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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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be­we­gen, ge­lang ihr das nicht, denn ihre Fin­ger­glie­der be­weg­ten sich wie ein­ge­ros­tet. In die­sem Zu­stand konn­te sie un­mög­lich die Gold­berg-Va­ria­tio­nen spie­len, ja nicht ein­mal einen Cho­pin.
    Doch zu mehr Ge­dan­ken kam sie nicht, denn der Se­kre­tär des Di­rek­tors riss ihr das Kopf­tuch her­un­ter und pack­te sie an ih­ren lan­gen schwar­zen Haa­ren. Er zerr­te sie durch die Hal­le nach drau­ßen, vor­bei an den Ar­bei­te­rin­nen, die es nicht wag­ten, auch nur einen Blick auf Po­li­na zu wer­fen, son­dern em­sig wei­ter­ar­bei­te­ten, Stoff­bah­nen in die Lau­ge tauch­ten und die nas­sen, ät­zen­den Stoff­tei­le in rie­si­ge Trocken­ma­schi­nen wuch­te­ten, die mit ei­nem oh­ren­be­täu­ben­den Lärm an­fin­gen zu ro­tie­ren.
    Auf der Be­ton­ram­pe im Frei­en dröhn­ten Po­li­na noch die Oh­ren von dem Lärm und das At­men fiel ihr schwer. Der Se­kre­tär ver­pass­te ihr eine Ohr­fei­ge, die so stark war, dass sie das Gleich­ge­wicht ver­lor und von der Ram­pe hin­un­ter in den Schlamm fiel. Be­nom­men ver­such­te sie sich auf­zu­rich­ten, rutsch­te aber in dem Schlamm aus und fiel er­neut in den Schmutz, während der Som­mer­re­gen auf sie nie­der­pras­sel­te. Aus den Au­gen­win­keln sah sie den Se­kre­tär oben auf der Ram­pe ste­hen und mit dem Fin­ger auf sie zei­gen.
    „Der Vor­ar­bei­ter hat ge­sagt, dass du nicht bei der Lau­ge ar­bei­ten willst, weil du dir da­bei die Hän­de ver­ätzt. Das ist Ar­beits­ver­wei­ge­rung.“
    „Aber ich brau­che mei­ne Hän­de zum Kla­vier­spie­len!“, rief Po­li­na und ver­wünsch­te sich so­fort für die­se Ent­geg­nung, denn das Ge­sicht des Se­kre­tärs ver­zerr­te sich zu ei­nem höh­ni­schen Grin­sen.
    „Ach, du bist also et­was Bes­se­res als die an­de­ren fleißi­gen Ar­bei­te­rin­nen, die un­se­re schö­ne Fa­brik am Lau­fen hal­ten? Du bist eine Künst­le­rin und hast Angst um dei­ne Fin­ger?“ Er dach­te kurz nach und tipp­te sich mit dem Zei­ge­fin­ger auf die Lip­pen.
    „Nun gut, ich habe ein Herz für Künst­ler. Ab mor­gen bist du in Hal­le B im fünf­ten Stock“, sag­te er dann grin­send, wur­de aber schnell wie­der ernst. „Und jetzt ver­schwin­de zu dei­ner Lau­ge, sonst musst du die Fa­brik ver­las­sen. Und du weißt ja, dass du eine Men­ge Schul­den an­ge­häuft hast, seit du hier ar­bei­test.“ Dann dreh­te er sich auf dem Ab­satz um und ver­schwand wie­der im Ver­wal­tungs­ge­bäu­de.
    Ja, so ist das, dach­te Po­li­na und ver­such­te ver­geb­lich, sich mit ei­ner Hand den Dreck von ih­rem Over­all zu wi­schen und mit der an­de­ren Schmutz und Näs­se aus ih­rem Haar zu wrin­gen. Na­tür­lich wuss­te sie, dass die Fa­brik für al­les Geld ver­lang­te, das vom Lohn ab­ge­zogen wur­de. Na­tür­lich wuss­te sie auch, dass in der Kan­ti­ne die­sel­ben Prei­se zu be­zah­len wa­ren wie in ei­nem Lu­xus­re­stau­rant in Lon­don oder Pa­ris. Na­tür­lich wuss­te sie, dass man sich trotz der Ar­beit in der Fa­brik hoff­nungs­los ver­schul­de­te, aber das we­ni­ge Geld, dass sie be­kam, reich­te aus, um ihre be­tag­ten Groß­el­tern, die in der Nähe von Ti­ras­pol auf dem Land leb­ten, zu er­nähren und für das Kon­ser­va­to­ri­um in Chi­si­n­au zu spa­ren.
    Hus­tend schlepp­te sie sich die Trep­pe nach oben in den drit­ten Stock und als sie die schwe­re Stahl­tür der Hal­le auf­schob, war der ät­zen­de Ge­stank so über­wäl­ti­gend, dass sie so­fort ra­sen­de Kopf­schmer­zen be­kam und ein Hus­ten­an­fall zwang sie in die Knie.
    „Da bist du ja wie­der“, flüs­ter­te Ron­ja, ein dün­nes zwan­zig­jäh­ri­ges Mäd­chen, mit dem sie sich ein we­nig an­ge­freun­det hat­te. „Ich habe dir den Platz hin­ten bei den Bal­len frei­ge­hal­ten. Da kommst du mit der Lau­ge so gut wie über­haupt nicht in Be­rührung.“
    Erst jetzt fiel Ron­ja auf, dass Po­li­nas Over­all kom­plett ver­dreckt war. „Mein Gott, was ha­ben sie mit dir ge­macht?“
    „Ei­gent­lich gar nichts! Ich bin nur ver­warnt wor­den und muss mor­gen in ei­ner an­de­ren Hal­le ar­bei­ten.“ Sie lächel­te Ron­ja halb­her­zig an. „Im Grun­de ganz po­si­tiv. Ich brau­che mir um mei­ne Hän­de

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