ihr heraus, und Mark fiel prustend in ihr Gelächter ein.
    Es tat gut zu lachen. Es war ein befreiendes Gefühl, das sie dringend notwendig gehabt hatte. Aus dem Wohnzimmer rief ihnen Volker zu, ob er gerade etwas verpasse, doch sie beachteten ihn nicht. Sie lachten, bis ihnen die Tränen kamen und Ellen fast die halbvolle Tasse Hühnerbrühe umgestoßen hätte.
    »Oh, Mark, du Idiot, ich schütte dir hier mein Herz aus, und du machst dich über mich lustig.«
    »Würde ich nie tun. Ich wollte nur dieses Fältchen zwischen deinen Augenbrauen nicht mehr sehen.«
    Sie schmunzelte. »Danke.«
    »Geht’s wieder besser?«
    »Ja.«
    »Prima.«
    »Mark?«
    »Was ist?«
    »Ich bin sehr froh, dass ihr beide mir helfen wollt. Allein schaffe ich das nicht. Vorhin, diese Elektroschocks … Das war das grässlichste Gefühl, das ich jemals erlebt habe.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Mark leise.

    »Hast du gewusst, dass Ernest Hemingway seine Depressionen mit Elektrokrampftherapie behandeln ließ?«
    Er nickte. »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Danach klagte er darüber, sich nicht mehr auf das Schreiben konzentrieren zu können. Es gibt auch das Gerücht, dies sei der wirkliche Grund für seinen Selbstmord gewesen.«
    »Ein Grund mehr für mich, ein Auge auf dich zu haben.«
    Diese Bemerkung war nur zum Teil ein Scherz, wie Ellen in Marks Blick erkannte. Er machte sich tatsächlich Sorgen um sie, wahrscheinlich dieselben wie sie selbst.
    »Glaubst du, dieser Mistkerl wird seine Drohung wahrmachen?«
    »Nicht, solange wir zusammenhalten. Gemeinsam werden wir ihn finden.«
    Ellen seufzte. »Wenn ich doch nur eine Idee hätte, wer er sein könnte. Dabei muss ich ihn doch kennen. Es könnte praktisch jede Person aus meinem näheren Umfeld sein. Er weiß, wohin ich zum Joggen gehe, wo ich wohne, kennt meine Handynummer und wusste, wie sehr ich an Sigmund hing. Vor allem aber weiß er, wie schlimm Kontrollverlust für mich ist. Deshalb auch die Folter. Es muss ihm eine irre Freude gemacht haben, mir dabei zuzusehen, wie ich mich wie ein kleines Kind vollscheiße.«
    Mark steckte sich eine Zigarette an und kippte das Küchenfenster. Er blies Rauch durch den Spalt, ehe er Ellen wieder ansah.
    »Er muss nicht unbedingt aus deinem Bekanntenkreis stammen. Was, wenn er dich aus irgendeinem Grund ausgesucht hat, den wir noch nicht kennen? Er könnte dich eine Weile beobachtet haben, und dann, als die Patientin
zu dir kam, hat er das als Anlass gesehen, mit seinem Spielchen anzufangen.«
    »Aber warum ich? Was bringt er mit mir in Verbindung?«
    »Ein ehemaliger Patient vielleicht?«
    »Glaube ich nicht. Ich würde zwar nie einen Preis im Namenmerken gewinnen, aber Gesichter vergesse ich nie. Diese Augen hinter der Skimaske hätte ich wiedererkannt.«
    »Du denkst an einen Kollegen, stimmt’s?«
    »Nun ja.« Ellen machte eine ratlose Geste. »Nicht wirklich. Aber Freunde im klassischen Sinn habe ich nicht.«
    Er knuffte sie sanft in die Seite. »Doch. Mich.«
    Ellen dankte es ihm mit einem schwachen Lächeln. »Du weißt schon, was ich meine. Ist irgendwie erschreckend, oder? Ich war immer nur auf meinen Job fokussiert. Die meisten Freunde hatte ich

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