Trips & Träume
Gesicht und schüttelte Mani die Hand.
»Leute, das war spitze. Ganz große Klasse! Ein Riesenapplaus für den jungen Mann hier«, rief Neumeier ins Mikrophon. Gejohle und Begeisterungspfiffe. Die Freaks skandierten »Zu-ga-be, Zu-ga-be«.
Mitten in diesem Getöse brüllte Don mir ins Ohr.
»Ich muss mit dir reden!«
Don hatte die Gabe, sich immer dann zu materialisieren, wenn keiner damit rechnete. Er war Schulsprecher gewesen. Ständig suchte er nach irgendetwas, mit dem er sich in den Mittelpunkt stellen konnte. Bislang ohne nennenswerten Erfolg. Na ja, mal abgesehen von Das Auge, einer Schülerzeitung, deren Herausgeber er war und für die ich mal geschrieben hatte, über die Existenzialisten, versteht sich.
»Was zum Teufel willst du?«, fragte ich.
»Ich hab da eine Idee. Von der würd ich dir gern mal erzählen. Aber nicht hier, irgendwann die Tage im Hot Rats. Okay?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Von mir aus.«
Er tat geheimnisvoll. »Merkst du nicht, was hier vor sich geht? Da ist etwas ganz Großes im Gange. Größer als alles, was du bisher erlebt hast.«
Von was quatschte der? Aber er war schon wieder weg.
Das Trio infernal hatte sich um Mark versammelt.
»Ich mache eine Band auf. Seid ihr dabei?«, fragte er.
Skip, Gero und Paul starrten ihn an. Dann nickten sie.
*
Als ich ins Hot Rats kam, waren sie alle schon da.
Ich quetschte mich zu ihnen auf die Sitzbank neben dem Podest für den Discjockey.
»Wir nennen uns Dreamlight.« Mark erwartete meinen Kommentar.
Ich schaute in die Runde. »Was ist das denn für ein Name?«
Skip kicherte. »Klingt doch gar nicht schlecht. Da kann man sich alles Mögliche drunter vorstellen. Musik zum Träumen, aber trotzdem aufregend und strahlend wie das Licht.«
Paul fläzte sich lässig auf der Bank. »Wie wir uns nennen, ist mir schnuppe. Namen sind Schall und Rauch, die kann man ändern. Hauptsache, wir machen endlich Musik.«
Gero, Goldlöckchen und Schlauberger, kratzte sich am Kopf. »Eine schöne Band sind wir. Wir haben keinen Proberaum, keine Anlage, wir haben nichts. Mark hat noch nicht mal ein Schlagzeug. Einen Sänger haben wir auch nicht.«
»Guru Guru haben keinen Sänger, Popol Vuh haben keinen Sänger. Tangerine Dream haben auch keinen«, sagte ich. Noch mehr Bands fielen mir auf die Schnelle nicht ein.
In diesem Moment tauchte Kief auf. Ihm gehörte das Rats. Er zauberte einen Lappen hervor und wischte über den Tisch. »Was wollt ihr trinken, Jungs? Bei mir wird nämlich was verzehrt. Wenn ihr einen Aufenthaltsraum sucht, dann geht zur Bushaltestelle.«
Mit diesem Spruch hatte er sich, als er den Laden vor einem Jahr übernommen hatte, sofort Respekt verschafft. Er war schon über vierzig. Kantiges Gesicht, dünne Lippen und ein starrer Blick. Man erzählte sich, er sei mal Zuhälter gewesen.
Er redete weiter, ohne unsere Bestellung abzuwarten. »Mark, ich hab von deiner kleinen Trommeleinlage gehört. Respekt, die soll sensationell gewesen sein. Schade, dass ich das verpasst hab. Du sollst Mani Neumeier die Show gestohlen haben, alle Achtung.«
»Ganz so wild war es nicht«, antwortete Mark und strahlte wieder wie bei seinem großen Auftritt im Wilhelm-Leuschner-Haus.
Guru Guru hatten zwei Stunden gerockt. Der Gitarrist, Ax Genrich, ließ die Saiten jaulen, arbeitete mit Wah-Wah-Pedal und Feedback. Uli Trepte, der Bassist, sauste mit den Fingern furios über den Hals seines Instruments. Und Mani Neumeier, ja der, der war halt ein Profi, da kam auch Mark noch nicht ran. Neumeier hatte ein Solo abgeliefert, das Ginger Baker und Keith Moon zur Ehre gereicht hätte. Guru Guru mussten drei Zugaben geben.
»Und du, Satti, was spielst du?« Kief verstaute grinsend den Lappen in der Gesäßtasche seiner Jeans.
»Ich werde den Jungs journalistisch zur Seite stehen«, sagte ich.
»Das klingt so, als hättet ihr das alles richtig durchdacht. Also, ihr angehenden Rockstars, habt ihr schon einen Proberaum?«
Mark rieb sich die Nase. »Nein, das ist ja das Problem.«
Kief machte eine gönnerhafte Geste. »Wenn ihr wollt, könnt ihr den Keller unterm Rats haben, der steht leer. Alles dicke Mauern. Da stört ihr niemanden. Aber herrichten, das müsst ihr schon selber machen, und ein bisschen Kohle für Unkosten wie Strom und so müsstet ihr auch abdrücken. Versteht sich doch, oder?«
»Alter Gauner, hast du heute deinen sozialen Tag?«, fragte ich.
»Nein, aber Andi hat mir erzählt, dass Marks Schlagzeugeinlage richtig gut war. Und
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