Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
eingetreten. Eine Verkettung dummer Zufälle hat dazu geführt, dass sie fast vierundzwanzig Stunden festsaß und weder Essen noch Trinken bekam. Sie ist dann zu Fuß ins Hotel gekommen, völlig erschöpft und müde.«
»Der Rezeptionist …«
»Wird nie wieder an der Rezeption arbeiten. Eine Fehlentscheidung meinerseits, den Mann mit dieser Aufgabe zu betreuen.«
Ich nickte. Solche Dinge durften in einem gut geführten Hotel nicht vorkommen.
»Sie ist eine sehr nette Frau, Herr Metz. Ich habe eben mit ihr zu Mittag gespeist.«
»Und zuvor, liebe Emmalou, hat man dich weinen gesehen. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
»Nein. Aber danke, Herr Metz. Es geht schon wieder. Es waren … ein paar Nackenschläge zu viel. Aber jetzt geht es wieder. Ich wollte mich nur verabschieden, denn ich muss jetzt los, um rechtzeitig vor der Rallye in Sennelager zu sein.«
»In einem kleinen Flugzeug, wie ich hörte. Nun, dann viel Glück, Emmalou. Und zögere nicht, mich um Hilfe zu bitten, wenn es nötig ist. Dein Vater und ich waren immer gute Freunde gewesen, und sein viel zu früher Tod hat mich sehr betroffen gemacht.«
Er umarmte mich, und wieder wollten Tränen aufsteigen, aber diesmal gelang es mir, das Schluchzen zu unterdrücken.
Frau Heinemanns Chauffeur wartete mit einem neuen Benz vor dem Portal, ein hoteleigener Wagen und höchst luxuriös ausgestattet. Der Mann, Tex, war ein waschechter Amerikaner, dessen Sprache ich nur mit Mühe verstand. Aber er war höflich und brachte mich sicher zum Butzweiler Hof. Hier wartete meine Rumpler unversehrt auf mich, und nachdem ich mich umgezogen hatte, überprüfte ich sie sorgfältig. Die britischen Soldaten – sie verstand ich weit besser als Tex – halfen mir, den Tank zu füllen, und gaben mir auch die neuesten Wettermeldungen. Die Regenfront war weiter nach Westen gezogen, ich würde bei klarer Sicht hinter den Wolken herfliegen. Ich startete, kam gut in die Luft und stieg in einer Runde über dem Flugplatz höher, dann grüßte ich den Dom noch einmal und richtete die Nase meiner Rumpler nach Osten aus.
Ich könnte auch direkt nach Berlin fliegen und Rallye Rallye sein lassen, ging mir durch den Kopf. Was hatte ich noch zu verlieren?
Freundschaft, sagte eine kleine Stimme zu mir. Chester und Beau, Hans und Will – Mac. ChiChi und ChouChou, ich konnte nicht einfach ohne Abschied verschwinden.
Außerdem war ich inzwischen neugierig geworden, wie diese Rallye ausgehen würde.
Also das Lager in der Nähe von Paderborn.
* Heute Clara-Fey-Gymnasium
41. FRITZENS WETTE
Mir und mich verwechsle ich nicht,
das kommt bei mich nicht vor.
Ich hab ’nen kleinen Mann im Ohr,
der sagt mich alles vor.
Berliner Spruch
F räulein Helene Weipert betrachtete den Wagenheber mit großem Interesse. Fritz war erstaunt, dass die vornehme Dame – sie war schon beinahe ein bisschen alt für ein Fräulein, mindestens dreißig – sich tatsächlich von ihm beibringen lassen wollte, wie man einen Reifen wechselte.
»Erst die Muttern lösen, Frollein Weipert.«
»Warum, Herr Papke?«
»Is schwierig, wenn det Rad nicht mehr uffm Boden steht. Kriejen Se det hin?«
Er reichte ihr den Kreuzschlüssel, und mit ein wenig Unterstützung löste die Dame tatsächlich alle Muttern.
»Nu schieben Se den Heber hier unter die Achse.«
Sie griff zu und tat, was er ihr beschrieben hatte. Dann bediente sie die Kurbel, und das Chassis hob sich ein Stückchen.
»Jut so, nich höher. Und wenn Se unterwechs sin, Frollein Weipert, passen Se uff, det Se festen Unterjrund haben. Sons jlitschter wech. Sollten immer een Brett dabeihaben.«
»Ja, das sehe ich ein. Und jetzt muss ich das Rad von der – mhm – Achse ziehen?«
Fritz half ihr, die Muttern ganz zu lösen, gemeinsam nahmen sie das Rad ab und steckten das neue auf. Mit einem kleinen Stöhnen richtete Fräulein Weipert sich auf.
»Ob ich das am Straßenrand alleine hinbekomme?«
»Wenn Se müssen, können Se. Und wenn en Schentelmän vorbeikommt, kieken Se hilflos ausser Wäsche.«
Helene Weipert erwiderte Fritzens freches Grinsen. Dann beendete sie den Radwechsel, zog den Wagenheber unter der Achse hervor und pumpte unter Fritzens Anleitung den Reifen auch noch auf. Ihre Hände waren anschließend schmutzig und ölverschmiert, und dankbar nahm sie Waschpaste und Lappen von Fritz entgegen.
»Vielen Dank, dass Sie mir das gezeigt haben, Fritz. Und als Gegenleistung möchte ich Ihnen auch etwas schenken.«
»Det is nicht nötich,
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