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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Metz zu unserer Pension in der Nähe des Haltepunkts und ließ sich während der Fahrt von mir über die Rallye berichten.
    Ich brachte Geraldines und mein Gepäck in das nicht gerade luxuriöse Zimmerchen und machte mich spornstreichs auf den Weg zu der Sammelstelle. Natürlich war ich vor allen Fahrern eingetroffen und betrachtete diesen Umstand einfach mal als Chance, den Streckenposten und Kontrolleuren ein paar Fragen zu stellen. Die Männer standen gelangweilt herum und warteten auf das Eintreffen der Fahrer. Also hatten sie nichts dagegen, sich mit mir zu unterhalten. Ich lernte einiges darüber, welche Aufgaben sie wahrnahmen. So hatten sie eine Werkstatt eingerichtet, in der einfache Reparaturen durchgeführt werden konnten. Es gab zwar Strafpunkte, wenn beispielsweise ein defekter Kühler geschweißt werden musste, aber abgebrochen wurde die Fahrt dadurch nicht. Sie hatten Zündkerzen, Keilriemen, Scheinwerfer und vor allem Reifen vorrätig.
    Ich machte mir eifrig Notizen, und nach einer halben Stunde traf der erste Wagen ein. Ein staubbedeckter Benz.
    Ehrfürchtig murmelte der Streckenposten neben mir: »Sechszylinder-Reihenmotor mit oben liegender Nockenwelle, schafft siebzig Pferdestärken.«
    »Und wie schnell ist er damit?«
    »Kommt auf rund hundert Stundenkilometer.«
    Fast so schnell wie meine Rumpler in der Luft. Ich war beeindruckt.
    Der Fahrer stieg aus und zeigte sein Bordbuch vor, man machte Eintragungen, schritt prüfend um das Fahrzeug, und ich näherte mich dem Herrn, der laut Teilnehmerliste der Reifenfabrikant Thalheimer war. Ein wohlgenährtes Opfer.
    Jedoch nicht willig.
    Erst lächelte er noch, erwartete wohl Bewunderung von einem Zuschauer oder der Presse, dann runzelte er die Stirn und musterte mich abfällig. Ich trug noch meine Fliegerkleidung, Hose, Stiefel, Lederjacke. Und als ich mich ihm dann als Reporterin vom Bunten Blatt vorstellte, wurde er ausfallend.
    »Eine Frau hat hier nichts zu suchen. Diese Fahrt ist Männersache«, blaffte er mich an und drehte sich weg.
    Mist.
    Aber schon kam der nächste Wagen angerollt, die Windschutzscheibe zersplittert, der Fahrer mit einer blutigen Schramme auf der Stirn. Der Kontrolleur rief den Sanitäter, ich witterte Aufregendes und lief ebenfalls hin. Es war ein Franzose, der mich durch das geborstene Glas seiner Brille anschaute und mir und den Umstehenden erzählte, dass ein Steinschlag zu dem Ungemach geführt habe.
    »Splitt ist ein schrecklicher Straßenbelag«, grollte er und nahm die Brille ab. Das rechte Glas fiel vollends heraus.
    Der Sanitäter wischte dem Mann das Blut von der Stirn und tupfte an der Wunde herum, während der Beifahrer und der Posten sich dem Bordbuch widmeten. Ein Mechaniker wurde gerufen, um sich den Schaden am Fahrzeug anzusehen, aber der Fahrer winkte ab. Er schied freiwillig aus dem Rennen aus.
    Armer Kerl. Ich notierte mir Fahrzeug, Nummer und Namen.
    Dann kamen sie in Pulks, und ich hatte Mühe, die Reihenfolge aufzuschreiben. Ein Wagen zog eine stinkende, schwarze Rußfahne hinter sich her, und ich sah einen Streckenposten kopfschüttelnd den Daumen senken. Mehr und mehr füllte sich der Place de la Republique, prüften die Fahrer ihre Automobile auf Schäden, übergaben ihre Unterlagen, machten Bemerkungen, beschwerten sich über Konkurrenten, meldeten Zwischenfälle.
    Hier war es viel spannender als oben in der Luft, und mich beschlich mehr und mehr das Gefühl, ich hätte mir besser ein Auto ausgeliehen, um als Pressebegleiter mitzufahren. Aber bevor ich diesem Gedanken mehr Raum geben konnte, bemerkte ich den schwarzen Ford.
    Es wurde Zeit, die Bekanntschaft mit Hans und MacAlan zu erneuern.
    Ich schlängelte mich zwischen heißem Blech und hier und da dampfenden Kühlern hindurch und fand an der Tin Lizzy einen braunbehosten Hintern, der in der Beifahrertür steckte.
    »Alasdair MacAlan«, sagte ich laut.
    Der Hintern zuckte, der Oberkörper kam hoch, der mützenbedeckte Kopf stieß an den Dachholm, und ein gezischter Fluch folgte.
    Dann drehte der Mann sich um, und ich sah in Hans Beckhaus’ Gesicht. Hans, den ich das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen hatte, damals Mitte zwanzig, nun sichtbar älter. Müde im Gesicht, das von einigen langen Falten durchzogen war, Augen, die einst gefunkelt hatten, nun aber von Leid umschattet waren. Braune Haare, in denen die ersten Silberfäden schimmerten.
    »Hans. Ach Hans, du lebst.«
    Ich streckte beide Hände aus, und er nahm sie langsam und wie unter

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