Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
bleiben.
Aber die Nacht war nicht mehr ganz so schwarz.
47. GEHEIME ARBEITEN
W ie ärgerlich, wie ausgesprochen ärgerlich. Er hätte es sich ja denken können, dass die Bonzen mit besonderen Reifen fuhren. Synthesekautschuk war widerstandsfähig gegen Lösemittel. Damit hatte der dicke Reifenfabrikant angegeben, bevor die durchgedrehten Mädchen ihre Show abgezogen hatten. Für Thalheimer und den Oberst musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Zumindest der Thalheimer hatte ja irgendwelchen Dreck am Stecken.
Die Nacht war erfreulich schwarz in diesem elenden Lager, und der Nebel dämpfte die Lichter der Laternen. Zwar geisterten etliche Leute zwischen den Baracken umher, und eine sechsköpfige Truppe bewachte die Fahrzeuge, aber diesmal würde er nicht mitten in der Nacht seinen Tätigkeiten nachgehen. Die frühen Morgenstunden, wenn die Aufmerksamkeit das niedrigste Niveau erreicht hatte, würde er nutzen. Die einzige Schwierigkeit war, seinen Zimmergenossen unentdeckt zu entkommen, aber die restlichen Schlafmittel würden ihnen schon zu einer ungetrübten Nachtruhe verhelfen.
Der Wecker unter seinem Kopfkissen weckte ihn um vier Uhr, und leise huschte er aus dem Raum, in dem drei weitere Männer vernehmlich schnarchten.
Wie erwartet, saßen die Wächter in Decken gehüllt auf ihren Klappstühlen und kämpften gegen den Schlaf.
Sie verloren, denn das chloroformgetränkte Tuch schickte sie eilends in das Land der Träume.
Und er konnte in aller Ruhe mit seiner Arbeit beginnen. Seinen eigenen Wagen hatte er schon vorsorglich neben dem Morris geparkt, die Tingelings würden auf der Strecke bleiben, so wie die fuhren. Dann der Steyr. Der fetten Praline gönnte er keinen weiteren Triumph. So, und jetzt noch den Citroën und dann diesen verdammten Ford. Dessen Fahrer war ihm inzwischen wahrlich ein Dorn im Auge. Eigentlich unmöglich, was der MacAlan mit dieser Klapperkiste hinbekam.
Er schlich sich gebückt zwischen den Fahrzeugen zu dem gelben Citroën, als er von einem Ruf aufgeschreckt wurde.
»Mann, du pennst hier einfach ein!«
»Hä?«
Er musste sich ducken, wollte wegkriechen. Aber da kamen zwei weitere Gestalten zum Gatter. Verdammt, der Mac-Alan und die giftige Reporterin. Und die fingen jetzt auch noch an, miteinander rumzumachen. Wie degoutant!
Er musste verharren, robbte zum Gatter und blieb mit klappernden Zähnen in der klammen Feuchte versteckt, bis sie endlich verschwanden. Die ersten Vögel begannen schon zu zwitschern, als er endlich durchgefroren in sein Zimmer zurückkehren konnte. Zum Glück schliefen die drei anderen immer noch tief und fest. Er wickelte sich in seinen Mantel und hoffte, dass er sich keine Erkältung eingefangen hatte.
Und MacAlans Ford würde die nächste Nacht daran glauben!
Und dann grinste er plötzlich.
Sabotage war vermutlich gar nicht mehr nötig. Er hatte ja noch einen anderen Weg gefunden, den Mann aus dem Rennen zu werfen.
VIERTE ETAPPE:
SENNELAGER – MAGDEBURG
48. EIFERSÜCHTELEIEN
Der Stolz, det ist det Schlimmste,
wat de kriejen kannst, det nimmste.
Berliner Spruch
E r hatte sich schon fast dran gewöhnt. Um kurz nach zwei wurde Fritz ohne Weckerklingeln wach, zog sich eilig an, schlich sich aus dem Haus und eilte zum Telefonamt. Es war kalt, ein Regenschauer hatte den Asphalt genetzt, und in Pfützen schimmerte das Licht der Gaslampen. Er sprang über die nassen Stellen, glücklich und voller Vorfreude, Nelly in wenigen Minuten zu treffen. Da kamen die Frauen auch schon aus dem Amt, schwatzend und lachend, und – das konnte doch nicht wahr sein – Falko schob seine Harley an den Straßenrand und sprach Nelly an.
Seine Nelly!
Fritz spurtete los.
»Ah, da kommt ja Ihr treuer Husar«, rief Falko und grinste ihn und Nelly an. »Zu spät, mein Lieber, Fräulein Nelly wird sich auf mein Pferdchen schwingen.«
»Aber nein, nein, Herr Quandt. Das werde ich nicht. Das ist mir gar zu bockig.«
»Ich verspreche, es ganz zärtlich zu schaukeln, Fräulein Nelly.«
»Ich ziehe Schusters Rappen vor. Und wenn Sie beide mich nach Hause begleiten wollen, dann tun Sie das bitte auch.«
Fritz verneigte sich höflich vor ihr, dankbar, dass sie Falkos Angebot ausgeschlagen hatte, und meinte: »Erlaubst du mir, deine Tasche zu tragen?«
Einer der schönen Sätze aus Fräulein Weiperts Lehrbuch.
»Aber ja, mein Herr, wenn du so freundlich darum bittest.«
»Wieso biste so spät noch unterwechs?«, wollte Fritz von Falko wissen, als er Nellys schwere
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