Trinity (German Edition)
und General Dornberger auch nicht. Reichsminister Speer hat mir Anweisung erteilt, sofort nach meinem Eintreffen mit dem General zu sprechen. Ich habe die ganze Nacht im Zug gesessen. Sie scheinen keine Ahnung zu haben, wen Sie hier vor sich haben? Ich bin der Generalbevollmächtigte für Nuklearphysik für ganz Deutschland. Sie werden mich jetzt zu General Dornberger bringen – und zwar sofort!«
Als Esau schließlich auf dem Beifahrersitz des ziemlich zerbeulten Wagens saß und sie zu der Teststätte fuhren, kochte er vor Wut. Der Leutnant hatte trotz der winterlichen Kälte sein Seitenfenster heruntergekurbelt, als sie über die Insel zu Teststätte X fuhren.
Als sie schließlich General Walter Dornberger fanden, machte dieser einen gehetzten Eindruck und schien ganz auf den in Vorbereitung befindlichen Raketentest konzentriert. »Noch einer?«, sagte er nach einem prüfenden Blick auf Esau. Dornberger hatte ein jungenhaft wirkendes Gesicht und graues Haar und wirkte in seiner grauen Uniform eher schmächtig. Kein beeindruckender Mann, dachte Esau, erkannte aber die nüchterne Intelligenz, die aus den Augen des Mannes leuchtete.
»Ich bin auf Anweisung von Reichsminister Speer hier –« setzte Esau an und griff in seine Manteltasche, um Speers Brief herauszuholen.
General Dornberger bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er ihm folgen solle. Das Lächeln und die selbstbewusste Haltung des Generals ließen erkennen, wie stolz er auf sein Projekt war. »Ich bin sicher, dass der Test Sie beeindrucken wird. Folgen Sie mir. Ihre Fragen kann ich dann später beantworten.«
»Ich habe einen Brief des Reichsministers«, sagte Esau und hielt Dornberger den Umschlag hin. »Hier.«
»Wir haben nur noch ein paar Minuten, Herr Professor, äh, Esau, nicht wahr? Lassen Sie mich Ihnen alles erklären, während wir die Vorbereitungen abschließen.« Er deutete auf den Mann, der neben ihm stand. »Das ist mein Kollege und unsere größte Hoffnung, Dr. Wernher von Braun. Er ist von allergrößter Bedeutung für dieses Projekt.«
Von Braun war ein beeindruckender, hochgewachsener Mann, der in seinem dunklen Anzug und dem makellos sauberen Mantel geradezu elegant wirkte; seine Krawatte schien in der eher militärisch wirkenden Umgebung seltsam deplatziert. Die meisten anderen Leute, die auf der Teststätte zu sehen waren, trugen Uniform, aber von Braun schien geradezu stolz darauf, Zivilist zu sein. Sein dunkles Haar war nach hinten gekämmt und selbst in den chaotischen Augenblicken vor dem eigentlichen Test lag jedes Härchen an Ort und Stelle.
»Diesmal wird es klappen«, sagte von Braun. Sein Blick wirkte fast trotzig, als er sich Esau zuwandte. »Sie werden sehen.«
General Dornberger lächelte. »Dr. von Braun ist Optimist und vergisst gelegentlich den Unterschied zwischen der Realität und seinen verrückten Ideen.« Dornberger schlug dem Wissenschaftler mit der Hand auf die Schultern. »Im Übrigen hat er aber mit dem, was er sagt, meistens recht.«
»Heute habe ich recht«, sagte von Braun. Er sah auf die Uhr. »Noch zehn Minuten. Wir sollten uns auf unsere Beobachtungsposten begeben.«
Dornberger ging in einen Bunker. Esau und von Braun folgten ihm über fünf Betonstufen in die Tiefe.
Sie gingen durch einen langen unterirdischen Gang, der vom Messraum unter der Wand zu dem eigentlichen Teststand führte. Am Boden lagen verschiedenfarbige Messkabel herum, und Esau hatte das Gefühl, als würde er durch den Schlund eines vorgeschichtlichen Ungeheuers eilen.
Sie kamen durch einen langen Raum, von dem ein weiterer Tunnel abzweigte. »Das ist ein Ablufttunnel«, sagte General Dornberger und strich mit der Hand über die aus Betonblöcken gebaute Mauer. »Diese Kühlrohre haben einen Durchmesser von einem Meter zwanzig und pumpen Wasser mit fünfhundert Litern pro Sekunde durch. Die Rohre bestehen aus Molybdänstahl. Diese Mauer ist einen Meter dick. Sie können die Hitze selbst während des Tests durch diese dicke Wand kaum spüren.«
Von Braun sah erneut auf die Uhr und räusperte sich. »Fünf Minuten.«
In einem Beobachtungsraum studierten Techniker die Skalen ihrer Instrumente, über denen rote, weiße oder grüne Anzeigelichter brannten. Dornberger gestikulierte heftig und redete so schnell, dass man gar nicht jedes Wort verstehen konnte. Esau hatte den Eindruck, dass der General diese Führung schon häufig gemacht hatte. »Hier sind Volt- und Ampèremeter, Frequenzskalen und Manometer dort drüben.
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