Trinity (German Edition)
anderen schnell hintereinander abfeuern und dann hier verschwinden. Sorgen Sie dafür, dass alles gut läuft.«
»Zu Befehl«, sagte einer der Männer unten.
Ein mahlendes Brummen war aus dem Schiffsinneren zu hören, als die Stahlplattform für die erste Rakete sich aufs Deck hinaufhob. Die Rakete selbst war etwas länger als ein Mann und schräg gekippt.
»IO, Zielpunkt anpassen. Richthöhe dreiundsechzig Grad ist der optimale Winkel, hat man uns gesagt.« Kapitänleutnant Werner warf einen Blick auf den skizzenhaften Plan von New York und wies dann auf drei verschiedene Punkte. »Ich möchte, dass die Dinger ungefähr da, da und da auftreffen. Wenn diese Waffen das können, was Professor Esau behauptet, sollten wir Manhattan, Queens und Brooklyn auslöschen.«
Gormann ging mit etwas unsicheren Schritten auf dem Deck nach vorn, wo dieses schmaler wurde. Das Wasser im Hafen war völlig ruhig, während der IO an der Kurbel drehte. »Dreiundsechzig Grad. Herr Kaleu, der Vorderteil der Rakete ist sehr heiß.«
»Ich weiß. Der Professor hat gesagt, das macht nichts.«
Gormann schob den Schutzschild zurecht, um das nasse Bretterdeck vor dem Auspuffstrahl der Rakete zu schützen, und stieg dann wieder auf den Kommandoturm. Werner rief nach unten: »Unten alles klar. Klar zum Abschuss.«
Er hörte die Männer hin- und hergehen. »IO, Feuer frei.«
Gormann nahm den Feldstecher herunter und beugte sich über das Schaltpult. Er drückte den Schalter für die Vorbereitungsstufe, die für Druck in den Brennstoffkammern sorgen würde. »Sie sollten vielleicht unter Deck gehen, Herr Kaleu. Wir wissen nicht, wie kräftig die Flammen sein werden.«
Kapitänleutnant Werner kauerte sich hinter die Metallwand des Kommandoturms, der IO neben ihm. »Ich werde hierbleiben und zusehen«, erklärte Werner. »Wäre nicht das erste Mal, dass ich mir ein paar Haare versengt habe.« Er wartete ein paar Augenblicke und stieß dann Gormann an. »Worauf warten Sie eigentlich?«
»Feuere jetzt«, sagte der IO. Er drückte den Abschussknopf.
Ein Brüllen wie von tausend Schneidbrennern brauste über das Deck des U-Boots. Werner sah den orangeroten Flammenschein und dann schoben er und sein IO die Köpfe über das Schanzkleid und konnten sehen, wie die Rakete sich von ihrem Stabgerüst stemmte und elegant und zugleich behäbig in die Luft stieg.
Ein Hitzeschwall streifte das Gesicht des Kapitäns, aber er blieb stehen und sah dem Geschoss nach, wie es von dem U-Boot in die Höhe stieg und in den Nachthimmel kletterte, immer schneller wurde, während es in einem Bogen in den Himmel stieg. Werner sah auf seine Taschenuhr. Er konnte sich nicht erinnern, wie der Zünder der Rakete eingestellt war. Die Leute am Ufer mussten bereits etwas bemerkt haben. Wie lange es wohl dauern würde, bis ein Patrouillenboot nachsehen kam? Aber darüber machte Werner sich keine Sorgen; er hatte schließlich ein Flakgeschütz, das mit jedem neugierigen Schiff kurzen Prozess machen konnte.
»Zweite Rakete fertigmachen!«, rief Gormann nach unten. Jetzt kam es nicht mehr so sehr auf Stille an.
Werner sah auf den Hitzeschild und stellte fest, dass die Auspuffflammen der Rakete ihn zur Rotglut erhitzt hatten. Trotzdem war das nasse algenbedeckte Deck versengt worden. »Ziehen Sie Ihre Handschuhe an, Gormann.«
Aber das hatte der IO ohnehin schon getan und lief jetzt auf die Abschussvorrichtung zu, neben der sich gerade die zweite Rakete aus dem Inneren des Schiffes heraufschob.
Kapitänleutnant Werner sah, wie die orangerote Flamme der ersten Rakete sich in einem weiten Bogen den Wolkenkratzern näherte, jetzt hoch über dem Empire State Building stand. Plötzlich barst die Rakete in einer Explosion, deren Schall sie erst volle fünf Sekunden später erreichte, mitten in der Luft und verbreitete ihre radioaktive Ladung in einer weiten gelben Wolke aus glitzerndem Staub. Wie glühende Asche breitete sie sich aus, kroch über den Himmel, während das Gift auf die Stadt hinuntersickerte.
Ein paar Passanten würden vielleicht von Splittern der explodierten Rakete getötet werden. Aber die anderen würden glauben, dass sie überlebt hatten. In ein paar Tagen würden sie dann erfahren, wie sehr sie sich damit getäuscht hatten.
Werner starrte die Wolke an, bis ihn der IO aus seinen Gedanken riss. »Zweite Rakete abschussbereit, Herr Kaleu. Diesmal ist das Ziel Brooklyn.«
»Gut«, sagte der Kapitän. »Sehen wir zu, dass wir unsere Arbeit beenden und hier
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