Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
befestigt und führte durch bewaldete Täler. Der Himmel war bedeckt, dann und wann trieb der Wind das bunte Laub zu Wirbeln. Hier hatte es aber am Vortag offenbar keinen Regen gegeben, die Fahrzeuge zogen ihre Staubfahnen hinter sich her.
Emmalou würde erst später aufbrechen und direkt nach Magdeburg fliegen. Das hatte sie ihm heute Morgen erzählt, als sie ihren Kaffee in der Kantine tranken. Sie wollte am Vormittag versuchen herauszufinden, wie es Geraldine ging, und hatte ein Telefonat mit dem Krankenhaus angemeldet. Auch sie hatte müde gewirkt. Gregoire und seine beiden Schwestern hatten ihm nur zugewinkt, der Oberst hatte ihnen einen säuerlichen Blick gegönnt. Die Pistole steckte jedoch wieder in seinem Gürtel. Na, wenn er sich damit wohler fühlte.
»Hans, was würdest du am liebsten nach der Rallye machen?«, fragte Mac, da sie eine lange, gerade Strecke vor sich hatten.
»Mhm?«
»Arbeiten, fremde Länder besuchen, heiraten und Kinder zeugen …?«
»Wie kommst du plötzlich darauf, dass ich überhaupt was machen könnte?«
»Du hast in den vergangenen Jahren ziemlich viel gekonnt. Warum sollte sich das jetzt geändert haben?«
»Sieh mich doch an.«
»Nicht gerne. Mich interessiert das, weil mir Gregoire Latour gestern Abend diese Frage auch gestellt hat. Und irgendwie nagt die jetzt an mir.«
»Du wolltest bei Ford in Berlin arbeiten.«
»Ja, vielleicht. Aber es könnte sein, dass Räder montieren auf die Dauer nicht das ist, womit ich zufrieden bin.«
»Das kannst du aber recht gut. Ich kann gar nichts mehr.«
»Im Augenblick, Hans. Aber in den letzten acht Jahren hast du nur vier-, fünfmal derartige Anfälle gehabt. Würdest du nicht gerne wieder in einem Hotel arbeiten?«
»Du willst mich ablenken.«
»Nein, ich will mich unterhalten. Ich … ich bin auf der Suche nach meinen Träumen.«
»Du bist verrückt.«
»Nein. Ich möchte nur einfach nicht mehr immer ans Überleben denken.«
»Du fährst zu schnell.«
»Oh. Ja, richtig.«
Mac besann sich wieder auf die Fahrt, ließ zwei andere überholen und stellte einige Berechnungen an. Die restlichen zwanzig Kilometer durften sie nicht schneller als fünfunddreißig Stundenkilometer fahren.
Hans schwieg, bis sie den nächsten Ort erreicht hatten. Eine Pause von fünfzehn Minuten nutzte Mac, um noch einmal die Reifen zu kontrollieren. Er sah Beau und Chester ebenfalls mit der Luftpumpe hantieren.
»Kannst du etwas trinken, Hans?«
»Probier ich.«
Mac reichte ihm die Feldflasche, die er mit gesüßtem Tee gefüllt hatte. Er war nur noch lauwarm, aber Hans brauchte etwas zur Aufmunterung. Er half ihm, die Flasche an den Mund zu setzen, und einige Schlucke konnte er zu sich nehmen.
»Lass es gut sein. Fahren wir weiter.«
Das nächste Ziel war das Städtchen Hildesheim, siebzig Kilometer entfernt. Diese Distanz galt es in anderthalb Stunden zu bewältigen. Zunächst ließ es sich auch hier gleichmäßig an, sie fuhren praktisch in Kolonne hintereinander her. Vor ihnen rollte Thalheimers Benz, hinter ihnen, in geringem Abstand und gelegentlich hupend, der Morris mit den Fitzgeralds.
»Du könnest deine Familie in Schottland besuchen«, sagte Hans in ihr Schweigen hinein.
»Zyniker!«
»Sie haben doch Besitz. Vielleicht adoptiert dich der Clanchef ja.«
»Es soll sehr nebelig und regnerisch dort sein.«
»Also doch wieder Spanien?«
Mac seufzte.
»Ich würde schon gerne in Deutschland bleiben. Oder – ah, das Land der tausend Möglichkeiten. Hans, wir kaufen uns Tickets für den nächsten Dampfer nach Amerika.«
»Mhm.«
Und nach einer Weile sagte Hans sehr leise: »Das wär schön.«
»Ja, die Vorstellung hat was. Ein großes, weites Land, in dem die Straßen asphaltiert, die Berge hoch, die Felder weit und die Städte groß sind. Tilmann hat es auch aus kleinen Anfängen geschafft.«
Es knallte.
»Scheiße! Mac!«
Vor ihnen schleuderte der Steyr über die Strecke, flog an einem Grenzstein vorbei und landete auf einem Feld. Heumahd lag dort zum Trocknen aus. Der Benz rauschte ungerührt an ihnen vorbei, Mac kam kurz hinter dem Grenzstein zum Stehen, Chester und Beau ebenfalls. Auch der Reporter hielt an.
Der Wagen hatte sich nicht überschlagen, aber beide Insassen – mit Entsetzen erkannte Mac Doro Obeli und ihren Bruder Ruidi – waren herausgeschleudert worden und lagen benommen auf der Wiese.
Unter dem Steyr stieg schwarzer Rauch auf.
»Der Auspuff!«, schrie Beau und kam mit einer Decke angelaufen. Auch Mac
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