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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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darauf, Madame?«
    Madame stellte empört die Kanne ab.
    »Wie können Sie so etwas behaupten? Sie!«
    »Weil ich dort war, Madame. Weil ich selbst eine gute Portion Giftgas abbekommen habe.«
    Macs Stimme war jetzt nicht mehr sanft, sondern scharf, und Hans trat ihm auf den Fuß. Er legte vorsichtig das angebissene Gebäck auf den Teller, stand auf und verließ den plüschigen Essraum. Er spürte Galle in der Kehle.
    Madame keifte hinter ihm her.
    »Musste das sein, Mac?«, fragte Hans, als sie kurz darauf auf die Straße traten. Der Abschied von ihrer Wirtin war in arktischer Kälte verlaufen.
    »Ja, das musste sein. Du hast es doch auch erlebt. Die Kinder, die Frauen, die Tiere …«
    »Und dich, ja. Verzeih.«
    Sie hatten ihr Gepäck geschultert und schritten langsam zum parc fermé. Hier war noch alles ruhig, der Start würde erst in einer Stunde erfolgen. Mac setzte sich auf eine Bank und starrte zu dem martialischen Gebäude, das das Postamt beherbergte. Eine übermütige Champagnerflasche zu Füßen eines ihm unbekannten Großen der Stadt gab dem Amt eine leichtsinnige Note. Ein Postbeamter, der seinen Dienst antrat, bemerkte sie ebenfalls und nahm das Objekt des Anstoßes stirnrunzelnd an sich. Er verschwand hinter den mächtigen Türen, ihm folgte eine schlanke junge Dame mit flatternden Röcken. Sie hatte es offensichtlich eilig, ein postalisches Geschäft abzuwickeln.
    »Emmalou«, sagte Hans.
    »Was?«
    »Die eben in der Post verschwunden ist. Sie wird versuchen, ihren Bericht durchgeben zu lassen.«
    Richtig, Emmalou spielte ja jetzt Reporterin. Und über kurz oder lang würde sie ihn aufstöbern. Neugierig war sie schon immer gewesen. Wie würde sie reagieren? Entsetzt? Verbittert? Spöttisch?
    Sollte er selbst die Begegnung herbeiführen?
    Genau wie er Chester und Beau unter die Augen treten musste. Und die Konsequenzen aus dem Treffen auf sich nehmen sollte.
    »Haltung, Kamerad!«, flüsterte Hans.
    Mac tauchte aus seinen Grübeleien auf. In zackigem Schritt näherte sich Oberst von Braunlage dem Karree, gefolgt von seinem Adjutanten und Beifahrer. Der Offizier trug seine feldgraue Uniform, glänzende Stiefel, Koppel mit Pistole, Schirmmütze und Handschuhe.
    Mac vermied jegliche militärische Haltung, Hans schrumpfte ebenfalls tiefer zusammen und zog sich die Kappe tief in die Stirn.
    Manche Begegnungen galt es wahrlich zu vermeiden.
    Mehr und mehr Fahrer strebten durch den sonnigen Morgen zum parc fermé , warfen einen Blick auf die Fahrzeuge, plauderten oder schwiegen verkatert vor sich hin. Die ersten Reporter, auch nicht ganz frisch, mischten sich unter die Automobilisten und versuchten Eindrücke zu sammeln. Hans wies einen kecken Schnurrbart ab und auch den gewichtigen Karierten. Ein geschäftstüchtiger Junge pries auf einem Bauchladen frische Croissants an, ein anderer das örtliche Morgenblatt. Passanten füllten die Straßen, ein Trüppchen Kinder in dunklen Kleidern wurde von zwei scharfnasigen Damen zur Kirche geführt. Hausbedienstete in allerlei Geschäften eilten umher, ein korpulenter Herr wurde von seinem weißen Pudel über den Bürgersteig gezerrt.
    Dann, pünktlich zum Schlag der Glocke auf halb zehn, schoben die Wachmänner die Gatter zur Seite, die Streckenposten nahmen ihre Positionen ein, und die Fahrer hatten für fünfzehn Minuten Zugang zu ihren Gefährten, um sie auf technische Probleme hin zu untersuchen. Mac hatte am Abend zuvor alle wichtigen Teile kontrolliert und prüfte nur noch den Reifendruck. Ein äußerst wütender Fluch in italienischer Sprache erklang hinter ihm. Er drehte sich um und sah den quirligen kleinen Fahrer wild den Wagenheber bedienen. Der rechte Vorderreifen seines roten Alfa war platt. Das konnte schon mal passieren. Kleine Risse, vielleicht ein Nagel, und über Nacht entwich die Luft. Auch das Team auf dem Turcat wechselte mit beredten Flüchen ein Rad.
    Verzögerung beim Start brachte Strafpunkte. Aber vielleicht schafften die beiden Fahrer es ja, innerhalb der kurzen Zeit die Reparatur durchzuführen. Mac und Hans brauchten für einen Radwechsel gerade knapp fünf Minuten.
    Ein Herr aus der Rennleitung verkündete per Megafon das Ende der Rüstzeit und gab Anweisungen zum Start. Hans übernahm das Bordbuch, Mac setzte sich ans Steuer. Ohne Mucken sprang die Lizzy an und rollte zum Posten, der ihre Startzeit notierte. Ein verlässliches Tier eben, der Ford. Hans lotste Mac durch die Gassen auf die Straße nach Verdun. Wieder eine Makadam-Strecke

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