Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Wagens zu.
Die nächste Etappe würde sie nach Geseke führen, über den Hellweg, geradeaus, diesmal jedoch war nicht die Geschwindigkeit ausschlaggebend, sondern eine Nonstop-Fahrt. Jeder Halt gab Strafpunkte. Eine halbe Stunde später befanden Hans und Mac sich auf der Strecke und fuhren in mäßigem Tempo durch eine ebene, von Feldern gesäumte Landschaft. Die Straße war gut, nicht ausgefahren und staubig, es war nach den Steigungen und Kurven beinahe erholsam, hier entlangzureisen. Eine Zeit lang fuhr ein Streckenkontrolleur hinter ihnen, dann überholte sie ein Fahrer, an dessen Autotür in großen Lettern »Presse« prangte. Nach einer Dreiviertelstunde erreichten sie tatsächlich ohne Halt das Örtchen Geseke, tankten auf und fuhren den letzten Teil der Strecke mit einer stetigen Geschwindigkeit von dreißig Kilometern in der Stunde. Mehr Dörfer waren zu durchqueren, hier und da bejubelten Kinder die ungewohnte Fahrzeugkolonne, es galt auch wieder anderen Verkehrsteilnehmern auszuweichen. Pferdewagen, ein Eselskarren, ein Traktor verlangsamten das Vorankommen. Wind fegte einmal große, feuchte Blätter von den Bäumen, die sich an den Fenstern festsetzten. Sie passierten einige Seen, in denen sich vereinzelte Sonnenstrahlen spiegelten.
Mac, der sich nun nicht mehr ausschließlich auf die Straße konzentrieren musste, widmete sich seinem Beifahrer, der noch immer mit zitternden Händen neben ihm saß. Wie schon so viele Male zuvor versuchte er, Hans zum Reden zu bringen. Aber der wehrte ab.
»Lass nur, Mac. Es wird schon wieder. Und wenn nicht, frage ich den jungen Doktor nachher, ob er ein Beruhigungsmittel für mich hat.«
Also schwieg Mac und ließ seine Gedanken wandern. Später, wenn sie im Lager angekommen waren, würde er als Erstes Emmalou suchen und ihr von Geraldines Sturz berichten. Ob er auch von der Pistole des Oberst und dem Anschlag erzählen sollte? Ja, vermutlich war das besser. Er musste herausfinden, ob Emma etwas damit zu tun hatte. Und ob sie tatsächlich mit Leutnant du Plessis verlobt gewesen war. Dann konnte ihr möglicherweise Oberst von Braunlage noch Schwierigkeiten machen. Als Nächstes würde er sich bei der Rennleitung nach geplatzten Reifen erkundigen. Dem Gespräch mit Gregoire allerdings würde er aus dem Weg gehen. Auf jeden Fall aber würde er an diesem Abend versuchen, so bald wie möglich ins Bett zu kriechen. Die Müdigkeit saß ihm inzwischen tief in den Knochen. Und einige von diesen müden Knochen taten auch noch weh, denn das Abseilen und später die knochige Fahrt durch die Berge hatten einige Prellungen verursacht.
»Abbiegung links.«
Sie fuhren an Sennelager vorbei durch ein Waldstück und erreichten kurz darauf das ehemalige Kriegsgefangenenlager Staumühle, das nun den Kindern aus dem Ruhrgebiet als Erholungslager diente. Sie hatten eine halbe Stunde Zeit, ihren Ford zu warten, was Mac beinahe ganz alleine durchführen musste, da Hans’ Hände zu stark zitterten. Immerhin konnte er ihm beim Radwechsel noch helfen; um Zündkerzen und Vergaser sowie um das Nachfüllen von Öl hier und da kümmerte er sich selbst. Hans hingegen erklärte vier neugierigen Jungen, was er da gerade machte. Langjährige Erfahrung und Übung machten sich bezahlt, er war innerhalb der vorgesehenen Frist fertig mit seinen Arbeiten und fuhr den Ford an seinen Platz im parc fermé.
»Hinten auf dem Feld steht die Rumpler«, informierte Hans ihn.
»Nun gut, dann werde ich sehen, dass ich Emma so bald wie möglich aufsuche. Wo sind wir untergebracht?«
»In den Baracken da vorne. Die rechts sind von einer Gruppe kleiner Rotznasen belegt, wie mir mein Nachrichtendienst eben gemeldet hat.«
Mac nickte den Buben zu, nahm seinen Seesack vom Rücksitz, Hans schulterte den seinen, und sie schlenderten zu den Unterkünften. Das Dom-Hotel war es nicht, wahrhaftig. Ein Zimmer mit vier Stockbetten und grauen Decken, Spinde, wackelige Stühle, bekritzelte Wände. Sie legten ihr Gepäck ab, und Mac suchte den Waschraum.
»Kein Luxusbad«, grummelte der junge Waldgruber, der ihm auf dem Weg begegnete. »Waschtröge hier draußen, da hinten ein paar Latrinen.«
»Heißes Bad ade.«
»Brauchen Sie ein Schmerzmittel? Sie haben sich bei der Rettungsaktion heute ein paarmal heftig angestoßen.«
»Danke, aber wird schon gehen. Das heiße Bad … Je nun, kaltes Wasser hilft auch gegen die Prellungen. Aber Sie könnten sich um meinen Beifahrer kümmern, Doktor. Ein leichtes Beruhigungsmittel täte
Weitere Kostenlose Bücher