Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
verjährt oder fielen unter die Amnestie. Seine neue Identität war mit offiziellen Papieren belegt, die britische Botschaft hatte schon damals in Spanien dafür gesorgt. Aber Hans befand sich in einem kritischen Zustand und sollte sich nicht aufregen. Diese Anfälle waren schrecklich. Wenn der Oberst sie jetzt wegen der Vorkommnisse von damals belästigte, würden sie vermutlich noch schlimmer werden. In einigen Fällen, so hatte er gehört, blieb dieses Zittern beständig und unheilbar. Damit hätte Hans tatsächlich keine Zukunft mehr gehabt.
»Monsieur le Colonel hat große Verpflichtungen«, schnurrte Gregoire neben ihm. »Soll ich mal schauen, was er in diesem hübschen Amt treibt?«
»Wenn du das machen würdest. Ich sorge mich um Hans. Es geht ihm nicht besonders gut.«
»Dann bis gleich.«
Gregoire schlenderte zu dem gotischen Prachtbau, und ChouChou reichte Mac eine Flasche Limonade.
»Arme Doro. Mac, das war schrecklich.«
»Ja, das war es. Und ich fürchte, es wird für sie noch schrecklicher werden. Sie war eine hübsche Frau. Aber Brandwunden …«
»Greg sagt, du warst Sanitäter.«
»Ja, das war ich.«
Sie streichelte seinen Arm.
Es tat ihm gut. Aber plötzlich stand Emmalous Gesicht vor ihm. Bisher hatte er das kleine Flugzeug noch nicht knattern hören. Aber möglicherweise flog sie auch eine andere Route. Oder sie war noch gar nicht aufgebrochen.
»Trink deine Limonade, Mac. Die ist lecker. Und nimm auch eine Flasche für Hans mit.«
Sie schmeckte viel zu süß und irgendwie künstlich. Ein Bier wäre ihm lieber gewesen. Aber er befolgte ChouChous Rat und kaufte noch zwei weitere Flaschen von dem fliegenden Händler.
Der Oberst marschierte vom Postamt zurück und wirkte grimmig, Greg folgte einen Moment später. Und feixte.
»Er hat viel Geld ausgezahlt bekommen. Eine Postanweisung, vermute ich.«
»Trixi, seine Gattin, hat sein Geld verprasst, und er ist pleite. Wäre doch lustig herauszufinden, wer ihm noch Kredit gibt«, meinte ChouChou.
Greg zwinkerte ihr zu, und sie ging hüftenwiegend dem Oberst hinterher. Es gab einen kleinen Zusammenstoß, sie schmiegte sich an ihn, er stieß sie grob fort.
»Was für ein Stoffel.«
»Meine Schwestern sind ihm gestern schon etwas zu nahe getreten. Im Dienste der Presse. Sie und Emmalou haben den Reifenhändler interviewt, und der Oberst war ungewollt Zeuge.«
Davon hatte Emma ihm in der Nacht nichts erzählt. Aber dazu mochte auch an diesem Abend noch Zeit sein. Mac merkte sich vor, sie darauf anzusprechen. Wenn sie Thalheimer einen üblen Streich gespielt hatten, war es besser, auf der Hut zu sein. Dieser Reifenhändler machte den Eindruck, als ob er in seinem Jähzorn gefährlich werden konnte.
ChouChou kam nach einer kleinen Runde über den Platz zu ihnen zurück und drückte Mac einen rosafarbenen Zettel in die Hand.
»Die Worte kann ich nicht verstehen. Aber dir hilft es vielleicht?«
Mac betrachtete das rosafarbene Stück Pappe. Eine Empfangsbestätigung von einem ihm unbekannten Herrn aus Zwickau. Er hatte eintausend Reichsmark angewiesen. Eine großzügige Summe. Da dem Oberst gerne Dinge abhandenkamen, war es vermutlich leichtsinnig von ihm, das Geld mit sich herumzutragen. Sollte von Braunlage anfangen, ihnen Schwierigkeiten zu machen, wäre es wohl nötig, den edlen Spender ausfindig zu machen. Mac sah sich um. Eine Quelle für derartige Nachforschungen war immer die Presse. Und Donny Dorsch beharkte gerade Waldgrubers. Eine Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Langsam näherte er sich den dreien, die auf einer Bank vor der Suppenküche saßen.
»Doktor Waldgruber, verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche. Meinem Beifahrer haben Sie freundlicherweise ein Medikament gegeben, das seine Nerven beruhigen sollte. Können Sie mir sagen, was das war?«
»Oh, ein leichtes Beruhigungsmittel, Mister MacAlan.«
»Welches, Herr Doktor? Es wäre gut, wenn wir wüssten, was es ist, damit wir es möglicherweise nachbeschaffen können. Es scheint ihm Linderung zu verschaffen.«
»Ein Barbiturat. Armer Mann, Ihr Beifahrer. Er sollte sich schleunigst in eine Spezialklinik begeben, wenn Sie mich fragen. Es gibt für diese Gehirnschäden inzwischen einige Behandlungsmethoden.«
»Sowie wir in Berlin sind – ich vermute, dort gibt es derartige Einrichtungen –, werde ich mich darum kümmern.«
»In Berlin-Buch gibt es ein hervorragendes Haus, das für solche Fälle eingerichtet ist.«
»Eine Klappse, wa!«, warf Donny
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