Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
einem der Sessel, und sie ließ sich aufseufzend hineinsinken.
Keiner der Pagen oder Angestellten hatte sich gerührt. Jetzt aber kam Leben in den Rezeptionisten.
»Schaffen Sie diese Landstreicherin nach draußen«, herrschte er die Pagen an.
»Reserviert«, flüsterte die Frau, als die beiden jungen Männer auf uns zukamen. Ich stellte mich vor den Sessel und herrschte die beiden ebenso an wie ihr Vorgesetzter.
»Die Dame hat reserviert. Prüfen Sie das.«
»Gnädige Frau, mischen Sie sich bitte nicht in Angelegenheiten des Hotels ein«, sagte der Rezeptionist.
Ich legte meinen Kopf ein wenig schief und betrachtete den uniformierten Herrn, der mir nur bis ans Kinn reichte.
»Es könnte recht peinlich für Sie werden, wenn Sie einen Gast abweisen, der ein Zimmer bestellt hat.« Ich drehte mich zu der graugesichtigen Frau um und fragte sie: »Auf welchen Namen haben Sie reserviert?«
»Heinemann. Könnte ich ein Glas Wasser bekommen, bitte?«
»Wir haben keine Reservierung auf den Namen Heinemann vorliegen«, informierte uns der kleine Gernegroß.
»Und vermutlich auch kein Glas Wasser zur Hand.«
»Gnädige Frau, Sie erregen Aufsehen«, zischte der Rezeptionist mich leise an. Ein Verbrechen in einem Hotelfoyer, das war mir klar. Ich öffnete meine Handtasche, zog den Presseausweis heraus und hielt ihn ihm unter die Nase.
»Ein Artikel im Bunten Blatt sollte ein solch ungastliches Verhalten in einem renommierten Hotel besser nicht erwähnen. Bringen Sie mir ein Glas Wasser, einen heißen, süßen Tee und einen Teller Suppe. Umgehend.«
Er war zäh, der Gernegroß.
»Nehmen Sie, gnädige Frau, dann bitte im Restaurant Platz. Man wird Ihnen umgehend servieren.« Und zu den Pagen gewandt befahl er: »Bringt die Frau hier raus.«
»Das werden Sie nicht tun. Page, rufen Sie Herrn Julius Metz zu mir. Mein Name ist Emmalou Schreiber. Er kennt mich.«
Was den Rezeptionisten zum Erbleichen brachte. Der Page trabte los.
Frau Heinemann hatte die Augen geschlossen und die mageren Finger miteinander verschränkt. Ganz offensichtlich hatte sie einen Schwächeanfall. In meiner Tasche war nichts als ein letztes Karamellbonbon.
»Der Direktor dieses Hotels wird gleich hier sein, und wir werden uns Ihrer Buchung annehmen.«
Sie öffnete die Augen und flüsterte: »Danke. Unfall gehabt. Ganze Nacht …«
»Nehmen Sie das Bonbon, ein bisschen Zucker wird Ihnen helfen.«
Sie nickte, ich wickelte das Bonbon aus und reichte es ihr.
Sie hatte eine feine, nur ein wenig zerknitterte Haut, und als der Schal nach unten rutschte, zeigte er grau melierte Haare, die zu einem altmodischen Knoten zusammengefasst waren. Eine Landstreicherin war sie gewiss nicht, und der Mann an der Rezeption hätte es auch erkennen müssen. Aber sie war vollkommen erschöpft, und es machte die Qualität eines guten Hotels aus, in einem solchen Fall flexibel zu agieren.
Julius Metz, ein Mann von Distinktion, wenn er nicht gerade in seltsamen Karnevalskostümen seinen jecken Neigungen nachging, kam durch die Halle auf mich zu und streckte die Arme nach mir aus.
»Die kleine Emmalou. Willkommen in meinem Hotel. Was treibt dich nach Köln?«
»Die Rallye. Aber, Herr Metz, wir haben hier ein Problem zu lösen. Können wir uns irgendwohin zurückziehen?«
»Natürlich, folge mir.«
»Frau Heinemann, kommen Sie, ich stütze Sie.«
Die Dame kam schwankend auf die Beine, und Julius Metz half ihr, ohne zu fragen.
»Frau Heinemann hat reserviert, jedoch bei der Anreise einen Unfall gehabt. Ihr Mann an der Rezeption wollte sie als Landstreicherin auf die Straße werfen lassen.«
»Bitte?«
»Ich dachte mir, dass Sie eine Lösung finden würden, Herr Metz.«
»Ohne Zweifel.«
»Gnädige Frau, Ihre Verbindung nach Berlin!«, rief mir der Angestellte am Tresen zu, und ich entschuldigte mich bei dem Direktor, um dem Bunten Blatt meinen Artikel durchzugeben, zu dem ich mir zuvor Notizen gemacht hatte. Es war Kochs Sekretärin, die mitstenografierte, was ich über den Nürburgring, die Straßenverhältnisse und die Leistung der Fahrer zu sagen hatte. Als ich fertig war, wollte ich noch einige Worte mit ihr wechseln, hören, was es Neues in der Redaktion gab, aber obwohl Fräulein Frieda gewöhnlich einem Schwatz nicht abgeneigt war, würgte sie das Gespräch ziemlich kurz angebunden ab.
Na gut, dann keine Neuigkeiten. Hauptsache, sie ver öffentlichten meinen Bericht. Vermutlich nicht ohne Kürzungen, aber zumindest sinngemäß. Gerrys Aufnahmen,
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