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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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getrieben wurde. Gleichzeitig wurde ihr entsetzlich übel.
    Sie sprang auf und stellte fest, dass sich der Raum zu drehen schien. Alle Farben um sie herum waren leuchtend hell und blendend. Sie schloss fest die Augen und fürchtete, sie würde es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen, sondern sich gleich hier auf den Wohnzimmerteppich übergeben müssen.
    Doch genauso plötzlich, wie sie Schmerz, Schwindel und Übelkeit befallen hatten, waren sie auch wieder vorbei.
    »Ellen?« Mark sah sie besorgt an. »Was ist los mit dir?«
    Ellen holte tief Luft und atmete durch die Nase aus. »Es geht schon wieder. Meine verdammte Migräne.«
    Sie rieb sich die Schläfen. Auch ihr Kopfschmerz hatte urplötzlich wieder aufgehört. Seufzend ließ sie sich zurück auf das Sofa sinken und nahm erneut das Bild vom Tisch. Ihre Hände zitterten leicht.
    Das Foto war vor einem Kinderkarussell aufgenommen worden. Etwas undeutlich im Hintergrund sah man weitere Kinder auf Pferden, Feuerwehrfahrzeugen und einen Jungen auf einem überdimensionalen Plastikfrosch.
    Seltsam, mir ist, als hätte ich das alles …
    Schon einmal gesehen?
    Ja, aber das ist unmöglich.
    Auf einmal glaubte sie zu wissen – nicht nur zu ahnen, sondern wirklich zu wissen -, dass dem Mädchen etwas sehr, sehr Schlimmes widerfahren war. Es war dieselbe Intuition, die sie bei der ersten Begegnung mit der Frau
ohne Namen gehabt hatte. Fast so, als teile sie das Déjà-vu-Erlebnis einer fremden Person.
    Sie schob den Teller mit ihrem Donut beiseite. Schon allein der Anblick verursachte ihr jetzt Übelkeit, obwohl sie bis gerade eben noch ganz versessen auf etwas Süßes gewesen war. Dann begann sie zu lesen.
    NEUNJÄHRIGE SPURLOS VERSCHWUNDEN
    verkündete die Schlagzeile neben dem Foto.
Darunter stand:
    SUCHE HÄLT AN
    Von unserem Mitarbeiter Arno Maifeld.
    Alpirsbach. Was als harmloses Kinderspiel begann, wurde bitterer Ernst. Seit gestern Nachmittag suchen Polizeibeamte der Direktion Freudenstadt und etliche freiwillige Helfer der Gemeinden Loßburg, Alpirsbach und Betzweiler nach der neunjährigen Lara Baumann.
    Das Mädchen ist beim Spielen in der Ruine des ehemaligen Sallinger Hofs spurlos verschwunden. Zusammen mit ihrer Cousine Nicole hatte die kleine Lara die Trümmer auf der Waldlichtung unweit des östlichen Ortsrands erkundet und war gegen 15.45 Uhr in einen Kellerraum gekrochen. Dabei muss sich die Tür des Kellers geschlossen haben. Nachdem die beiden Mädchen die schwere Tür aus eigener Kraft nicht mehr hatten öffnen können, war Nicole zurück in den Ort gelaufen, um Hilfe zu holen. Als ihr Vater nach ungefähr einer halben Stunde am Ort des Geschehens eintraf, fand er den Keller leer vor. Seither wird fieberhaft nach dem verschwundenen Mädchen gesucht.

    Bisher habe man noch keine verwertbaren Spuren gefunden, sagte der für die Suche verantwortliche Hauptkommissar Gustav Breuninger. Man vermute, Lara sei vielleicht doch aus eigener Kraft aus dem Keller entkommen und irre nun unter Schock stehend durch den Wald.
    Breuninger schließt dennoch ein Verbrechen nicht aus, da in dem Kellerraum Blutspuren entdeckt worden seien. Noch wisse man nicht, ob das Blut tatsächlich von dem Mädchen oder vielleicht von einem Tier stamme, das ebenfalls dort eingeschlossen war. Man tue jedoch alles Menschenmögliche, die kleine Lara gesund und unversehrt zu finden, so der Ermittlungsleiter.
    Die Suchaktion läuft weiterhin auf Hochtouren. Der Suchradius wurde auf die weitere Umgebung der Ruine des Bauernhofs ausgeweitet. Dennoch lag uns bis Redaktionsschluss noch keine Erfolgsmeldung vor.
     
    Der letzte Absatz forderte die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche auf und endete mit der Rufnummer der zuständigen Polizeidirektion in Freudenstadt, an die man sich wenden konnte, falls man etwas beobachtet oder Lara gesehen hatte.
    »Hat man sie gefunden?« Ellen legte den Ausdruck wieder auf den Tisch. In ihrem Mund breitete sich ein kupfriger Geschmack aus. Die Blutspuren, von denen der Artikel berichtete, schienen ihre Vorahnung zu bestätigen.
    »Das ist ja das Verrückte daran«, sagte Volker kauend und deutete mit seinem angebissenen Donut auf das Notebook. »Ich habe mal in den nachfolgenden Ausgaben gestöbert. Außer diesem Artikel ist nichts mehr zu dem Thema geschrieben worden. Kein einziges Wort. Neunzehn Jahre
lang. Was auch immer der Kleinen zugestoßen ist, man hat sich darüber ausgeschwiegen. Weder ein freudiges Hurra, da ist sie wieder noch eine

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