Trinity (German Edition)
Meeresgrund geschickt wurden, als IO auf die U-612 versetzt worden.
In den Jahren, die dazwischen lagen, auf zahllosen Einsätzen mit sorgfältig aufgezeichneten Treffern und endlosen Gesichtern alter und neuer Mannschaftsmitglieder wurde Werner stolz auf seinen Dienst an Bord der U-Boote. Seine Kleidung wurde nie ganz trocken, und jedes Stück Metall, das er anfasste, fühlte sich kalt und schleimig an. Aber den Geruch dicht zusammengedrängter, schwitzender, angsterfüllter Männer nahm er gar nicht mehr wahr.
Die Dienstvorschrift verbot es ausdrücklich, Rasierzeug an Bord zu bringen, da das wertvolle Süßwasser zum Trinken und Kochen verwendet werden musste. Werner betrachtete liebevoll die übliche Sammlung persönlicher Habseligkeiten, die für jedes Mannschaftsmitglied so wichtig war – Zahnbürsten, Schreibmaterial, Bücher, Schnappschüsse der Familie oder von Freundinnen und Bräuten.
Er duckte sich unbewusst durch die engen Schottentüren, die die einzelnen Abteile voneinander trennten, und erwiderte die Ehrenbezeigungen seiner Männer. Viele der dienstfreien Matrosen nutzten die friedliche Stille der Unterwasserfahrt, um auf ihren schmalen Kojen mit den hochklappbaren Aluminiumgittern zu schlafen.
Im hinteren Abteil des Bootes waren die Maschinen und die elektrischen Anlagen, der Kompressor und die drei Torpedorohre untergebracht. Die zwei Dieselmaschinen, die das Boot bei Überwasserfahrt mit neunzehn Knoten durch das Meer trieben, rochen nach Treibstoff und Schmiermitteln. Daneben waren die zwei Elektromotoren mit ihren gewaltigen Akkumulatoren angebracht, die das Boot jetzt auf Tauchfahrt antrieben. Nach ein paar Stunden würden sie die Batterien wieder aufladen müssen, und das ging nur, wenn sie die Dieselgeneratoren einsetzten, und das wiederum bedeutete, dass sie an die Meeresoberfläche zurückkehren mussten. Bis dahin würde der Geleitzug weit außer Sichtweite sein, und die U-415 würde ihre Fahrt in Frieden fortsetzen können.
Die Kombüse, ein kleiner Waschraum und die Unteroffiziersquartiere befanden sich zwischen dem Achterraum und mittschiffs. Werner lächelte, als er daran dachte, wie er das erste Mal als Fähnrich an Bord der U-557 versucht hatte, den Waschraum zu benutzen, bemüht, die ballettartigen Bewegungen zu meistern, derer es bedurfte, um die Druckventile in der richtigen Reihenfolge zu öffnen und zu schließen.
Der Kontrollraum mittschiffs war mit Rohren und Leitungen, Ventilen und Handrädern, Skalen und Schaltern vollgestopft. Der Kapitän war lange genug auf Unterseebooten gefahren, um mit jedem einzelnen Gegenstand aufs Beste vertraut zu sein – den Pumpen, dem Wasseraufbereiter, dem Periskop, dem Magnetkompass. Aus einer abgedunkelten Lampe fiel weicher Schein auf die Karten, die auf dem Kartentisch lagen, aber der Navigationsoffizier brauchte sie im Augenblick nicht. U-415 fuhr geraden Kurs.
Werner öffnete die runde Luke, die ins Vorderschiff führte. Er nickte dem Funker zu, der, solange sie sich auf Tauchfahrt befanden, nichts zu tun hatte; alle andere Kojen waren besetzt. Ein Mann schnarchte laut, und das Echo hallte durch das sonst schweigende Boot. Die Kapitänsecke mit der grünen Ledermatratze und dem grünen Vorhang, einem Privileg, das ihm eine gewissen Privatsphäre ermöglichte, war ganz vorn. IO Gormann nahm ohne Zweifel an, dass Werner vorhatte, ein kleines Nickerchen zu machen.
Aber der wollte in Wirklichkeit einen Blick auf die tödlichen Raketen werfen.
Normalerweise waren im vordersten Abteil vier Torpedos untergebracht. Jetzt blieb der Kapitän stehen und starrte die unheilverheißenden Raketen an. Sie waren in einem U-Boot-Bunker in Brest an der Normandieküste installiert worden. Die Umbauarbeiten hatten Monate gedauert, aber kein anderes U-Boot in der deutschen Flotte besaß solche Waffen. Wenn dieser Einsatz Erfolg hatte, würde man sich an Kapitänleutnant Hans Werner und seine U-415 noch lange, nachdem der Krieg zu Ende gegangen war, erinnern.
Die Raketen waren mit einem Muster aus sich abwechselnden roten und schwarzen Dreiecken bemalt, die nach vorn auf die stumpfe Nase zielten, und sahen ganz ähnlich wie Torpedos aus, nur dass sie wesentlich größer waren und mit mattschwarz lackierten Stabilisierungsflossen versehen. Die drei Raketen und ihre Abschussmechanismen füllten das vordere Abteil, sodass man sich darin beengt vorkam.
Werner hatte noch nie gesehen, wie solche Geräte abgeschossen wurden. Aber man hatte ihn und seinen IO
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