Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
den Fernseher ein und zappte wahllos durch die Programme. Ohne auf den Bildschirm zu sehen, verfolgte er das Lichtspiel der Scheinwerfer, die über Wände und Plattenregale glitten und das Wohnzimmer von Braun eine unwirkliche Atmosphäre verliehen.
„Stimmt, ist cool, das mit dem Licht“, ließ er sich nach einiger Zeit zu einer Bemerkung hinreißen und drehte dabei nervös die blaue Muschel, die er an einem Lederband um den Hals trug, so als wäre ihm dieser Kommentar peinlich. Dann strich er sich die kinnlangen, dunklen Haare mit einer entschlossenen Geste hinter die Ohren, einer Handbewegung, die Braun nur zu gut von sich selbst kannte. Am liebsten hätte er jetzt seinen Sohn umarmt und gesagt: „Schön, dass du hier bei mir bist!“, aber er brachte keinen Ton heraus, stattdessen ging er zum Kühlschrank, fischte zwei Bierdosen heraus, von denen er eine Jimmy entgegenhielt.
„Spinnst du!“ Angewidert starrte sein Sohn auf die mit eisigem Kondenswasser beschlagene Dose. „Mama hat gesagt, dass du ein Säufer bist! Anscheinend hat sie damit ja Recht!“
„Jetzt hab dich mal nicht so!“ Wütend öffnete Braun eine der Dosen und drückte sie Jimmy in die Hand. „Schön, dass du hier bist“, sagte er dann doch noch und klackte gegen die Dose, die sein Sohn noch immer in der Hand hielt, ohne einen Schluck zu trinken. Jimmy schnaufte hörbar, nahm dann doch einen Schluck Bier, verzog angeekelt das Gesicht. „Schmeckt echt Scheiße! Hast du keine Cola?“ Mit geneigtem Kopf schlich er an den Plattenregalen entlang, um die Covers besser lesen zu können.
„Ganz schön spießig, Braun! Du sortierst deine Platten ja nach dem Alphabet!“
„Nenn mich nicht Braun!“, fauchte Braun. „Für dich bin ich Vater oder meinetwegen auch Tony. Aber nicht Braun. Hast du das kapiert?“
Dann fasste er seinen Sohn am Arm und zog ihn die Plattenregale entlang.
„Ich sammle Schallplatten. Ich will Musik vor dem Vergessen bewahren. Je obskurer, desto besser. Da, Peter Hammill, einer meiner Lieblinge.“ Braun zog eine Platte aus dem Regal. „Schreibt die besten Songs der Welt. Aber keiner kennt ihn mehr. Ich sorge dafür, dass er im Radio gespielt wird.“
„Ach ja, Mama hat erzählt, dass du eine Radiosendung moderierst. Aber nur Internet-Radio, hört das überhaupt jemand?“ Provokant starrte Jimmy in Brauns Gesicht und schob die Hände abwartend in seine weiten Jeans.
„Das ist mir doch egal. Wenn nur zehn Leute zuhören, dann ist das okay. Ich gebe ihnen Tipps, quatsche mit ihnen und spiele Musik, die mir gefällt.“
„Ausgerechnet du gibst Lebenstipps, ausgerechnet du. Mama sagt, dass du ja mit dir selbst nicht klarkommst.“
„Warum bist du dann hier? Du hättest ja auch bei Margot bleiben können!“
„Ach was, du nervst im Augenblick einfach weniger!“ Jimmy machte eine abwertende Handbewegung. Dann schaute er sich in dem spartanisch eingerichteten Wohnzimmer nochmals um. „Wo ist eigentlich mein Zimmer?“, fragte er.
Braun ging hinaus auf den Korridor und deutete auf eine Tür, vor der Jimmys Sachen aufgestapelt waren.
„Fenster geht auf den Hinterhof hinaus“, meinte er beiläufig. „Du brauchst also keine Sorge haben, dass du wegen des Lärms nicht schlafen kannst.“
Doch Jimmy schien ihn nicht zu hören, mit offenem Mund stand er in der geöffneten Tür und starrte auf die Wand über dem wackeligen Schreibtisch, die Braun mit Fotos aus glücklichen Tagen dekoriert hatte.
„Unglaublich, wo hast du nur all diese Fotos von mir her? Ist ja richtig gruselig! Krass, du glaubst wirklich, das Rad der Zeit zurückdrehen zu können. Mann, du lebst echt in einer Traumwelt!“
Schlechter Start!
„Dachte, ich mache dir eine Freude, wenn ich dein Zimmer ein wenig dekoriere.“
Jimmy nuschelte irgendetwas Undefinierbares und schlich zum Fenster, schob mit spitzen
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