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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hand.
    »Flandernoffensive, die Briten bedrängten uns, es wurde von unserer Seite aus Senfgas eingesetzt. Du weißt, was das bedeutet?«
    Ich wusste es. Sie hatten es mir erzählt, jene, die davongekommen waren.
    »Wir sammelten die Gefallenen ein, Emma, und mag es Schicksal gewesen sein oder Fügung: Ich fand MacAlan in einem Granattrichter liegen. Er hatte von dem verdammten Gas verdammt viel abbekommen, aber er lebte noch. Ich brachte ihn ins Lazarett, setzte mich zu ihm, sprach mit ihm, bis er mich erkannte. Viel konnte er nicht mehr sagen, Emma. Aber er bat mich, seine Marke an mich zu nehmen, ihm meine Uniform anzuziehen und meine Marke umzulegen und abzuhauen. Ein wahrer Freundschaftsdienst. Und es war meine ganz große Chance. Er starb in meinen Armen, Emma, und seine letzten Worte habe ich erfüllt. ›Bleib am Leben, Will, und sag ihnen, dass ich sie liebe.‹ Ich bin am Leben geblieben, und ich habe es Beau und Chester gesagt. Und nun auch dir.«
    Ich biss mir auf die Lippe, aber es nutzte nichts. Das Schluchzen in meiner Kehle erwürgte mich fast, und dann brach es aus mir heraus. Ich weinte, und Will zog mich an seine Brust.
    Nach einer Weile legte sich meine Erschütterung, und ich richtete mich auf. Will – MacAlan – schaute mit unbewegtem Gesicht über das Wasser. Er hatte sich verändert in den elf Jahren. Damals war er Mitte zwanzig gewesen, nun Mitte dreißig, und in sein Gesicht hatten sich Falten eingegraben. Sie standen ihm nicht schlecht, sie zeugten von Erfahrungen, von solchen, die ein Mensch nicht machen sollte.
    »Eure Flucht ist geglückt«, versuchte ich ihn wieder zum Reden zu bringen.
    »Ja, sie glückte. Es mag dich etwas aufheitern, Emma, dass uns der Kommandeurswagen von Oberst von Braunlage dabei recht hilfreich war.«
    »Ein findiger Mechaniker und Chauffeur zusammen mit einem ebenso findigen Furagier – ja, gute Voraussetzungen habt ihr gehabt. Wohin habt ihr euch gewandt?«
    »Hinter die britische Front, dann Richtung Süden. In Marseille habe ich in einer Autowerkstatt gearbeitet, den Wagen umgebaut, und Hans hat ihn verscherbelt. Von dem Erlös haben wir uns einen anderen gekauft, ich habe ihn ein bisschen hergerichtet, und schon kamen die Aufträge. Wir haben Kurierfahrten unternommen, Pakete, Dokumente, manchmal auch Menschen nach Spanien gebracht. Nach Deutschland trauten wir uns nicht zurück.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Wir hatten uns mit einigen anderen Fahrern angefreundet, und als man an uns herantrat und uns bat, nach Marokko zu gehen, um Abd el Krim dabei zu helfen, seinem Land als technische Instrukteure den Fortschritt zu bringen, stimmten wir zu. Uns war nach südlicher Sonne, aber wir gerieten erneut in den Krieg. Nach anderthalb Jahren, in diesem August, landeten Hans und ich wieder in Marseille.«
    »Und nun traut ihr euch auch wieder nach Deutschland? Warum?«
    »Es hat sich einiges geändert, Emmalou. Desertion und Diebstahl sind verjährt. Selbst wenn Oberst von Braunlage uns erkennt, kann er nichts mehr gegen uns unternehmen. Aber ein dämlicher Zufall ist es schon, dass ausgerechnet er an dieser Rallye teilnimmt.«
    »Hast du ihn denn persönlich kennengelernt?«
    »Leider ja. Hans und ich hatten, kurz vor unserem Aufbruch von Ypern, einen recht heftigen Disput mit ihm über Fragen der Menschlichkeit. Mag sein, dass er sich wirklich an uns erinnert. Aber tags drauf war Will Marten tot, ein Opfer des Giftgaseinsatzes. Derzeit hält er mich, dank Chesters und Beaus Hilfe, für Captain MacAlan. Hans hat er allerdings sehr misstrauisch gemustert.«
    Ich stand auf und ging einige Schritte am Ufer entlang, Will – Mac – folgte mir.
    »Was wirst du tun, Emmalou?«, fragte er mich nach einer Weile.
    »Mich an den neuen MacAlan gewöhnen. Und um den alten erneut trauern. Die Hoffnung, weißt du, stirbt zuletzt.«
    »Es tut mir leid, dass ich die Botschaft überbringen musste. Auch bei den Fitzgeralds habe ich Wunden damit wieder aufgerissen.«
    »Gib mir ein bisschen Zeit. Und begleite mich jetzt zum Hotel zurück. Ich möchte ein wenig alleine sein.«
    »Natürlich.«
    Er brachte mich zu meinem Zimmer hoch und verabschiedete sich sehr förmlich.
    Meine Uhr zeigte noch nicht einmal Mitternacht an, aber ich hatte das Gefühl, dass Stunden vergangen waren, seit ich das grüne Kleid gegen die Hose getauscht hatte. Ich zog mich aus, hüllte mich in Pyjama und Morgenmantel und setzte mich in den Sessel am Fenster, um in den Nachthimmel zu starren.
    Auch wenn

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