Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Gedanken, warf die leere Bierdose zu den anderen auf den Boden, öffnete automatisch die nächste, hörte die Nachricht auf seiner Mailbox ab, drückte die Play-Taste der Fernbedienung und die Stimme von Nick Cave klang beruhigend leise aus den Lautsprechern. Mit der kühlen Bierdose in der Hand ging er barfuß zum Fenster und sah hinunter auf die leere Straße, auf der zu dieser Zeit keine Autos fuhren. Ja, am Morgen würde er mit Stefan Szabo den See entlanglaufen, sich total verausgaben, dann ins Präsidium fahren und sich in irgendeinen Fall verbeißen, um nicht ständig über sein Leben zu grübeln.
Stefan Szabo und er hatten sich bei einem Halbmarathon in Padua kennen gelernt und schnell festgestellt, dass sie beide aus der österreichischen Industriestadt Linz stammten. Ab diesem Zeitpunkt begannen sie, gemeinsam zu trainieren.
Jeder war auf seine Weise erfolgreich, denn beide verließen sich meistens auf ihre Intuition. Braun löste so manchen Fall, indem er einfach Indizien außer Acht ließ und alles aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Diese unkonventionelle Vorgangsweise war zwar bei seinen Vorgesetzten nicht sonderlich beliebt, aber die Erfolgsquote gab ihm Recht. Schnell durchlief er die Karrierestationen bei der Drogenfahndung, bis zu der Aktion, die ihn zur Mordkommission brachte und seinen Aufstieg zunächst beendete. Doch bald knüpfte er internationale Kontakte zu EUROPOL, wurde so etwas wie ein Star bei der Babyface-Operation. Diesen Namen hatte die Sonderkommission einem psychopathischen Mörder und Pädophilen gegeben, der auf Campingplätzen Kinder entführte, sie mit Einkaufstüten erstickte und mit Zeltheringen an den Boden nagelte. Mehrere Monate lieferte sich der Mörder von der Ostsee über die Karpaten bis nach Spanien ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, bis er schließlich auf einem Campingplatz am österreichischen Attersee gefasst werden konnte. Die Festnahme war zwar nicht der Verdienst von Tony Braun allein gewesen, aber sein unkonventioneller Ansatz hatte letztendlich zum Erfolg geführt. Er fand nämlich heraus, dass zum Zeitpunkt der Morde an den Tatorten immer Sportevents veranstaltet wurden. Er entwickelte spontan und ohne die Hilfe von Psychologen und Profilern ein intuitives Profil, das den Täter als Extremsportler charakterisierte. Am Tag des Salzkammergut-Marathons wurden daher alle Campingplätze rund um den Attersee überwacht und der Mörder schließlich enttarnt. Braun erhielt eine Belobigung von höchster Stelle und das Angebot, in der EUROPOL-Zentrale in Brüssel eine internationale Einsatztruppe zu leiten. Er lehnte dieses verlockende Jobangebot mit dem Hinweis auf seine Familie in Linz ab. Das war ein Fehler gewesen, wie sich später herausstellte.
Mit Anfang vierzig war er bereits Chefinspektor der Mordkommission. Mit dieser Beförderung nahm das Unheil seinen Lauf, denn sein Beruf rückte immer stärker in den Mittelpunkt seines Lebens.
*
Für Slobodan Petrovic begann der Tag zwei Stunden später mit einem täglichen Ritual. In seinem spartanisch eingerichteten Apartment an der Peripherie von Linz füllte er sofort nach dem Aufstehen einen Aluminiumtopf mit einer Mixtur aus Leber und Fisch und stellte diesen auf den Küchenboden. Liebevoll beobachtete er seine schneeweiße Angorakatze, die vor Vergnügen schnurrend den Inhalt der Schüssel verspeiste. Ihr langes buschiges Fell glänzte in der Morgensonne, welche durch das Küchenfenster Lichtkegel auf den Fliesenboden warf.
Dann setzte er sich wie jeden Morgen an den Küchentisch, öffnete die Schublade und
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