Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Frollein Weipert.«
»Doch, es ist nötig, Fritz. Charlie hat gesagt, Sie sollen demnächst die Gesellenprüfung ablegen. Und dann ist es wichtig, dass Sie gutes Deutsch sprechen. Wissen Sie, die Menschen vertrauen denen, die sich richtig auszudrücken wissen, viel mehr als denen, die fehlerhaft sprechen.«
»Mach ick Fehler?«
Fritz sah die Dame verblüfft an. Ja, klar, er sprach nicht so gewählt wie sie, aber man verstand ihn doch, oder?
»Ein paar kleine Fehlerchen, Fritz. Mit dem mir und dem mich sollten Sie etwas sorgfältiger umgehen.«
Er sah sie verständnislos an.
»Personalpronomen, das sind die Fürwörter, die für einen Namen stehen. Fritz wäscht Molle. Er wäscht sie.«
»Würde ick nie machen, Molle wäscht ihr selbst.«
»Fritz!«
»Ja, ja, is jut. Ick wasch Molle. Fritz wäscht ihr.«
»Fritz wäscht sie. Auf die Frage: Wen? folgt immer mich , auf die Frage: Wem? folgt immer mir . Fritz wäscht sich die Hände.«
»Ick wasch mich die Hände.«
»Wem?
»Ick wasch mir die Hände. Det hört sich aber komisch an.«
»Es ist aber richtig. Molle kratzt Fritz?«
»Macht se nich. Sie kratzt mir nie.«
»Wen kratzt sie nie?«
»Molle kratzt … mhm … mich nie?«
»Richtig. Sehr gut.«
»Kann ja sein, aber det kann ick mich nicht behalten.«
»Wer kann was nicht behalten?«
»Ick mich det Zeuchs.«
»Ich mir das Zeug, Fritz. Und darum habe ich das für Sie aufgeschrieben. Mit Beispielen.«
Fräulein Weipert reichte ihm ein dünnes Heft, und er schlug es auf. Ganz viele Sätze waren darin. Und Aufgaben. Die sollte er lernen. Unwillkürlich rümpfte er die Nase.
»Es stehen sehr praktische Sätze da drin, Fritz, die Sie gut gebrauchen können. Zum Beispiel, wenn Sie Ihrer Freundin Nelly etwas sehr Liebes sagen wollen.«
Fritzens Blick fiel auf ebendiesen Satz, und seine Wangen färbten sich dunkelrot.
Also, vielleicht lohnte es sich ja doch, so was zu lernen. Nelly sprach so schön. Ja, das wäre ein Anreiz.
Fräulein Weipert sah ihn lächelnd an.
»Wir sind Lehrerinnen, Fritz. Und wenn Sie meiner Schwester und mir beibringen, wie man sein Automobil richtig wartet, dann erhalten Sie von uns Lektionen in gutem Deutsch.« Und damit drückte sie ihm die neueste Ausgabe der Automobil Zeitung in die Hand. »Lesen bildet!«
»Det stimmt. Aber Tun tuts ooch.«
»Stimmt ebenfalls.«
Fräulein Weipert stieg in ihr Kommissbrot und rollte langsam und geschickt aus dem Hof. Fritz salutierte achtungsvoll hinter ihr her. Klug von ihr, sich den Reifenwechsel zeigen zu lassen. Das war eine der häufigsten Pannen, die einem unterwegs passieren konnten. Hatte man ja nun auch von der Rallye gehört.
Und dieser Gedankengang brachte Fritz wieder zu dem Experiment, das Charlie am Vormittag begonnen hatte. Er ging zu dem Bord und zog den Lappen von dem Reifenschlauch weg, auf den sie Terpentin gegossen hatten. Tatsächlich, da war eine Veränderung eingetreten. Mit dem Schraubenzieher berührte Fritz die Stelle, die irgendwie gequollen aussah. Weich war der Gummi hier geworden. Aha, wenn der Schlauch aufgeblasen wurde, würde an dieser Stelle die Luft entweichen. Übel, ganz übel das. Das war bestimmt Sabotage. Fritz schaute auf die Uhr an der Wand. In einer halben Stunde sollte er wieder am Kontrollplatz sein. Er würde diesen Schlauch mal mitnehmen und ihn dem Henske zeigen. Auch wenn der ein Stinkstiefel war.
Charlie stimmte diesem Vorgehen zu, und als Fritz am Zelt der Rennleitung um Gehör bat, ließ der Chef sich tatsächlich herab, sich den zerstörten Schlauch anzusehen.
»Ja, wir haben einen Hinweis auf vermehrte Reifenpannen erhalten. Und woher wissen Sie davon, Junge?«
»Det hat Charlie von ’nem Freund jehört, der wen von Köln kennt. Und darum ham wir det ausprobiert.«
Henske schob die Mütze ins Genick und kratzte sich den Kopf.
»Übel, wenn das stimmt. Ich werde den Kollegen im Lager durchgeben, dass sie sich die Reifen zeigen lassen sollen. Und jetzt ran an die Arbeit, Junge. Die Zäune für den parc fermé müssen aufgestellt werden.«
Fritz, zufrieden damit, dass seine Nachricht auf fruchtbaren Boden gefallen war, half den Kumpels, die Gatter auf dem Platz vor der Kirche aufzustellen.
»Was ist, willst du noch deine Wette abschließen? Letzte Chance heute«, fragte der pfiffige Geselle, der das selbst ernannte Wettbüro führte.
Auch darüber hatte Fritz lange nachgedacht. Er konnte entweder auf den Sieg in der Gesamtwertung setzen oder auf den Etappensieg von
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