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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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Maybritt geplaudert hatte, zitierte ihm aus ihren Lieblingsbüchern, die nun ich las, spielte ihm Spielfilme und Cellokonzerte aus ihrem Fundus vor und trug immer öfter eine schicke Klamotte, die er noch nicht kannte. »Ist das neu?«, wollte er wissen, und ich sagte: »Nö, das ist eine Leihgabe von Maybritt, passt wie angegossen, nicht wahr? Wir tauschen ganz gern mal unsere Sachen aus, wir haben denselben Geschmack.«
    »Übertreibt ihr nicht ein wenig?«, meinte er irritiert – er ist ein ausgewiesener Einzelgänger.
    »Ach wo«, sagte ich leichthin, »Tauschen verbindet und macht das Leben bunter, und überhaupt: Unter Schwestern ist das normal.«
    » Schwestern – also wirklich! Ich hör nur noch Maybritt dies und Maybritt das … Dabei kenne ich die Frau noch nicht einmal«, stieß er unwirsch hervor. »Das ist doch kindisch, dieses Getue, man möchte meinen, man hat es mit Backfischen zu tun!«
    »Jetzt übertreibst du aber ein wenig«, erwiderte ich sanft. »Maybritt nimmt dir doch nichts weg. Im Gegenteil, unsere Freundschaft bereichert mich, das kommt doch auch dir zugute.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, grummelte er verdrossen, »bis jetzt merke ich nichts davon.« Bald schon sollte ich etwas davon merken.
    Ich musste für einige Tage verreisen, denn meine Mutter lag mit einem Gipsbein im Krankenhaus, weit entfernt von uns in Bergen. Abends telefonierte ich mit Rune, meinem Mann, wollte ihm schildern, wie es der Mama ging und im Gegenzug erfahren, was unsere Kater so anstellten. »Ich hatte Besuch von deiner Freundin«, berichtete er. »Nette Person, ihr seht euch wirklich ähnlich. Sie trug deinen blauen Häkelpullover. Im ersten Moment glaubte ich, da stünde eine Fata Morgana vor mir, das könne nicht sein, ich habe dich doch zum Zug gebracht.« Er lachte durchs Telefon, irgendwie gelöst. Die Verwechslung schien ihn auch nachträglich noch fröhlich zu stimmen.
    »Siehst du, ich hatte recht. Ich wusste, du würdest sie mögen«, sagte ich. »War sie mit Prinzessin Praline spazieren?«
    »Nein, die wurde vermisst. Schon seit Stunden. Deshalb kam deine Freundin ja zu uns hoch. Sie hoffte, das Kätzchen bei uns zu finden. Ich sagte ihr, dass du Hals über Kopf verreisen musstest.«
    »Na, dann hoffe ich, dass die Kleine bald auftaucht«, beendete ich das Telefonat und ging schlafen. Auch am nächsten Abend rief ich zu Hause an, etwas mürrisch, denn die vielen Stunden am Krankenbett waren nicht gerade aufbauend gewesen. Und wie ich Rune kannte, würde er mir jetzt lang und breit schildern, wie belastend der Haushalt für einen berufstätigen Mann nach der Arbeit sei. Doch wider Erwarten hörte er sich ganz salopp an, fast ein wenig beschwipst.
    »Hast du dir was Warmes gekocht?«, wollte ich wissen.
    »War nicht nötig. May… ähm, Frau Braeligge, also deine Schwester, oder Freundin, egal, jedenfalls brachte sie mir marinierten Dorsch mit Kartoffelsalat mit. Sehr delikat beides und ungewöhnlich gewürzt, alle Achtung. Also wirklich, das Rezept für den Kartoffelsalat solltest du dir von ihr geben lassen, ich glaube, da waren Kapern drin …« Er hörte gar nicht mehr auf zu schwärmen.
    »Ist die Kleine denn wieder aufgetaucht?«, unterbrach ich ihn.
    »Die Kleine, die Kleine …«, er stockte einen Augenblick, als müsse er sich selbst auf die Sprünge helfen, »ach, du meinst die Kleine , die Prinzessin …« Sein Kichern befremdete mich leicht. »Ja, alles im grünen Bereich, alle Mann wieder an Bord«, sagte er schnell, und dann räusperte er sich verlegen, als wüsste er plötzlich nicht mehr weiter.
    Auch ich wusste für den Moment nicht weiter, er war so anders als sonst, so aufgedreht, irgendwie seltsam. »Hör zu«, sagte ich kurz angebunden, denn ich war weiß Gott nicht in leutseliger Stimmung, »ich gebe dir meine Telefonnummer, und da kannst du mich an den nächsten Abenden erreichen, wenn du mit mir sprechen willst.«
    Offensichtlich wollte er nicht mit mir sprechen, was mich wunderte. Wenn ich weg bin, fühlt er sich schnell einsam und telefoniert mir hinterher und klagt, es sei so öde allein und wann ich wiederkäme? Diesmal schien es nicht öde ohne mich. Nun, ich hatte andere Sorgen. Meine Mutter. Nach acht Tagen kehrte ich nach Hause zurück. Es war früher Abend, eigentlich hätte Rune schon daheim sein können. Die Kater begrüßten mich überschwänglich, wenigstens ihr, dachte ich freudlos und sah mich um. Typisch Strohwitwer. Lauter leere Bierflaschen, aus dem

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