Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Dorsch ein. »Ein Irrenhaus. Sind Sie mit einem Irren bei dieser Rallye unterwegs, MacAlan?«
»Nein, Herr Dorsch, mit einem ganz normalen Mann, der an einer akuten Nervenstörung leidet.«
»Einem Gehirnschaden, fürchte ich«, widersprach Waldgruber. »In meiner Ausbildung haben wir derartige Fälle häufig beobachtet. Diese Schäden sind durch die Druckwellen explodierender Bomben entstanden.«
»Es gibt auch andere Meinungen dazu, Doktor Waldgruber.« Mac stand auf und sah den Reporter fest an. »Herr Dorsch, Sie sind doch ein Mann, der viel herumkommt.«
»Aber ja doch, das bringt mein Beruf so mit sich.«
»Dann begleiten Sie mich doch mal.«
Mac hatte ganz richtig erkannt, dass die Neugier Donnys größtes Laster war. Aber vor Zeugen wollte er ihn nicht ausfragen. Donny Dorsch folgte ihm zum Ford, und dort fragte er ihn unverblümt: »Was fällt Ihnen zu dem Ort Zwickau ein?«
»Ähm … Sachsen. Silberbergbau. Maschinenbau. Horch. Audi …«
»Horch?«
»Das Auto, Mann.«
»Ich höre und staune.«
»Warum?«
Mit einem süffisanten Lächeln warf Mac dem Dorsch einen Köder hin.
»Oberst von Braunlage fährt einen Horch. Vielleicht bekommen Sie von ihm ja eine nette Geschichte über Zwickau erzählt. Sie suchen doch interessante Storys, Herr Dorsch?«
Der sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an.
»Mehr, MacAlan.«
»Es ist Geld geflossen. Mehr habe ich nicht, wäre aber an mehr interessiert.«
»Mal sehen.«
Die Domglocken kündeten die halbe Stunde an, und die Fahrer versammelten sich wieder bei ihren Wagen. Mac rüttelte Hans leicht an der Schulter, aber der schlief noch immer tief und fest. Also drückte er ihm das Klemmbrett in die Hand und hoffte, dass die Kontrolleure nicht zu genau hinsahen, wenn er an ihnen vorbeifuhr. Er selbst brauchte die Aufzeichnungen nicht, den Weg nach Braunschweig kannte er. Der Schwierigkeitsgrad war gering, seine gleichmäßige Geschwindigkeit würde er auch selbst überprüfen können.
50. HERR OBERST BEKOMMT GELD
Wir schreiten vorwärts Schritt um Schritt,
und weicht der Feind, so ziehn wir mit,
dass er nicht Atem hole.
Der Tod ist´s, der die Trommel schlägt,
der Tod ist´s, der die Fahne trägt,
und »Tod« heißt die Parole.
Theo Leipziger
D ie Scheine knisterten zufriedenstellend in seiner Brusttasche. Immerhin etwas, das mal geklappt hatte. Jetzt musste nur Kamerad Gempp endlich handeln. Dumm war, dass der Nachrichtendienst nicht selbst eingreifen durfte, sondern bei der Landespolizei um Amtshilfe ersuchen musste. Immer wieder hielt er Ausschau nach den Uniformierten, doch abgesehen davon, dass die den Verkehr regelten und die Fahrzeuge der Rallye anstarrten, passierte nichts.
Er blickte auf die Uhr. Eine gute halbe Stunde hatte er noch Zeit. Vielleicht konnten die Tölpel in der Post es hinbekommen, das Ferngespräch nach Berlin zu vermitteln.
Er drehte sich auf dem Absatz um und stolperte schon wieder in dieses aufdringliche junge französische Weib. Teufel, was wollte die von ihm? Also, niedlich war die ja, aber dieses Geplapper war einfach nicht zu verstehen.
Andrerseits, wenn sie es so darauf anlegte – in Magdeburg war die Unterkunft besser gewählt als in diesem Kinderlager. Und französische Liebchen sollten ja ganz schön raffiniert sein. Also – na ja, wenn das Angebot so großzügig gemacht wurde …
Der Telefonbeamte war beflissen und versprach, die Verbindung käme in längstens einer Viertelstunde zustande. Der Herr Oberst möge doch so lange im Postamt warten.
Das war zwar ungemütlich, aber notwendig. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielte von Braunlage im Geiste einige pikante Situationen mit dieser Schuschu durch, doch dann lenkte seine Wut auf die Verräter ihn davon ab. Mit dem angeblichen MacAlan hatte sich gestern auch Latour gemein gemacht. Und der war der Bruder des jungen Flittchens. Verdammt, die machte sich doch aus ganz bestimmten Gründen an ihn heran.
In heller Panik tastete er nach dem Bargeld in seiner Tasche. Es knisterte noch. Am liebsten hätte er es hervorgezogen und noch mal durchgezählt. Und die Schäferstunde mit der Französin sparte er sich wohl besser auch. Ein Mann in seiner Position musste vorsichtig sein. Wer wusste schon, ob die nicht versuchen würde, ihn auszuhorchen?
Genau, von den Franzosen musste er dem Kameraden im Nachrichtendienst auch berichten. Die mussten überprüft werden. So wie auch die beiden Fitzgeralds.
Der Beamte näherte sich und bat ihn in die zweite
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