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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einfach verschwinden, Em… gnädiges Fräulein. Und außerdem habe ich Hunger.«
    Ihre Augen blitzten wie früher, aber sie behielt Haltung.
    »Um zehn. Am Haupteingang!«
    Damit drehte sie sich um und schlenderte auf den Oberst und seine Gattin zu.
    Er würde es noch einmal erzählen, noch einmal um Verständnis bitten und noch einmal die Trauer ertragen müssen.
    Er nahm sich einen Teller und stellte sich aus Käse, Brot und Bratenaufschnitt ein Mahl zusammen; Hummerscheren, Austern und kompliziert aufgebaute Pastetchen vermied er.
    »Sie hat dich erkannt«, begrüßte Chester ihn.
    »Ja, und sie verlangt eine Erklärung.«
    »Dann gib sie ihr, Mac. Ich glaube, sie war einst vernarrt in ihn.«
    »Tja.«
    Und er in sie. Aber das war lange her.

31. NOCH EIN GESTÄNDNIS
    The wee birdies sing and the wild flowers spring,
    and in sunshine the waters are sleeping;
    but the broken heart will ken nae second spring again,
    tho’ the waeful may cease frae their greeting.
    Loch Lomond, Traditional
    I ch legte mir von den zarten Lachsscheiben und den Aspikhäppchen etwas auf den Teller und ließ mir ein wenig Kräutercreme reichen. Mit meiner Beute suchte ich mir einen kleinen Tisch im Hintergrund, um in Ruhe zu essen und nachzudenken. Schon seit dem frühen Nachmittag hatte ich immer wieder das Gesicht des Mannes vor Augen, den ich aus dem Fenster im Damensalon gesehen hatte. Hatte mich ein Trugbild genarrt?
    Ich hatte die Zeitungen liegen gelassen und war nach draußen gegangen, aber da war von den dreien niemand mehr zu sehen. Also nahm ich mir vor, am Abend auf jeden Fall die Fitzgeralds nach ihrem Begleiter zu fragen. In der Zwischenzeit suchte ich Geraldine, die ich in der Bar vorfand, wo sie mit dem Spanier mit dem ellenlangen Namen ein buntes Getränk zu sich nahm. Nicht das erste, wie ich feststellen konnte. Gerry wirkte aufgekratzt, ihr etwas schrilles Lachen schmerzte mir in den Ohren. Doch als ich versuchte, meine Begleiterin vorsichtig aus der Bar zu lotsen, wurde ich mit einigen deutlichen Schmähworten daran gehindert.
    Da ich aus Erfahrung wusste, dass Geraldine im leicht beschickerten Zustand einen ausgesuchten Trotzkopf bekam, unterließ ich weitere Versuche. Mochte sie sich nach Herzenslust blamieren. Außerdem fand ich gleich darauf ein neues Opfer. Donny Dorsch, der Korrespondent, tauchte ebenfalls in der Bar auf. Er hatte am Mittagstisch mit Thalheimer lange und intensiv geredet. Vielleicht halfen mir ja einige weibliche Listen, dem schmierigen Reporter etwas von dem Gespräch zu entlocken.
    Donny war ebenfalls schon leicht angetrunken und von selbstherrlicher Laune. Einem kleinen Mädchen gegenüber ließ er tatsächlich seine Vorsicht fahren, und ich spielte die Naive, auch wenn es mir beinahe Übelkeit bereitete. Von dem Highball, den Donny mir spendierte, nahm ich nur winzige Schlückchen, erfuhr dafür aber das eine oder andere über den Reifenfabrikanten.
    Thalheimer hatte erst seit einigen Jahren ein eigenes Unternehmen. Zuvor hatte er als Chemiker bei Bayer in Leverkusen gearbeitet. Dort hatte man während des Krieges die ersten Versuche mit künstlichem Kautschuk angestellt, und er war an der Entwicklung beteiligt gewesen. Dann gab es, wie Donny mit einem süffisanten Lächeln bemerkte, eine Phase, zu der Thalheimer nichts zu erzählen hatte. Vor zwei Jahren dann war er aber als wohlbeleibter Fabrikant wieder in Erscheinung getreten und versuchte nun seine unzerstörbaren Reifen zu verkaufen.
    Im Augenblick pflügte Thalheimer sich durch das Büfett, gefolgt von dem Schweizer Obeli, der ebenfalls recht rundlich war, jedoch weit kleiner und kompakter als der Reifenfürst, und neben ihm wie ein auf und ab hüpfender Gummiball wirkte. Ich sah mich nach seiner Schwester Doro um. Irgendwann müsste ich, um dem Klatsch- und Tratschbedürfnis der Leser nachzukommen, auch etwas über sie in Erfahrung bringen. Dass sie einen intensiven Blick auf die Männer hielt, war mir schon aufgefallen. Auch ihre Aufmachung war immer sehr aufreizend. Hier trug sie ein orangerotes Kleid, das zwar der neuesten Mode nach wie ein Hemd zipfelig bis zu den Knien fiel, jedoch Schultern und Arme freiließ. Sehr weiße Arme, ein wenig rundlich, und den üppigen Busen konnte der gerade Schnitt auch nicht verstecken. Ihre Augen hatte sie mit dunklem Puder höchst kunstreich betont, ihren umschatteten Blick setzte sie routiniert ein. Ich zog Farbe und Puder in Gedanken von dem Gemälde ab und hatte ein eher unscheinbares

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