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Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Titel: Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniil Charms
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nicht.
     
    MATHEMATIKE R
    Tu ich auch nicht!
    Tu ich auch nicht!
    Tu ich auch nicht!
     
    ANDREJ SEMJONOWITSC H
    Auch gut.
    Auch gut.
    Auch gut.
     
    MATHEMATIKE R
    Dann hab ich gewonnen!
    Dann hab ich gewonnen!
    Dann hab ich gewonnen!
     
    ANDREJ SEMJONOWITSC H
    Gut, du hast gewonnen, und jetzt beruhig dich mal!
     
    MATHEMATIKE R
    Nein, ich beruhige mich nicht!
    Nein, ich beruhige mich nicht!
    Nein, ich beruhige mich nicht!
     
    ANDREJ SEMJONOWITSC H
    Du bist zwar Mathematiker, aber ehrlich gesagt,
    nicht besonders helle.
     
    MATHEMATIKE R
    Doch, ich bin helle und weiß sehr viel!
    Doch, ich bin helle und weiß sehr viel!
    Doch, ich bin helle und weiß sehr viel!
     
    ANDREJ SEMJONOWITSC H
    Viel, aber lauter Unsinn.
     
    MATHEMATIKE R
    Nein, keinen Unsinn!
    Nein, keinen Unsinn!
    Nein, keinen Unsinn!
     
    ANDREJ SEMJONOWITSC H
    Ich hab genug davon, mit dir rumzuzanken!
     
    MATHEMATIKE R
    Nein, hast du nicht!
    Nein, hast du nicht!
    Nein, hast du nicht!
     
    Andrej Semjonowitsch winkt ärgerlich ab und geht. Der Mathematiker bleibt noch einen Moment stehen und folgt Andrej Semjonowitsch.
    Vorhang.
     
    11. April 1933

[Menü]
Der junge Mann, der einen Wächter zum Staunen brachte
    »Guck an«, sagte der Wächter, während er eine Fliege betrachtete. »Wenn man die mit Holzleim vollschmieren würde, dann wär das wohl ihr Ende. Das ist vielleicht eine Geschichte! Von stinknormalem Leim!«
    »He, du Waldschrat!«, rief ein junger Mann mit gelben Handschuhen dem Wächter zu.
    Der Wächter hatte sehr wohl verstanden, dass der Ruf ihm galt, doch er besah sich weiter die Fliege. »Ja, du bist gemeint!«, rief der junge Mann wieder. »Du Hornochse!«
    Der Wächter zerquetschte die Fliege mit dem Finger und sagte, ohne dem jungen Mann das Gesicht zuzuwenden:
    »Was brüllst du hier rum, du Lümmel? Ich bin ja nicht taub.
    Du brauchst hier nicht so rumzubrüllen!«
    Der junge Mann klopfte mit den Handschuhen seine Hose ab und fragte mit sanfter Stimme:
    »Großvater, wo bitte geht’s hier in den Himmel?«
    Der Wächter sah den jungen Mann an, kniff erst das eine Auge zu, dann das andere, dann kratzte er sich am Bart, sah den jungen Mann noch einmal an und sagte:
    »Jedenfalls gibt’s hier nichts zu gaffen, gehen Sie Ihrer Wege.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte der junge Mann, »aber ich bin in dringender Sache unterwegs. Für mich ist dort schon ein Zimmer hergerichtet.«
    »Gut«, sagte der Wächter, »dann zeig mal deine Eintrittskarte.«
    »Ich hab keine; man hat mir gesagt, ich würde auch so eingelassen«, sagte der junge Mann und blickte dem Wächter ins Gesicht. »Guck an!«, sagte der Wächter.
    »Und jetzt?«, fragte der junge Mann. »Lassen Sie mich ein?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte der Wächter. »Gehen Sie.«
    »Aber wo geht’s lang? Wohin?«, fragte der junge Mann. »Ich kenn doch den Weg gar nicht.«
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte der Wächter und setzte ein strenges Gesicht auf.
    Der junge Mann beschirmte mit der Hand seinen Mund und sagte ganz leise:
    »In den Himmel!«
    Der Wächter beugte sich vor, verschob den rechten Fuß ein wenig, um fester zu stehen, sah den jungen Mann durchdringend an und fragte ruppig:
    »Wie bitte? Willst du mich verschaukeln?«
    Der junge Mann lächelte, hob die gelb behandschuhte Hand über den Kopf, winkte und war plötzlich verschwunden. Der Wächter schnupperte die Luft. Es roch nach versengten Federn.
    »Guck an!«, sagte der Wächter, machte die Jacke auf, kratzte sich am Bauch, spuckte auf die Stelle, wo der junge Mann gestanden hatte und trottete langsam in sein Wächterhäuschen.
     
    
     

[Menü]
Vier anschauliche Beispiele dafür, wie eine neue Idee einen Menschen verblüfft, der nicht darauf vorbereitet ist
    I
    SCHRIFTSTELLER Ich bin Schriftsteller.
    LESER Und ich finde, du bist ein Stück Sch…!
     
    (Der Schriftsteller bleibt einige Minuten stehen, erschüttert von dieser neuen Idee, und fällt tot um. Man trägt ihn hinaus.)
     
    II
    KÜNSTLER Ich bin Künstler.
    ARBEITER Und ich finde, du bist ein Stück Sch…!
     
    (Der Künstler wird sofort weiß wie ein Laken, Und schwankt wie Schilf, Und verstirbt urplötzlich, Man trägt ihn hinaus.)
     
    III
    KOMPONIST Ich bin Komponist.
    WANJA RUBLJOW Und ich finde, du bist ein Stück Sch…!«
     
    (Der Komponist sinkt schwer atmend zu Boden. Man trägt ihn blitzschnell hinaus.)
     
    IV
    CHEMIKER Ich bin Chemiker.
    PHYSIKER Und ich finde, du bist ein Stück Sch…!
     
    (Der Chemiker gibt keinen

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